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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Aphel zu dicken Eisschollen verfestigte. Kilczer gab
Geschichten aus zweiter Hand zum besten, in denen Jagdgruppen Zithsas
bei ihrer fortwährenden Wanderung verfolgten und erlegten,
erzählte mit nostalgischer Sehnsucht von seinem Zuhause in der
Stadtkuppel von Esnovograd und von seiner Lebensgefährtin. Er
zeigte Dorthy den kleinen Holowürfel, dessen Endlos-Schleife sie
ihn seit ihrem Desaster immer wieder betrachten sah. Er enthielt das
Holobild einer erstaunlich jungen Frau in Dorthys Alter, mindestens
fünfzehn Jahre jünger als Kilczer.
    »Wir haben erst vor zwei Jahren unseren Vertrag
gemacht«, sagte Kilczer leise. »In den Jahren zuvor war ich
zu viel unterwegs. Wenn ich mich berufsmäßig in Nowaja
Rosja niederlasse, können wir endlich ein Kind haben. Dann werde
ich ein sehr wichtiger Mann sein. Sie müssen wissen, in
Esnovograd gibt es ein großes Forschungszentrum, fast so
groß wie das Kamali-Silver-Institut, wo ich mit der
Geräte-Entwicklung befaßt bin.«
    »Sie haben auch am Kamali-Silver-Institut gearbeitet?«
Dorthy fragte sich, ob er zu ihrer Zeit dort gewesen war.
    Aber sie hatte ihn mißverstanden. Er hatte nie an diesem
Institut gearbeitet.
    Kilczer seinerseits fragte Dorthy kaum nach ihrer Vergangenheit,
und sie war ihm dankbar dafür. Die wenigen Fragen, die er
stellte, beantwortete sie mit Halbwahrheiten, die sie sich seit
langem zurechtgelegt hatte. Seine Neugier war ohnehin rein
akademischer Natur. Er zeigte mehr Interesse an ihrem TALENT, was
Dorthy weniger störte, weil sie am Institut gelernt hatte, jede
Nuance davon zu beschreiben.
    Nachdem die Pfützen, die sich hier und da im Wald gebildet
hatten, ausgetrocknet waren, mußten sie wieder dazu
übergehen, durch Stoff gefilterten Pflanzensaft zu trinken, um
ihren Körpern die nötige Flüssigkeit zuzuführen.
Dorthys Lippen warfen erneut Blasen. Während ihrer
Fieberanfälle hockte sie so nahe wie möglich am Feuer und
fragte sich, ob die Krankheit ihr Implantat in Mitleidenschaft zu
ziehen oder gar auszuschalten vermochte und so ihrem TALENT die
Möglichkeit zum vollen und damit zum endgültig letzten
Aufblühen verschaffte.
    Sie beschädigte es nicht.
    Einmal wachte sie auf und stellte fest, daß Kilczer
verschwunden war. Das Feuer war weit heruntergebrannt. Sie warf
Nadeln und trockene Farnwedel in die glimmende Asche und brachte die
Flammen wieder zum Lodern. Vorsichtig fütterte sie sie mit
kleinen Holzstücken. Das Feuer war das Leben, ein Gegenpol zum
trüben roten Licht der riesigen Sonnenscheibe – jetzt kurz
vor Mittag. Ihre Strahlen waren wärmer, was Dorthy infolge ihrer
Krankheit aber nicht bemerkte. Sie kuschelte sich ans Feuer,
nährte es mit Holz und kämpfte mit aller Kraft gegen ihre
körperliche Schwäche. Wenn sie jetzt einschlief, riskierte
sie das Erlöschen der Flammen. Sicher konnte Kilczer mit seinem
Raumfeuerzeug ein neues Feuer anzünden. Aber was war, wenn er
nicht zurückkam?
    Ein paar Stunden später war er wieder da. Über der
Schulter baumelte ein lebloser Tierkörper, den er an dem
paddelförmigen Schwanz festhielt. Kilczer ging langsam, mit
gesenktem Kopf. Sein Gesicht wirkte unter dem dünnen Tagesbart
noch schmaler, und die weiße Haut war mit roten Striemen
gezeichnet. Lange Zeit hockte er Dorthy gegenüber am Feuer, ehe
er ihr erzählte, wo er gewesen war. Er hatte den ganzen Wald
durchquert bis zu einem großen Teich, der den Fluß im
Canyon speiste. Dort hatte er das Tier geschossen, das er nun
zubereiten wollte.
    »Sie sollten zumindest einen Happen davon essen, Dr.
Yoshida«, schlug er vor. »Es ist ein vierbeiniges Tier,
vielleicht von Erde, von Ruby oder Serenity, wenn wir Glück
haben. Sie kennen es? Nein? Nun, ich werde jedenfalls essen, und dann
sehen wir, was geschieht. Ehe Sie es versuchen, sollten wir sicher
sein, daß es in Ordnung ist.«
    Dorthy hatte inzwischen einen Zustand erreicht, in dem sie den
Hunger nicht mehr spürte. Sie zuckte die Achseln und schaute
weg, als sich Kilczer an die unangenehme Aufgabe machte, den
Tierkörper zu häuten und zu zerstückeln. Er trennte
ein Bein ab, spießte es auf einen feuerfesten Stock und drehte
es über der Holzglut mitten im Feuer. Er aß nur ein paar
Bissen und schlief danach sofort erschöpft ein. Trotz ihrer
guten Vorsätze wurde auch Dorthy vom Schlaf übermannt.
     
    Der Duft von gebratenem Fleisch weckte sie. Kilczer kniete vor dem
Feuer und leckte sich die Finger ab. Dorthy rollte sich herum und
kroch zu ihm. Er reichte ihr ein

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