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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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zurückzugewinnen. Sie blickte Miles an, ohne ihn eigentlich zu sehen. Dann drehte sie sich um und ging zu den Ställen.
    »Was ist mir dir? « fragte Miles.
    »Ich reite nach Hause«, sagte sie still.
    »Nach Schottland? « fragte er verwundert.
    »Aye«, flüsterte sie. Sie lächelte. »Würdest du mich bei Judith entschuldigen? «
    Miles sah ihr forschend ins Gesicht. »Judith versteht vieles, was man ihr erst gar nicht sagen muß. Komm, wir satteln. «
    Alicia wollte protestieren, schloß jedoch den Mund, ohne einen Laut hervorzubringen. Sie wußte, daß sie Miles nicht daran hindern konnte, sie zu begleiten. Ebensogut hätte sie ihren Wunsch aufgeben können, nach Hause zu reiten.
    Sie ritten die ganze Nacht hindurch, ohne ein Wort miteinander zu sprechen. Als sie die Grenze nach Schottland in der Morgendämmerung überquerten, sagte sie zu Miles, es wäre wohl sicherer, wenn er sich wie ein Hochländer kleidete, da sie keine bewaffneten Begleiter mitführten. Doch er sah sie nur mit einem Blick an, als verstünde er nicht, was sie meinte.
    Später, als sie weiter nach Norden kamen, begann sie zu begreifen. Miles würde immer seines Lebens sicher sein, wenn Frauen in der Nähe waren. Hübsche Mädchen boten ihnen Becher mit frischgemolkener Milch an, und ihre Augen boten Miles viel mehr an als das. Eine Frau, die ihre vierjährige Tochter an der Hand führte, blieb stehen und sprach sie an. Das kleine Mädchen rannte auf Miles zu und sprang ihm in die Arme. Miles sah nichts Ungewöhnliches in diesem Verhalten. Er setzte das Mädchen auf seine Schultern und trug es eine tüchtige Strecke neben seiner Mutter her.
    Auch den nächsten Tag verbrachten sie im Sattel und machten am Abend in einer zerstörten Burg Rast, die kein Dach mehr hatte.
    Miles war es, der sich daran erinnerte, daß heute Heiliger Abend war. Sie versuchten, so etwas wie ein Fest zustande zu bringen; doch als Miles merkte, wie traurig seine Schwägerin war, überließ er sie ihren Gedanken. Alicia verstand nun, woraus Miles’ Faszination auf Frauen zum Teil bestand: Er schien zu wissen, was eine Frau empfand. Er verlangte nichts von ihr, wie das Stephen tat, oder versuchte mit ihr zu reden, wie es Raines Art war. Miles wußte, was sie bewegte, und ließ sie in Ruhe. Sie zweifelte nicht daran, daß Miles ein ausgezeichneter Zuhörer sein würde, sobald sie etwas reden wollte.
    Sie lächelte ihn an und nahm den Gerstenkuchen entgegen. »Ich fürchte, ich bin schuld, daß du Weihnachten nicht mit deiner Familie feiern kannst. «
    »Du bist meine Familie«, sagte er betont. Er sah zum schwarzen Himmel über der Ruine auf. »Ich hoffe nur, daß es dieses eine Mal nicht regnet. «
    Alicia lachte. »Du bist zu sehr an die Trockenheit deines Landes gewöhnt. « Sie lächelte in der Erinnerung an ihren Mann. »Stephen schien der Regen nie etwas auszumachen. Er… « Sie hielt inne und sah zur Seite.
    »Ich glaube, Stephen würde sogar unter Wasser leben, wenn er mit dir Zusammensein darf. «
    Sie sah ihn betroffen an und erinnerte sich dann wieder an das Küchenmädchen, das auf dem Schoß ihres Mannes saß. Tränen trübten ihren Blick. »Ich glaube, ich sollte jetzt besser Schlafengehen. «
    Miles beobachtete verblüfft, wie sie sich in ihr dünnes Plaid einrollte und sofort entschlummerte. Er zog seufzend seinen pelzgefütterten Mantel um seinen Leib. Ich würde nie einen guten Schotten abgeben, dachte er bei sich.
    Es herrschte noch das Zwielicht der Morgendämmerung, als sie den Hügel erreichten, von dessen Kuppe aus man Larenston sehen konnte. Miles staunte mit offenen Mund die Festung auf der Halbinsel an, als Alicia ihr Pferd antrieb und sich in die Arme eines kolossalen Mannes warf.
    »Tam! « rief sie und barg ihr Gesicht an seinem Hals.
    Tam hielt sie von sich. »Du hast mir ein paar neue graue Haare zu den alten hinzugefügt«, flüsterte er. »Wie kann so ein kleines Ding wie du nur in so große Schwierigkeiten geraten? « fragte er, obwohl sie doch tatsächlich ein paar Zoll größer war als er.
    »Weißt du, daß der MacGregor darum gebeten hat, dich zu treffen? Er schickte eine Botschaft, in der etwas von einem Wundertrank und einer kecken Dirne stand, die ihn ausgelacht habe. Alicia, was hast du angestellt? «
    Alicia starrte Tam verwundert an. Der MacGregor wollte sich mit ihr treffen! Vielleicht war das eine Gelegenheit, Stephen zu beweisen, daß sie doch nicht nur selbstsüchtig war.
    Sie umhalste Tam abermals. »Wir haben viel Zeit.

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