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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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einen Felsbrocken und hustete
schwach. Dorthy rappelte sich auf und probierte ihre einzelnen
Glieder. Nichts war gebrochen.
    »Yoi-dore kega sezu«, sagte sie.
»Säufer brechen sich keine Knochen.« Im nächsten
Moment begann sie zu lachen. »Es hätte uns nichts tun
können. Wir sind verrückt…«
    Kilczer grinste und klopfte sich den Staub vom Overall. »Eine
reine Verteidigungsreaktion, klar. Also, ich denke, wir lassen es in
Ruhe. Ich habe so das Gefühl, wir werden noch mehr
Überraschendes entdecken.« Er schulterte das Gewehr und
schaute zum Canyon hinauf. »Kommen Sie, Dr. Yoshida. Machen wir,
daß wir hier wegkommen. Vielleicht rückt dieser Babysitter
bald mit Verstärkung an. Ich bin mit dem Gewehr hier nicht
besonders treffsicher.«
    »Es ist ein Schrotgewehr – und Sie handhaben es wie
einen Laser. Lassen Sie die Waffe ruhig streuen, halten Sie sie nicht
so steif. Drücken Sie langsam ab, reißen Sie den Hahn
nicht durch!«
    »Sie haben mit solch einer Waffe schon mal
geschossen?«
    Sie hatte einmal im Tier-Reservat auf den Philippinen an einer
Jagdexpedition teilgenommen. Damals war es Teil ihres Jobs als
Krankenschwester eines Neurotikers gewesen – damals, als sie ihr
TALENT prostituiert hatte. »Vielleicht sollte ich es nehmen.
Möglich, daß ich besser treffe.«
    »In dieser Wildnis fühle ich mich wohler, wenn ich es
trage. Ich werde versuchen, Ihre Hinweise zu beherzigen.«
    Während sie weitermarschierten, fühlte Dorthy sich
infolge des erhöhten Adrenalinausstoßes bei ihrer
überhasteten Flucht vor dem Kokon etwas munterer. Sie versuchte,
den Hüter zu orten, dessen plötzliches Auftauchen sie
überrascht hatte, schaffte es aber wieder nicht. »Wollen
Sie mich nicht über Ihre Vermutungen aufklären?«
fragte sie. »Denken Sie, daß das Ding eben der Kokon eines
Critters war?«
    »Ja, das ist tatsächlich die Frage.«
    »Und worin wird er sich verwandeln?« Plötzlich
verstand sie. »In einen Hüter? Aber das ist doch
verrückt. Die Hüter fressen die Critter.«

»Wie diese mythische Gestalt Medea, die ihre Kinder
fraß. Aber die Hüter haben so viele davon. Man könnte
das als eine Art Geburtenkontrolle betrachten. Das würde auch
erklären, warum keine noch nicht voll ausgereiften Hüter zu
finden waren. Oder besser gesagt, warum wir sie nicht als das
erkannten, was sie sind. Warten Sie, bis ich das Andrews und McCarthy
erzähle!«
    »Zuerst müssen wir mal den Weg zurück
schaffen.«
    »Und genau das werden wir – durch diese ganze verdammte
Wildnis.«
    »Und ich glaubte immer, Sie seien von ihr so sehr begeistert
– als Biologe!«
    »Ich bin Spezialist für die Funktionen des Nervensystems
– mit einer kompletten Ausbildung zum Medizin-Techniker. Ich
habe etwas Biologie mitbekommen, als ich auf Erde war, aber ich bin
kein Xeno-Ökologe. Auf Nowaja Rosja bleiben alle
vernünftigen Leute in den Städten und Farmgemeinschaften.
Nur Gauner, Verrückte und Glücksritter treiben sich in der
Wildnis herum. Ich bin hier draußen, weil ich der Notwendigkeit
gehorchte. Kein anderer war bereit, einen Hüter nach Camp Zero
zu bringen. Hätte ich aber gewußt, daß ich zu
Fuß durch die Einöde laufen muß, hätte ich mir
den Einsatz nochmals gut überlegt.«
    »Ich wünschte, ich hätte eine Wahl gehabt«,
sagte Dorthy leise.
    Sie gingen weiter, folgten dem Trampelpfad der Critter-Herde
über einen sanften Hang, zwischen hohen Felswänden
hindurch. Die Sonne stand riesenhaft aufgebläht über dem
Rand des Canyons, und ihre offensichtliche Unbeweglichkeit strafte
die vergehende Zeit Lügen. Schließlich blieb Kilczer
stehen, legte das Gewehr vorsichtig zu Boden und setzte sich auf
einen von irgendwelchen Wasserfluten geglätteten Stein. Dorthy
sank mehr oder weniger neben ihm zusammen und lag dort lange Zeit
ohne einen Gedanken. Sie atmete schwer und fühlte das Blut in
ihren Füßen pochen. Blasen – so sicher wie das Amen
in der Kirche! Die leichten Stiefel waren für einen
Überlandmarsch nicht geeignet.
    Nach einer Weile stand Kilczer auf und wanderte ein wenig umher.
Nur gelegentlich blieb er stehen und hustete trocken. Dorthy blieb
sitzen und beobachtete ihn, wie er ein Stück den Canyon
hinaufging und dann wieder zurückkam.
    »Ich glaube, die Hüter und ihre Kinder haben den
ursprünglichen Weg verlassen und sind dort den Hang
hinaufgestiegen.« Kilczer deutete auf einen steilen Felsanstieg,
der sich zum Rand des Canyons hochschlängelte. Darüber war
ein dunkler Saum von Bäumen zu

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