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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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verlassen und war zu der
schmutzigen, verwahrlosten Ranch im Outback zurückgegangen,
zurück zu ihrem Vater, zu Onkel Mishio. Ihre kurze,
handschriftliche Nachricht erklärte nichts, war wie ein
Sphinx-Rätsel, über das Dorthy noch Jahre später
nachgrübelte:
    Ich kann nicht unter Fremden leben.
    Selbst jetzt verstand es Dorthy noch nicht ganz.
    Und der übrige Traum, besonders als er in einen Alptraum
abglitt – war dieser Traum tatsächlich ihrer inneren Mitte
entsprungen? Dorthy, die darauf trainiert war, auch den geringsten
Hauch von Andersartigkeit in ihrem Bewußtsein aufzuspüren,
glaubte es nicht. Es war ihr eingegeben worden, um den Weg zu ebnen.
Aber den Weg zu was?
    Sie überließ Andrews seinen Träumen und arbeitete
sich durch die dichte Vegetation. Der Steilhang der Schlucht lag
nicht weit entfernt. Dorthy setzte sich auf den Boden und betrachtete
von dort aus die Bäume, die das Gewirr von Wällen und
Gebäuden auf der anderen Seite zum größten Teil
verbargen. Sie konnte nicht sofort etwas erkennen – schon gar
nicht das grelle, gefährliche Etwas, das gegen ihr
Bewußtsein gebrandet war. Selbst das unangenehme Gefühl,
beobachtet zu werden, war abgeklungen. Sie bezweifelte, daß das
ein Zufall war.
    Schwerfällig und zögernd begann sie sich zu
konzentrieren, verlor erst ihren Realitätssinn für die
Welt, dann den Sinn für ihr Selbst, und schwebte frei über
ihrer Mitte. Langsam, langsam kamen die schwachen Lichter der anderen
Bewußtsein zu ihr, wie die Lichter der kleinen Lebewesen in den
Abgründen der Ozeane. Sie war zu weit entfernt, um sie zu
verstehen, registrierte nur, daß sie da waren, alle
beeinflußt von dem strikten linearen Muster, welches sie im
Bewußtsein des Hüters entdeckt hatte, der sie in der Burg
überwältigte. Sie hatte sie noch nicht lange erfaßt,
als sie spürte, wie Andrews näher kam. Nur widerwillig
löste sie sich von den anderen Bewußtsein und fühlte
ihr eigenes Selbst in die Hülle ihres Körpers
zurückkehren. Sie erhob sich mit steifen Gliedern und
beobachtete, wie seine schemenhafte Gestalt näher kam. Das
Gewehr hatte er über die Schulter gehängt.
    »Warum haben Sie mich nicht geweckt?« fuhr er sie zornig
an. »Ich wußte nicht, wo Sie waren.«
    »Trotzdem haben Sie mich ohne große Mühe
gefunden.«
    Sein Ärger verwirrte sie. Das pyrotechnische Aufblitzen eines
nicht respektierten Egos! »Da unten sind Hüter«, sagte
sie. »Ich weiß aber weder, wie viele, noch, was sie da
machen. Ich werde hinuntersteigen müssen. Allein!«
    »Hüter, aber wohl nicht der große schwarze Mann,
wie?«
    »Wie bitte?«
    »Diese Intelligenz. Der FEIND!«
    »Ich weiß immer noch nicht, ob sie der FEIND ist. Aber
sie ist jetzt nicht dort unten.«
    Andrews’ Ärger verflog. Ernst fragte er: »Aber sie
war dort, nicht wahr? Sind Sie deshalb ohnmächtig
geworden?«
    »Ich denke schon. Aber ich habe nichts Neues erfahren
können. Hören Sie, Andrews. Ich bin hier oben zu weit
entfernt von ihnen. Ich muß hinunter, allein.«
    Einen Augenblick lang kämpfte er mit seinen Bedenken.
»Also gut, Dr. Yoshida. Schwierige Zeiten machen auch schwierige
Entscheidungen notwendig, nicht wahr? Ich werde mich also ein wenig
auf eigene Faust umsehen. Wir treffen uns wieder in der Laube, die
ich da ins Unterholz geschlagen habe. In Ordnung?«
    Sie konnte sein Grinsen nur erahnen, denn es war inzwischen sehr
dunkel geworden. »In Ordnung.«
    »Haben Sie sich von Ihrem Anfall erholt?«
    »Ich denke schon.«
    »Schön. Aber gehen Sie nicht zu diesen Baumgruppen da
drüben, in diese Gebäude, oder was immer das sein mag. Es
macht keinen Sinn, etwas herausfinden zu wollen, wenn Sie mir nachher
nicht darüber berichten können.«
    »Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen. Hoffentlich
gelingt Ihnen das auch.«
    Dorthy verkniff sich jeden weiteren Hinweis auf die Gefahr, in der
sie schwebten, auf die Falle, in der sie vielleicht schon längst
saßen. Die ganze Angelegenheit war für Andrews, war
für seinen Stolz zu wichtig, um sie jetzt abzubrechen. Aber er
könnte sie von ihrer Initiative abzubringen versuchen.
Seltsamerweise brannte sie inzwischen ebenso wie er darauf, den Kern,
das Innerste dieses Mysteriums hier ausfindig zu machen. Sie drehte
sich um und begann den Abstieg. Leise rief Andrews ihr nach:
»Viel Glück!« Und war verschwunden, ehe sie darauf
antworten konnte.
     
    Nach dem mühseligen Abstieg über zahlreiche
Geröllhänge hockte Dorthy sich zwanzig Minuten später
hinter

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