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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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mehr über den FEIND erfahren, als uns lieb
ist? Oder über sonst etwas?«
    »Dann werden wir ihn bekämpfen oder uns mit ihm
zusammentun. Was sonst ist denn das Leben? Die Evolution, verstehen
Sie, nimmt keine Rücksicht auf die Langsamen oder die
Sanftmütigen.«
    »Und wenn wir nun zufällig diese Langsamen oder
Sanftmütigen wären?« Die Vorstellung, daß
Andrews so fest an solche Ideen glaubte, belustigte Dorthy ein wenig.
Er schien regelrecht besessen von seinen Visionen.
    »Der FEIND ist ein Test für uns. Wir werden
draußen bei BD Zwanzig gewinnen, weil er nicht den
Phasenantrieb hat. Er muß auf eigenem Territorium kämpfen,
weil er sonst nirgendwohin gehen kann. Und hier? Auch hier ist er
offenbar gescheitert. Also, machen Sie sich keine Sorgen,
Dorthy.«
    »Sie haben nicht ganz verstanden, was ich meine. Nehmen wir
mal an, es gibt dort draußen noch weitere mächtige
Zivilisationen: Weltreiche, Galaktische Bünde – nennen Sie
sie, wie Sie wollen. Wir wagen uns mit unseren Phasen-Antrieben,
unseren kleinen Waffen und unserem begrenzten Wissen dorthin. Wir
könnten verschluckt werden, einfach aufgesogen. Ich bin
eigentlich ganz zufrieden, mir die Sterne von einem netten, bequemen
Aussichtspunkt aus anzuschauen. Ich muß sie nicht unbedingt
erstürmen.«
    »Diese Einstellung teile ich nicht mehr. Mein Vater
würde Ihnen sicher beipflichten. Er sitzt zu Hause,
überwacht unseren Teil des Kombinats und kommt nie von seiner
Burg herunter.« Andrews lachte. »Ein großer
Steinhaufen, über dreihundert Jahre alt, feucht, zugig,
unbequem, an zwei Seiten vom Meer eingeschlossen. Der westliche
Zwischenwall wird spätestens in zehn Jahren einstürzen,
wenn nichts daran getan wird. Und auf eine Entfernung von
fünfhundert Kilometern in allen Himmelsrichtungen nichts –
absolut nichts! Das ist seine Welt – und dabei könnte mein
Vater überall sonst sein, wenn er nur wollte. Wir haben zwei
Häuser auf Erde, ein weiteres am Tallman-Hang auf Titan, ein
Strandhaus auf Serenity. Er hat bisher keins davon auch nur gesehen,
viel weniger darin gewohnt, und vertraut völlig mir und den
Angestellten, die sich um alles kümmern. Und wissen Sie was? Es
funktioniert. Sie müssen wissen, er ist über hundert Jahre
alt. Er war vierzig, als Erde sich endlich dazu aufraffte, die alten
Kolonien von der jahrhundertelangen Barbarei zu erlösen, in die
sie hineingestolpert waren. Für meine Familie war das nicht
sonderlich schlimm, denn schließlich waren wir die Herrscher in
unserem kleinen Teil von Elysium. Oh, ich kann mich nicht mehr an
alles erinnern, denn ich war erst fünf Jahre, als die
Föderation gebildet wurde, und gerade zehn, als Erde eine
Zentralregierung auf Elysium mit mehr oder weniger Druck durchsetzte
und alle Besitzer von Grund und Boden zwang, dem ›Brunnen des
Jungen Kombinats‹ beizutreten. Dort habe ich dann mein Alter
abgelegt.«
    »Sie sind sehr enthusiastisch«, stellte Dorthy fest.
    Er schaute sich lächelnd um. »Das ist nett. Vermutlich
bin ich das wirklich. Ich habe noch Elan, wie Sie sehen. Vor tausend
Jahren hätte man mich noch einen Geläuterten genannt. Mein
Vater hat nie verstanden, warum ich aus der Gilde austrat – wir
haben sehr viel in die Gilde investiert – und beim ersten
Aufflackern der Auseinandersetzung draußen bei BD Zwanzig in
die Navy eingetreten bin. Er behauptete, er wolle ein weiteres Kind
zeugen, wenn ich wirklich der Überzeugung sei, ein Mitglied
jeder Familie solle beim Militär Dienst tun. Er kann auch nicht
begreifen, was ich hier draußen mache. Meine Mutter hat da
schon mehr Verständnis. Aber sie kommt ja auch gelegentlich von
der Burg herunter.«
    »Und was machen Sie hier draußen?«
    »Ich bringe Sie und Arcady zu den Hütern, was sonst?
Wachen Sie auf, Arcady!«
    Der Neurobiologe reckte sich, so weit das in seinem Sitz
möglich war, und gähnte herzhaft. »Sind wir bald
da?«
    Als Andrews das verneinte, nickte er sofort wieder ein, und sein
Kopf sank zur Seite. Sein Profil hob sich hart gegen die große
Scheibe der Sonne ab, die wolkenfrei über dem dunklen Wald
stand, der sich weit in Richtung der Plains dehnte. Sie hatte ihren
Aufstieg zum Zenit schon halb hinter sich und beherrschte den ganzen
Himmel. Ihr Zentrum war mit Sonnenflecken gesprenkelt, Löcher,
in denen ganze Welten hätten spurlos verschwinden können.
Der Glutball strahlte so schwach, daß Dorthy minutenlang zu ihm
aufschauen konnte, ohne dabei blinzeln oder den Blick abwenden zu
müssen. Sie

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