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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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werde warten, ob sich uns nicht doch eine Chance
bietet«, beharrte Kilczer.
    »Und ich lege mich jetzt schlafen«, erklärte Dorthy
kategorisch und ging wieder hinaus.
    Die Raupe hockte über ihrem schräggezogenen Schatten an
dem Sandhang. Ihre Metallflanken schimmerten matt im ewigen
Zwielicht. Während sie auf das Gefährt zuging, stellte
Dorthy fest, wie ihre Frustration allmählich tief im dunklen
Becken ihrer Erschöpfung versank. Sie öffnete den Riegel
der Einstiegsluke am Schrägheck der Raupe, ließ das
Sterilisationsgebläse über sich ergehen, öffnete die
innere Luke und stieg an den Motoren und ihren archaischen
Antriebsaggregaten vorbei nach vorn. Rotes Licht fiel durch die
breite Sichtscheibe. Dorthy suchte und fand den Schalter, der das
Glas polarisierte, entledigte sich im schwachen Schein der
Kontrollanzeigen ihrer Stiefel und ließ sich auf eine der Kojen
sinken.
    Sie erwachte in der Gewißheit, daß Kilczer sich
näherte. Einen Moment später hörte sie, wie sich die
innere Schleuse summend schloß. Sie rückte das
zerdrückte Kissen zurecht und gab vor zu schlafen. Er kam herein
und brachte den säuerlichen Geruch des Sterilisationsmittel mit,
machte aber kein Licht. Sie hörte das Knarren der Liege
gegenüber unter seiner Last. (Er war so nah, daß sie ihn
berühren konnte, wenn sie nur den Arm ausstreckte.) Zudem
erfaßte sie die Enttäuschung und Frustration in seinem
Innern, die gelegentlich den Mantel seiner Müdigkeit
durchdrangen. Schließlich spülte eine schwarze Flut ihre
eigenen Gedanken fort.
    Sie träumte wieder – von einer weiten Ebene unter einem
Sternenlosen Nachthimmel mit ein paar purpurroten Dunststreifen, an
dem ein großer Mond aufging, dessen volle Scheibe verschwommene
Flecken aufwies. (Oder war das Kilczers Traum?) Sie schüttelte
ein paar Hautlappen beiseite, hob den Kopf und heulte laut und
langgezogen, ehe sie sich weiter durch das dichte,
schwarzblättrige Buschwerk voranbewegte, dessen beißender
Kupfergeruch in ihre Nüstern stach, aber trotzdem die salzige
Spur ihrer Beute nicht zu überdecken vermochte. Sie folgte dem
gewundenen Pfad in langen Sätzen – und lief plötzlich
zu einem hohen, zerfallenen Turm hinauf, über eine Rampe mit
breiten Stufen, die sich zwischen grob verputzten Wänden
emporwand. Ihre Klauen kratzten über harten, kalten Stein. Etwas
stieg hinter ihr her, aber sie konnte sich nicht umdrehen. Über
ihr lag die sichere Zone, doch noch während sie immer weiter
nach oben lief, war das Ding plötzlich über ihr. Sein
Schatten drohte ihr, ins Riesenhafte verzerrt, von den gewundenen
Wänden. Dann stand sie irgendwie oben auf dem Turm, krallte sich
ins feuchte Mauerwerk und stemmte sich gegen den heulenden Sturm
unter einem finsteren Himmel, an dem nur ein einzelner Stern
funkelte, ein winziger Lichtpunkt, der plötzlich heller strahlte
– ein Funke, eine Lampe, ein Suchscheinwerfer, der ihren
Schatten hart auf den Boden zeichnete und ihn mit dem Schatten des
anderen Dings vermischte. Sie drehte sich gerade um, als der Sturm
den Turm aus seinen Fundamenten riß. Zusammen mit ihm wirbelte
Dorthy in den Himmel hinauf…
    … und erwachte.
    Die Raupe kippte aus ihrer steilen Schräglage zurück.
Die Federung ächzte jämmerlich. Dorthy hielt sich an der
Koje fest, als das Gefährt erneut zur Seite gedrückt wurde.
Etwas krachte in die Sichtscheibe. Glas klirrte und splitterte mit
lautem Krachen nach innen. An dem verformten Rahmen schabten borstige
Ringsegmente entlang.
    Kalte Luft, der Gestank von Aldehyd…
    Kilczer schwang gerade die Beine von der Koje, als die Raupe
erneut nach oben gerammt wurde, und wäre fast gestürzt. Er
konnte sich im letzten Moment an einem Rohr über Dorthys Koje
festhalten. Im gleichen Augenblick verlor Dorthy ihrerseits den Halt
und schlug mit dem Kopf hart gegen die Seitenwand. Eine Sekunde lang
wurde ihr schwarz vor Augen.
    »Bleiben Sie hier«, rief Kilczer heiser. »Ich sehe
mal draußen nach…«
    Und dann rissen die Taue, die die Raupe am Hang hielten. Das
Gefährt rutschte seitlich weg und rammte mit dem Heck einen
größeren Felsen. Die Luken sprangen auf. Dann zerplatzte
das Gehäuse einer Antriebszelle, Flammen zuckten über die
Motoren, loderten bei der Schleuse auf.
    Kilczer packte Dorthys Arm und half ihr beim Aufstehen. »Ich
kann allein gehen«, rief sie, bückte sich und
schlüpfte hastig in ihre Stiefel. Dann stolperte sie nach vorn.
Glassplitter knirschten unter ihren Sohlen. Kilczer entfernte mit

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