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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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lichtete. Mitten darin lag
wie die Pupille im Auge ein kreisrunder See. Nur der obere Rand der
Sonne spähte über die wolkenverhangenen Gipfel des
Kraterrandes, der diese weite Kaldera umsäumte. Das Kraterinnere
war ein einziges Durcheinander von Schatten und mattem Zwielicht
– außer an einer Stelle, die wiederum genau mitten im See
lag.
    Der Chopper gewann wieder an Höhe, und Dorthy sah über
Andrews’ Schulter einen großen, mehrfach abgesetzten
Turmbau, an dem sich blitzende rote Lichtbahnen in einer bestimmten
Konstellation emporwanden. Sie entsprangen dem Wasser des Sees, das
gleichbleibend schwarz schimmerte.
    »Was ist das?«
    »Die Burg. Verstehen Sie nun, warum ich nochmals hierher
mußte? Vor einem Tag war sie noch völlig dunkel.«
    »Ist schon ein verrücktes Gebilde.« Kilczer war
tief in den Anblick versunken. Seine Nervosität schien einer
grenzenlosen Faszination gewichen zu sein. »Wir sind jetzt
vielleicht zwanzig Kilometer entfernt. Nahe genug – für
diesmal«, sagte Andrews.
    Zwanzig Kilometer! In Dorthys Wahrnehmungsvermögen
verdoppelte, verdreifachte sich die Größe des Beckens. Der
Turm da mußte demnach höher als das Museum der Menschheit
in Rio und in seinem Fuß breiter als der Raumhafen von
Galveston sein, war kaum noch als Gebäude, sondern eher schon
als ein kleiner Berg zu bezeichnen. Und dann war er verschwunden,
geriet außer Sicht, als der Chopper den Kurs änderte und
parallel zu der steilen Klippe flog, um dann wie ein Vogel, der noch
einmal auffliegt, ehe er sich auf einem Ast niederläßt,
nach oben zu ziehen und auf einem ebenen Fels in der
zerklüfteten Oberfläche der Klippe zu landen.
    Aus dem Halbschatten einer geschützten Felsnische schimmerten
die Kuppeln von zwei Rundzelten herüber.
    Noch ehe die Rotoren zum Stillstand kamen, war jemand beim Chopper
und öffnete an Kilczers Seite den Einstieg. Unbeholfen kletterte
Kilczer nach draußen. Dorthy folgte ihm. Der Mann, der die
Tür geöffnet hatte, streckte ihr in altmodischer
Höflichkeit die Hand als Stütze entgegen. Sie übersah
die Geste und betrat vorsichtig den bröckligen Lavaboden. Der
Klippenrand war keine zehn Meter entfernt. Die Turmspitze der Burg
schimmerte kilometerweit durch die dunstige Luft herüber.
    Andrews kam grinsend um das Fluggerät herum. »Luiz, wie
geht es Ihnen? Dorthy, Dr. Yoshida – das ist Major Luiz Ramaro.
Er ist für diesen Teil der Show verantwortlich.«
    »Herzlich willkommen, Dr. Yoshida.« Der Mann, nicht viel
größer und auch nur wenig älter als Dorthy, deutete
ein knappe Verbeugung an (bei der über dem Gürtel seines
Overalls unübersehbaren Bauchwölbung nicht ganz einfach)
und musterte sie ungeniert. Dorthy versuchte, ihre Verlegenheit zu
verbergen, und starrte zurück: in ein rundes, kaffeebraunes
Gesicht mit breiter Nase und lebendigen schwarzen Augen – wie
Johannisbeeren in einer Tortenglasur. Eine Narbe von einem Duell
furchte seine linke Wange. Nach einem kurzen Moment nickte Ramaro,
als ob er etwas bestätigt gefunden hätte, und wandte sich
ab. Andrews fragte, wie die Sonden funktionierten, ob andere
Aktivitäten registriert, ob irgendwelche Energiequellen gefunden
worden seien.
    »Ich bitte Sie.« Ramaro lächelte. »Lassen Sie
uns etwas Zeit, Andrews. Nein, es gibt keine nachweisbaren
Energiequellen. Die Lichter scheinen wie Glotuben zu arbeiten, geben
gespeicherte Quantenstrahlung ab, obwohl sie nur eine Beschichtung
von der Stärke eines Moleküls haben. Weshalb sie gerade
jetzt aufleuchten… an dem Problem arbeiten wir noch. Aber machen
wir, daß wir aus diesem fürchterlichen Wind herauskommen.
Seyoura, Ihnen ist sicher auch kalt, nicht wahr? Andrews, bleiben Sie
diesmal länger hier?«
    »Wenn wir Funkkontakt hätten, wäre ich
überhaupt nicht hergekommen. Nein, wir sind auf dem Weg zu den
Zwillingen unten in den Plains. Dr. Yoshida soll dort in die Gehirne
der Hüter eindringen und sie lesen. Falls sie Gehirne
haben.«
    Major Ramaro musterte Dorthy mit einem halb berechnenden, halb
belustigten Blick. Seine Stimme klang ablehnend. »Das ist also
Ihr vielgerühmtes TALENT. Ich hatte mir schon etwas
Ähnliches vorgestellt. Nun, viel Glück damit,
Andrews.«
    Dorthy empfand einen Anflug von Ärger, sagte aber nichts,
weil sie wußte, daß ihr Protest nichts änderte. Zu
offensichtlich war Ramaro ein Groß-Brasilianer der alten
Schule, und die Duell-Narbe im Gesicht verriet ihn als
männlichen Angehörigen einer Aristokraten-Familie. In deren
Augen

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