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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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erzählte Kilczer etwas
prahlerisch. »Zwei Schüsse.« Er nahm das Messer und
machte sich daran, seine Beute aufzuschneiden.
    Nur sehr langsam begriff Dorthy, was er vorhatte. »Sie wollen
das essen?«
    »Ich werde es mal kosten. Vom Pflanzensaft allein können
wir nicht leben.« Mit einem heftigen Ruck zerrte er die Haut
zurück. Die Sehnen darunter rissen mit einen glitschigen
Geräusch. Über den gehäuteten Tierkörper gebeugt,
begann er die dicken Muskeln über der Schulterpartie zu
lösen, schnitt sie in Scheiben und legte diese auf den
heißen Stein. Dabei erklärte er Dorthy: »Für uns
ist es sicher ungiftig. Ich meine mich zu erinnern, daß ich es
in Chavez’ Auflistung gesehen habe. Es ist ein Tier von
Serenity. Die Biosphäre dort ist mit der von Erde vergleichbar.
Keine schädlichen Glukosid oder Zyan-Komplexe, wie sie die Tiere
auf Nowaja Rosja haben. Eine ähnliche Aminosäuren-Struktur,
energiespeichernde Moleküle, ATP und NADPH sehr verwandt,
komplexe Zuckersäuren auf einem Phosphatgerüst als
Träger der genetischen Information. Diese Kreatur hier hat nur
vier Glieder. Kreaturen mit sechs Gliedern wie die Hüter haben
hohe Schwermetall-Konzentrationen in ihren Geweben und verwenden
statt eines eisenbindenden Proteins, wie es in den Körpern von
uns und diesem Tier da vorkommt, ein Kupfer bindendes in ihrem Blut,
um Sauerstoff aufzunehmen. Sie haben also blaues Blut, kein
rotes.«
    Doch in dem roten Licht der Sonne war das Blut an seinen
Händen schwarz.
    »Ich dachte, niemand hätte bisher einen der Hüter
getötet. Woher wissen Sie das alles?«
    Kilczer legte weitere Fleischstücke auf den Stein. Die ersten
begannen schon zu brutzeln und wölbten sich. Er drehte sie
um.
    »Ich sagte – Kreaturen wie die Hüter. Chavez hatte
vielleicht ein Dutzend davon katalogisiert, alles kleine Tiere. Darum
hat er auch die Fallen aufgestellt. Und Sie haben den Critter
vergessen, den Andrews mit nach Camp Zero brachte.« Mit der
Messerspitze spießte er ein gegartes Fleischstück auf.
Fett tropfte ins Feuer und verbrannte in einer orangefarbenen Flamme.
»Wünschen Sie mir Glück«, sagte er, schob das
Fleisch in den Mund – und verzog das Gesicht.
    »Wie ist es?«
    »Zäh«, antwortete er, heftig kauend. »Aber
nicht schlecht. Etwa wie Schweinefleisch. Sie brauchen es nicht zu
essen, wenn Sie nicht wollen. Vielleicht ist das sogar besser
für den Fall, daß sich Nebenwirkungen zeigen.«
    Doch der Geruch kitzelte Dorthy in der Nase und verursachte einen
Aufruhr in ihrem leeren Magen. Sie verbrannte sich fast die Finger,
als sie sich ein Stück Fleisch vom Stein angelte, verbrannte
sich die Lippen, als sie es aß. Der Bissen ließ ihr das
Wasser im Mund zusammenlaufen und beruhigte allmählich den
Aufruhr in ihren ausgehungerten Körperzellen. Kilczer gestattete
jedem nur fünf oder sechs kleine Bissen. »Essen wir mehr,
riskieren wir eine sofortige Reaktion – wenn überhaupt eine
auftritt. Und wir verlieren wieder all die Aufbaustoffe, die darin
enthalten sein mögen.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Wenig später
holte Kilczer einen Holowürfel hervor und betrachtete in
sehnsuchtsvoller, hoffnungsloser Nostalgie immer wieder den
Zwei-Minten-Zyklus, bei dem die junge Frau lächelnd in rauhem
Flüsterton auf Russisch Zärtlichkeiten von sich gab.
    Dorthy hatte keine solche Ablenkung mehr. Ihr Buch war
verlorengegangen. Die Welt wird um dich wehklagen wie um einen
verlorenen Schatz. Erschöpft streckte sie sich auf dem
harten Boden aus und versank in einen unruhigen Halbschlaf.
     
    Sie erwachte, als etwas Winziges, Kühles ihre Wange
berührte. Eine weitere Berührung auf der Stirn, eine dritte
an ihrem Auge. Sie öffnete blinzelnd die Lider.
Regentropfen!
    Eine ganze Weile blieb sie mit offenem Mund liegen und ließ
sich von den Tropfen die brennenden Lippen kühlen. Die Glut um
den flachen Stein zischte und dampfte.
    Nach einem Moment fuhr Kilczer fluchend hoch. Inzwischen prasselte
der Regen herab.
    Sie sammelten ihre verstreuten Habseligkeiten ein und fanden unter
einem niedrigen Felsüberhang etwas Schutz vor der Nässe.
Dorthys Füße waren stark geschwollen, und sie mußte
die Stiefel seitlich aufschlitzen, um hineinzukommen. Der Regen rann
jetzt unablässig über den Rand des Überhangs. Wasser
tropfte Dorthy in den Nacken.
    »Erst sterben wir fast vor Durst, dann ertrinken wir«,
brummte Kilczer. »Wo kommt dieser verdammte Regen plötzlich
her?«
    Dorthy versuchte sich an etwas zu

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