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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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jemand schlief. Aber wenn schon die Männer sie zu ihrem
Vergnügen benutzten, tat sie umgekehrt dasselbe mit ihnen. Am
Fra Mauro-Observatorium dagegen waren die Dinge schon anders –
kosmopolitischer. Die Leute von den Kolonialwelten, die zum
größten Teil durch den Kontaktverlust zur Erde nach der
gegenseitigen Zerstörung der USA und Rußlands in die
Barbarei zurückgefallen waren, einer Barbarei, die noch vor
fünfzig Jahren Bestand hatte, verspotteten gern die ruhigeren
Studenten von Erde und waren nicht wenig geschockt vom Verhalten der
Männer gegenüber Frauen. Erst recht entsetzt wären sie
gewesen, hätte man ihnen erzählt, daß in einigen
Teilen von Groß-Brasilien noch junge, heiratsfähige Frauen
unverhohlen als Ehefrauen feilgeboten und verkauft wurden. Dorthy
teilte in diesem Punkt die Ansichten der Kolonisten, wußte aber
zu gut, daß diese Einstellung Teil ihrer Auflehnung gegen die
strikte Art ihres Vaters war. Aber nur sie selbst zählte, das,
was sie zu ihrem Leben brauchte. Und dazu gehörte eben, wenn
auch nur gelegentlich, Sex. Sie hatte sich zu lange anderen
unterworfen und war mit deren Wünschen bombardiert worden –
am Institut und in dem Jahr, in dem sie nebenher arbeitete, um sich
das Geld für ihr Studium am Fra Mauro zu verdienen. Hure!
    »Ich fürchte, wir haben mehr oder weniger dein
schönes Bett ruiniert«, murmelte Kilczer, mit den Lippen
ihren Hals liebkosend.
    »Ich werde ein neues machen.« Sie richtete sich auf und
wich dabei seinen Händen aus, die sie zurückziehen wollten. Sich um Gottes willen nicht zu nahe kommen!
    »Laß mich, ich will mich waschen.«
    Als sie zurückkam, war er aufgestanden und sah zum Wald
hinüber. Dorthy machte sich daran, das Schilf
zusammenzubinden.
    »Machst du dir Sorgen, daß wir vielleicht nicht zu
unseren Leuten zurückfinden könnten?« fragte sie
ihn.
    »Bitte – wir wollen jetzt nicht darüber reden. Ich
bin müde.« Er trat beiseite, als sie das Schilf neben ihm
zusammenschob. Sie hatte ihn verwirrt, und das entlockte ihr ein
Lächeln. Sie mochte es nicht, einem bestimmten Menschenschlag
zugeordnet zu werden – auch wenn es manchmal seine Vorteile
hatte, als reserviertes neurotisches TALENT behandelt zu werden. Fast
in jeder Trivia-Show gab es eine solche Charakterrolle.
    »Vor einigen Jahren war ich auf Elysium«, sagte Kilczer.
»Ich denke, ich erzähle dir jetzt mal ein wenig
darüber. Auch dort lebte ich damals in der Wildnis – und
mochte es ebenso wenig wie jetzt. Damals hatte ich alles dabei, was
zu einem einigermaßen komfortablen Kampieren notwendig war. Ich
tat es für meine Arbeit, verstehst du? Ich wollte damit
vorankommen. Hier müssen wir selbst für ein wenig Komfort
sorgen, nicht wahr?«
    Reden, reden. Immer alle Zeit auf den gegenwärtigen Moment
beschränken…
    Dorthy arbeitete mit dem Rücken zu ihm, flocht die Stengel zu
Bündeln zusammen und knüpfte an jedem Ende eine Schleife,
um sie zusammenzuhalten. Dabei erzählte er ihr von den weiten
Steppen im Outback von Namerika auf Elysium, von den
Aborigines-Dörfern und ihren merkwürdigen Bewohnern, die
immer stocksteif stehenblieben, sobald ein Mensch sich ihnen
näherte. Die Ortsansässigen pflegten zu sagen, man
könne einen Abo auf diese Weise ganz leicht töten. Kilczer
behauptete, er habe die Eingeborenen häufig aus der Ferne
beobachtet, aber in ihrem Verhalten nie etwas entdecken können,
das nicht schon vorher erfaßt und ausgedeutet worden sei.
Niemand wußte genau, ob die Abos voll empfindungsfähig
waren oder nicht, und trotz dieser sechs Wochen im Freien mit seinen
Instrumenten, klobigen Vorläufern des kompakten Geräts, das
er hier gerade bei der Stampede der Critter-Herde verloren hatte, war
Kilczer nicht zu irgendwelchen verwertbaren Ergebnissen gekommen.
    Dorthy fragte, während sie eine Schleife festzurrte:
»Behaupten nicht einige Leute, daß die Aborigines vor
langer Zeit Städte auf Elysium errichtet hätten?«
    »Das ist nur ein Märchen«, antwortete Kilczer in
plötzlich aufflammendem Zorn, »basierend auf Wunschdenken
und ein paar zweifelhaften geologischen Formationen. Es wird ja auch
behauptet, daß es auf Nowaja Rosja mal eine Zivilisation
gegeben hat, die vor einer halben Million Jahren durch den Einschlag
eines großen Asteroiden zerstört worden sein soll. Ich
glaube, ich habe dir schon davon erzählt. Sicher hat er zum
großen Teil alles Leben vernichtet. Aber immer wieder
erzählen die Zithsa-Jäger, daß sie gelegentlich in
den

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