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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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heißes Stück Fleisch,
frisch aus dem Feuer. Sie aßen, so viel sie hinunterbringen
konnten, ließen das Feuer niederbrennen und machten sich wieder
auf den Weg.
    Die Spur der Herde war nur noch an einer helleren
Violettfärbung im weichen Pflanzenteppich zu erkennen. Die
schnell nachwachsenden Flechten hatten ihre Fährte fast
völlig überwuchert.
    Nach drei Stunden erreichten Dorthy und Kilczer den Teich.
Gemäß irdischer Zeitrechnung war es fast Mitternacht, doch
Dorthy hatte durch ihre Krankheit und das gleichförmige rote
Licht der Sonne jedes Zeitgefühl verloren. Sie kniete sich ans
bemooste Ufer, schöpfte mit den Händen Wasser, um zu
trinken, und benetzte sich damit das Gesicht und ihre verfilzten
Haare. Kilczer hatte schon vor ihr getrunken. Er saß auf einem
Felsblock und sah zum anderen Teichende hinüber. Dort
schoß das Wasser aus einem engen Spalt zwischen hohen
Felswänden hervor und stürzte in einem weißen Vorhang
aus Gischt in den Teich hinab. Seltsame Aufwerfungen, die aussahen
wie indigofarbene geodätische Kuppeln, ein paar davon
größer als Dorthy, säumten die Uferbiegung, und
Gruppen riedartiger Pflanzen in blendendem Weiß wanden sich
spiralförmig ein dutzend Meter hoch in die Luft und wehten wie
Banner in der kühlen Brise. Der Moosteppich, auf dem Dorthy
kniete, war dunkelrot wie getrocknetes Blut. Die Flechten wiesen
schwach leuchtende Verdickungen auf – wie die Lichtreflexe der
Tagsterne am dunklen Himmel. Das Wasser im Teich war so klar,
daß man den hellen Sandboden sehen konnte. Es war wirklich ein
Ort von ungewöhnlicher, nichtirdischer Schönheit. Dorthy
setzte sich auf den Boden und genoß den Anblick.
    Schließlich sagte Kilczer: »Wir werden hier noch einen
Tag rasten, aber dann müssen wir weiter. Ich denke, der Canyon
führt direkt zu dem See mit Andrews’ Camp. Ob die Herde es
schon erreicht hat? Was meinen Sie? Sie haben es nicht erkennen
können, aber sie nahm den direkten Weg durch den Wald hinter
Ihnen.« Er trat mit dem Absatz gegen den Fels, auf dem er
saß. »Andrews hat offenbar vergessen, daß es uns
gibt. Wahrscheinlich ist er mit den Phänomenen bei der Burg zu
beschäftigt.«
    Dorthy wischte sich die nassen Haare aus der Stirn und sagte
nichts.
    »Morgen müssen wir mindestens zehn Kilometer schaffen.
Können Sie das? Wir haben noch einen weiten Weg, ehe wir aus
dieser verdammten Wildnis heraus sind. Ich hoffe und bete, daß
Andrews das Lager nicht verlegt hat, sonst müssen wir über
die steilen Berge des Kraterrands hinüber. Ich bin zwar hierher
gekommen, um ein paar Dinge herauszufinden, aber das wäre dann
doch des Guten zuviel!«
    »Morgen sehen wir weiter«, versuchte Dorthy seine
Ratlosigkeit zu dämpfen.
    »Morgen, alles morgen! Wann immer das sein mag! Hören
Sie, ich werde versuchen, uns etwas Eßbares zu jagen.
Vielleicht wieder einen dieser Flachschwänze. Sie warten
hier?«
    »Ich komme mit. Wirklich, ich fühle mich schon etwas
besser.«
    Kilczer belohnte sie dafür mit einem Lächeln.
    Seit jenem Tag, an dem sie sich mit ihrer Schwester in einem
australischen Gebüsch versteckte, während ihr Vater und
seine Kumpane nach ihnen suchten, hatte sich Dorthy nicht mehr
jemandem so nahe gefühlt.
     
    Der hohe, schmale Canyon schlängelte sich durch den weiterhin
ansteigenden Wald. Der Fluß auf seinem Grund umspülte die
Felsen in seinem Bett mit weißer Gischt. Dorthy und Kilczer
folgten seinem Verlauf. Einmal sahen sie einen Schwarm von schwarzen
Wesen mit meterweiten Schwingen, die sich von den Aufwinden hoch
über den Canyon hinaustragen ließen. Ein anderes Mal sah
Dorthy den zottigen Umriß eines Tiers in den Schatten zwischen
den Bäumen verschwinden. Es war mindestens so groß gewesen
wie die Raupe. Ansonsten wirkte der Wald verlassen – als ob sich
die beiden Menschen in einen sorgfältig gehaltenen Park verirrt
hätten. Zum Glück waren die meisten Tiere, die sie sahen,
klein und nicht sonderlich scheu.
    Kilczer schoß mit dem Enthusiasmus des Anfängers auf
alle, selbst auf sechsbeinige Kreaturen, die er, wenn er sie traf,
über den Canyon-Rand warf. ›Zielübungen‹ nannte
er das. Um des lieben Friedens willen ließ Dorthy ihn
gewähren, obwohl sie wußte, daß das Azidband im
Gewehr vielleicht tausend Schuß enthielt – zwar eine
große Zahl, aber doch nicht unbegrenzt. Freilich konnte das
Camp am See nicht mehr allzu viele Tagesmärsche entfernt sein.
Trotzdem sammelte sie nach jeder Mahlzeit das restliche Fleisch und
dörrte

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