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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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nicht mal die
barbarischen Abkömmlinge des FEINDES.«
    »Ich weiß nicht, ob sie es sind oder nicht – noch
nicht. Aber da war etwas…«
    »Ach ja, Sie fühlten es, ich weiß. Mit Ihrem
wunderbaren TALENT, das so viel präziser ist als meine
Geräte.«
    »Das, was ich mache, sind keine Taschenspielereien!«
    »Dr. Yoshida, Sie müssen verstehen…«
    Sie merkte, wie sich ihre Hände um die nasse Wurzel
krampften.
    Ihre Handflächen brannten. Sie war sehr müde.
    »Es ist keine Zauberei…«, sagte sie nochmals.
    »Wir sollten versuchen, etwas zu schlafen«, antwortete
Kilczer, als habe er ihre Worte nicht gehört. Vielleicht hatte
er sie im Heulen des Windes, der durch die Bäume fegte, und im
Rauschen des Regens, der sich auf alle mögliche Art seinen Weg
zum Boden suchte, wirklich nicht verstanden. Nach einer Weile
fügte er beinahe verlegen hinzu: »Es ist verdammt kalt.
Vielleicht sollten wir uns gegenseitig wärmen.«
    Dorthy schlang die Arme um ihren Körper. »Mir geht es
gut. Bitte, lassen Sie uns jetzt etwas schlafen.«
    Aber frierend, voller Furcht, fand sie lange Zeit keinen Schlaf.
Immer wieder durchlebte Dorthy die Ereignisse dieses langen Tages, an
dem sie zweimal nur um Haaresbreite dem Tod entgangen war. Sie nickte
ein – und wachte sofort wieder auf. Ringsum war kaum etwas zu
erkennen, die Stämme der Bäume verschwammen in der
Dunkelheit. Kilczer lag zusammengekauert auf dem Boden in ihrer
Nähe. Sie dachte wieder an ihre erste Begegnung mit einem
Hüter im Wald bei Andrews’ Camp am See. Sie glaubte, die
tiefe Stille in ihrem Rücken fast greifen zu können. Da
hinter dir ist nichts, redete sie sich ein, nichts als das
Rauschen des Regens. Und es war sein einlullendes
Plätschern, gleichförmig und unschuldig in seiner
Bedeutung, so vertraut trotz der seltenen Gelegenheiten in ihrer
merkwürdigen Kindheit, in der sie es gehört hatte,
daß es ihre unbestimmte Angst schließlich vertrieb und
sie in einen erschöpften Schlaf sinken ließ.
     
    Es regnete noch immer, als Dorthy aufwachte. Zumindest suchte das
Wasser immer noch seine Wege durch die Baumkronen und tropfte auf den
dicken Nadelteppich. Aber es war heller geworden, und sie konnte die
schwarzen Ziffern an ihrem Handgelenk erkennen: 7.43 Uhr an einem
irrelevanten Morgen irgendwo in Groß-Brasilien – und
vielleicht die erste Morgenhälfte hier…
    Kilczer lag auf einem Wurzelgeflecht etwa einen Meter entfernt.
Das lange Haar verbarg sein Gesicht fast völlig. Er atmete
rasselnd durch den geöffneten Mund.
    Dorthy zitterte vor Kälte. Sie legte die Arme über die
Brüste und rieb über den nassen Stoff ihres Overalls, um
ihre Blutzirkualtion ein wenig in Gang zu bringen. Dann reckte sie
sich, um das Prickeln der eingeschlafenen Rückenmuskulatur zu
beenden, und gähnte. Zuerst spürte sie ein Ziehen der Haut
um ihren Mund, dann platzte sie auf. Eine bittere Flüssigkeit
quoll aus ihren Lippen, und sie spuckte aus. Dort, wo die
Bläschen aufgeplatzt waren, berührten ihre Finger das rohe
Fleisch. In der Höhlung einer Wurzel entdeckte Dorthy eine
kleine Wasserpfütze. Sie bückte sich und trank. Wasser war
ja nicht mehr das größte Problem. Um so mehr spürte
sie jetzt ihren Hunger.
    Sie erleichterte sich rasch und nervös in einiger Entfernung,
ging danach zu Kilczer zurück und weckte ihn, ohne darüber
nachzudenken, auf die Art, in der ihre Mutter sie immer geweckt
hatte. Sie streichelte sacht die Haut hinter seinem Ohr. Er warf sich
herum, packte ihre Hand und zog sie zu sich herunter, so daß
ihr Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt war.
    »Also ist es doch Wirklichkeit«, murmelte er und
ließ sie los.
    Dorthy fuhr erschrocken zurück. Kilczer kam mühsam hoch
und machte ein paar Schritte. Dann fuhr er sich mit den Händen
durch das wirre Haar. »Können Sie laufen?« fragte er.
»Meine Füße sind schwer wie Blei.«
    Ihre blasigen Füße in den Stiefeln waren taub, aber
sonst fühlte sie sich gut. Diese frühen Morgenstunden, in
denen sie am Kraterrand unterhalb von Camp Zero entlanggelaufen
war!
    »Wenn Sie erst mal ’ne Weile gelaufen sind, merken Sie
nichts mehr davon. Sie haben uns gestern auch ganz nett vorwärts
getrieben«, meinte sie.
    »Ich habe es halt eilig, in die Zivilisation
zurückzukehren«, brummte er und hob das Gewehr sowie die
orangefarbene Tasche auf. »Sie sehen so schlimm aus, wie ich
mich fühle. Kommen Sie!«
    Sie stolperten aus dem Wald heraus, und Dorthy konnte nun
erkennen, was die Dunkelheit

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