Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
erkennen. Sie sahen aus wie
Pinien.
    Dorthy zerrte die Stiefel von den Füßen und
stöhnte laut, als sie sie über die geschwollenen
Knöchel zog. »Wie weit, glauben Sie, sind wir
gekommen?«
    »Höchstens fünfzehn Kilometer weiter, würde
ich sagen. Wie geht es Ihnen?«
    »Ich glaube nicht, daß ich eine
Gehirnerschütterung habe. Dafür habe ich mir aber ein paar
hübsche Blasen gelaufen.« Sie warf einen Blick auf ihren
Zeitmesser. Es war über zwölf Stunden her, seit die
Critter-Herde das Camp niedergewalzt hatte, zwölf Stunden, seit
Ade und Chavez umgekommen waren.
    Kilczer, der immer noch vor ihr stand, strich sich mit den
Händen ungeduldig über die Schenkel. »Ich denke, wir
können hier für eine Weile pausieren.«
    »Wir müssen weiter, oder wir verenden elendiglich wie
die Critter, an denen wir eben noch vorbeigekommen sind. Haben Sie
eine Vorstellung, wann die Herde lagern wird?«
    »Wahrscheinlich erst, wenn sie die Burg erreicht hat. Ich
würde sagen, wir folgen einfach ihrer Spur. Die Hüter
wissen bestimmt, wohin sie gehen müssen. Also, Sie warten hier.
Ich werde mich von dem Hügel dort mal ein wenig umschauen. Hier,
nehmen Sie das.«
    Er drückte ihr das Messer in die Hand und war schon weg, ehe
sie gegen seinen törichten und allzu durchsichtigen Mutbeweis
protestieren konnte. Denn damit, das wußte sie, wollte er nur
seine tiefe Furcht vor dieser willkürlich zusammengemischten
Natur, in die man ihn einfach hineingeworfen hatte, kaschieren. Wie
ein schiffbrüchiger Matrose klammerte er sich fest an das
Strandgut der Zivilisation, das mit ihm an die Oberfläche
gespült worden war – an das Gewehr und diese orangefarbene
Tasche mit den Überbleibseln aus dem zerstörten Camp.
    Dorthy hätte Kilczer klarmachen können, daß es
besser wäre, sich auszuruhen, daß sie mehr als er
darüber wußte, wie man in der Wildnis überlebt. Aber
sie war einfach zu müde. Sie beobachtete, wie er den
langgezogenen Hang hinaufstieg. Er ging sehr langsam und blieb
zweimal stehen – eine kleine Gestalt, die sich in dem
gleichförmigen Licht dunkel gegen den glatten Hangrücken
abhob. Als er schließlich hinter der Kuppe verschwand, humpelte
sie zu einem nicht zertrampelten Pflanzenbüschel und
preßte den Saft aus den Stengeln. Es war nicht mal ein Mund
voll. Danach fuhr sie mit dem Zeigefinger über die Lippen und
betastete die brennende, geschwollene Haut. Wahrscheinlich eine
Reaktion auf den Pflanzensaft. Früher oder später
mußte das ja kommen. Doch sie war zu erschöpft, um
über ihre Lage etwas anderes als Resignation empfinden zu
können. So legte sie sich einfach in den Sand und wartete auf
Kilczers Rückkehr.
    Er blieb lange Zeit weg. In ihrem Kopf kämpften zwei
Vorstellungen um die Oberhand: Entweder war er auf einen
umherstreifenden Hüter getroffen und lag irgendwo verwundet und
hilflos, vielleicht sogar tot, oder er hatte sich auf und davon
gemacht und sie einfach zurückgelassen, weil er in ihr lediglich
eine Belastung sah. Nach einer quälenden halben Stunde war sie
der Panik ziemlich nah, und ein ungeheures Gefühl der
Erleichterung und des Glücks durchströmte sie, als sie ihn
endlich den Hang heruntersteigen sah. In ihrer momentanen Lage
empfand sie die Einsamkeit als etwas Unerträgliches.
    Kilczer ging leicht gebückt und schleppte unter beiden Armen
etwas heran. Ein Teil seiner Last entpuppte sich als ein Bündel
trockener, wohlriechender Zweige mit spröden braunen
Nadelfächern, die er im Wald oberhalb des Canyons gesammelt
hatte. Gemeinsam brachen sie sie in kleinere Stücke und machten
damit ein Feuer, das Kilczer mit einem Raumfeuerzeug anzündete,
das er aus der Tasche fischte. Die Zweige brannten mit einer
kräftigen gelben Flamme – ein köstlich vertrauter
Anblick in diesem alles umfassenden, unwirklichen fremden Licht.
    Kilczer legte einen flachen Stein mitten ins Feuer und holte das
andere Mitbringsel. Langgestreckt, mit stumpfem Kopf, bedeckt mit
feinen, überlappenden Schuppen, die im Feuerschein schimmerten,
glich das Tier einer Kreuzung aus Gürteltier und Kaninchen.
Dorthy überlegte, ob es mit den in der Erde lebenden Aasfressern
verwandt sein konnte, die sie draußen in der Ebene gesehen
hatte. Mit ziemlicher Sicherheit dienten die stumpfen Krallen an den
starken Vordergliedern zum Graben. Statt Augen besaß das Wesen
lange, feine Nasenhaare, die oberhalb der Schnauze austraten.
    »Ich habe mich an Ihre Anweisungen gehalten und den Abzug
langsam durchgedrückt«,

Weitere Kostenlose Bücher