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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Gefühl, als zerschmelze sie an seiner Brust. Doch seine nächsten Worte zerbrachen den Zauber.
    »War das einer von Miles’ Männern, mit dem du eben geredet hast? «
    Sie stemmte sich von ihm fort. »Spricht aus dir schon wieder die Eifersucht? «
    »Alicia, nein, hör mich an! Ich möchte dich nur warnen. Die Engländer sind nicht wie deine Hochländer. Du kannst mit ihnen nicht so reden, als wären sie deine Brüder. In England schlafen die Edeldamen oft mit den Gefolgsleuten ihrer Ehemänner. «
    Alicias Augen weiteten sich. »Beschuldigst du mich, ich hätte die Absicht, mit einem deiner Gefolgsmänner zu schlafen? « fauchte sie.
    »Nein, natürlich nicht. Aber… «
    »Doch eben das trautest du mir zu, als wir in Hugh Lascos Haus weilten! «
    »Hugh Lasco ist ein Gentleman! « schnappte Stephen.
    Alicia fuhr vor ihm zurück und funkelte ihn an. »Aha! « schäumte sie, »du gestehst mir zu, daß ich als Hure wenigstens einen Unterschied mache! « Sie wirbelte herum und strebte dem Ausgang zu.
    Stephen packte ihren Arm. »Ich unterstelle dir nichts und werfe dir nichts vor. Ich versuche dir nur zu erklären, daß es Unterschiede zwischen England und Schottland gibt. «
    »Oh! Und ich bin zu dumm dazu, den Unterschied zwischen zwei Ländern erkennen zu können. Du bist lernfähig, ich jedoch nicht! «
    Plötzlich verschwamm ihr alles vor den Augen. Sie war nicht gewöhnt, sich unwohl zu fühlen. Sie dachte an die vielen Krankheiten, die in England grassierten. Sie verließ rasch den Stall und lehnte sich draußen an die Mauer, als Judith ihr mit einem Korb entgegenkam.
    »Alicia! « rief Judith erschrocken und stellte ihren Korb ab. »Ist dir nicht gut? « Sie legte die Hand auf die Stirn ihrer Schwägerin. »Komm, setz dich einen Augenblick«. Sie schob ein Faß heran, das an der Stallwand stand. »Atme tief ein, und der Schwindel wird wieder vergehen. «
    »Was wird vergehen? « fragte Alicia schroff.
    »Der Schwindelanfall — oder willst du etwas von den frischen Broten essen, die ich hier im Korb habe? «
    »Nein«, sagte Alicia kopfschüttelnd, »schon bei dem Gedanken an Essen wird mir schlecht. «
    »Siehst du? « sagte Judith lächelnd, »dann war meine erste Vermutung richtig. Du bekommst ein Baby! « Sie strich sich stolz über ihren eigenen Leib. »Wir werden es ungefähr zur gleichen Zeit bekommen. «
    »Du! Du wirst auch ein Kind haben? «
    Judith antwortete mit einem versonnenen Lächeln auf dem Gesicht. »Ja. Ich… verlor mein erstes Baby. Es war eine Fehlgeburt. Deshalb bin ich bei diesem besonders vorsichtig. Ich habe es niemandem verraten — nur Gavin natürlich. «
    »Natürlich«, wiederholte Alicia und sah zum Stall hin, wo Stephen noch mit seinem Pferd beschäftigt sein mußte. »Wann ist es denn soweit? «
    »In sieben Monaten«, erwiderte Judith mit einem glücklichen, leisen Lachen.
    Alicia saß einen Moment still. Ein Baby, dachte sie, so ein süßes, weiches Ding, wie Kirsty es bekommen hatte! Ihr Bewußtsein schien sich selbständig zu machen, denn sie merkte gar nicht, wie sie aufstand und wie in Trance über den Hof ging. Sie dachte an Tam und wie stolz er auf sie sein würde. Sie lächelte verträumt, als sie sich vorstellte, wie Stephen die Nachricht aufnehmen mußte. Er würde überglücklich sein, sie packen, in die Luft werfen und sie lachend wieder auffangen! Und dann würden sie sich streiten, ob das Kind MacArran oder Montgomery heißen sollte. Selbstverständlich würde das Kind ein MacArran sein.
    Sie merkte gar nicht, wie sie durch das offene Tor ging. Die Männer auf den Mauern warnten sie nicht oder behinderten in irgendeiner Weise ihre Bewegungsfreiheit.
    Vielleicht wurde es eine Tochter. Dann bekam der Klan Mac Arran zweimal hintereinander eine Frau als Laird. Sie würde ihrer Tochter alles beibringen, was man als Laird beherrschen muß.
    »Mylady«, sagte eine Stimme.
    Alicia war immer noch wie in Trance. Sie achtete der Stimme nicht. Sie wußte gar nicht, daß sie schon so weit gegangen war, daß die Wächter auf der Burgmauer sie nicht mehr sehen konnten.
    »Mylady«, wiederholte die Stimme, »ist Euch nicht gut? «
    Alicia sah zu dem Reiter mit einem engelhaften Lächeln hinauf. »Mir geht es gut«, sagte sie mit großer Wärme. »Mir geht es sogar sehr gut. «
    Sie dachte wieder an das Kind. Morag würde sich freuen, wenn sie noch ein Baby großziehen durfte. Und dann spürte sie plötzlich die Lippen des Reiters an ihrem Ohr. Diese Berührung weckte sie aus

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