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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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waren Frauen kaum mehr als ein kostbarer Besitz,
Gebär-Tempel – eine Einstellung, die mehrere Jahrhunderte
alt war. Während einer der Erbfolge-Kriege waren damals die
meisten Frauen und Kinder von einer künstlich hervorgerufenen
Seuche dahingerafft worden. Danach wurden in Groß-Brasilien
Frauen gekauft und verkauft und wie ein kostbarer Schatz
gehütet, insbesondere von der Aristokratie, die große
Geldsummen dafür aufwandte, ihre Blutstämme aufzufrischen
und zu erweitern. Dort hatte man erst vor vierzig Jahren den Frauen
Erbfolge- und andere bürgerliche Rechte zugestanden, Jahre nach
der Gründung der Wirtschafts-Föderation zwischen Erde und
den alten Kolonien, die noch von Rußland und den Vereinigten
Staaten gegründet worden waren. Aristokraten wie dieser Ramaro
waren die letzten Bastionen dieser alten Voreingenommenheit
gegenüber Frauen.
    Der rundliche Major führte sie zum nahegelegenen Kuppelzelt
und schob sie durch die Schleuse. Der schwach erhellte Innenraum war
vollgestopft mit elektronischen Überwachungsgeräten. Ein
halbes Dutzend Techniker hockte vor den Monitoren. Ihre Gesichter
spiegelten den blutroten Schein der Bildschirme wider. Ramaro
versorgte Andrews, Kilczer und Dorthy mit Kaffee, zog mit
übertriebener Höflichkeit einen Bürostuhl für
Dorthy heran – und ignorierte sie prompt, kaum daß sie
sich gesetzt hatte.
    Dorthy nippte an dem schwarzen Kaffee und betrachtete das Bild
eines nicht besetzten Monitors, das die Burg inmitten ihres ruhig
daliegenden Sees zeigte. Lichter wanden sich um ihre zahllosen
Spitztürme wie Halsbänder aus fluoreszierenden Rubinen.
    Andrews und Ramaro unterhielten sich halblaut darüber,
welchen Zweck die Burg wohl haben mochte, und ob ihre Erbauer noch
lebten. Kilczer stand etwas abseits, ließ den dampfenden Kaffee
unberührt und beobachtete die beiden Männer. Als Andrews
den Hüter erwähnte, dem Dorthy im Wald begegnet war, und
seine Ansicht wiederholte, daß der FEIND auf dieser Welt
allmählich degeneriert sei, und er die Hüter seine
barbarischen Abkömmlinge nannte, nickte Kilczer leicht mit dem
Kopf. »So, wie Ihre Vorfahren zur Barbarei zurückkehrten,
als der Verkehr zwischen Erde und Elysium versiegte – vor
fünfhundert Jahren?«
    Ramaro lächelte, wobei die Augen fast hinter seinen
rundlichen Wangen versanken. »Meiner Meinung nach versteckt sich
der FEIND nur«, sagte er in Richtung von Andrews und Kilczer.
»Entweder er versteckt sich, oder er wartet darauf, aus seinem
Schlaf erweckt zu werden. Vielleicht wacht er gerade in diesem
Augenblick auf, und die Lichter sind nur das äußere
Anzeichen dieses Prozesses. Es wäre doch möglich,
Andrews.«
    Dorthy fragte sich, ob man Ramaro von der sengenden Intelligenz
berichtet hatte, mit der sie zweimal in Berührung gekommen war,
sagte aber nichts. Dies hier war nicht ihre Diskussion.
Außerdem hatte sie vom ersten Moment an eine Abneigung gegen
Major Luiz Ramaro gefaßt.
    »Möglich wäre es – wenn Sie mir erklären
könnten, warum der FEIND so etwas tun sollte«, meinte
Andrews gerade. »Eine ganze Welt umbauen – und sich dann
schlafenlegen? Warum? Das hier ist doch kein Kolonialschiff, das
Jahre braucht für seine Reise von Stern zu Stern.«
    »Wir sollten nicht vergessen, daß sie Aliens
sind.«
    »Das ist wohl kaum eine Basis für Spekulationen. Es
erklärt alles und nichts.«
    Ramaro zuckte die Achseln. »Sicher ist nur, daß ein
ganzer Planet abgesucht werden muß, der zum größten
Teil kaum kartographisch erfaßt und fast gänzlich
unberührt und unerforscht ist. Wir brauchen mehr als
fünfzig Teams wie dieses, um mit diesem Problem
voranzukommen.«
    »Genau das habe ich denen da oben schon so oft
erklärt…« Andrews kratzte sich das stopplige Kinn.
»Und angenommen, die Hüter kämen hier herauf? Was
würden Sie dazu sagen?«
    »Meiner Ansicht nach sind sie nur Tiere, gerade so
intelligent wie Affen oder Delphine, nicht mehr. Im besten Fall
könnten sie Wärter oder Diener sein, die die Ankunft ihrer
Herren erwarten. Wo immer die sein mögen.«
    »Genau diese Ansichten sind es, Luiz, die alle Forschungen
hier behindern und auf ein Minimum beschränken. Solange die im
Orbit an die Möglichkeit glauben, zufällig über den
FEIND oder was immer zu stolpern, werden sie uns die Hilfsmittel, die
wir brauchen, vorenthalten. Wenn wir ihnen aber erklären,
daß hier alles geklärt ist, werden sie selbst für
eine komplette Vermessung des Planeten plädieren, glauben Sie
mir.« Andrews

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