Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
auf Elysium mit dem
Studium der Ureinwohner verbracht – und das war bis jetzt der
Höhepunkt meiner Karriere. Natürlich habe ich mich sofort
bereit erklärt, hierher zu kommen. Nirgendwo sonst kann ich
intelligente Aliens studieren – sollten wir sie wirklich
finden.«
»Und deswegen müssen Sie einfach glauben, daß es
sie gibt.«
»Sie dagegen hoffen, daß hier nur die Hüter leben,
damit Sie wieder schnell nach Hause zurückkehren
können.« Aber das sagte Kilczer in gutmütigem Spott,
ohne Bosheit. Was er wirklich dachte, lag für Dorthy im Moment
völlig im dunkeln. Ihr TALENT brauchte eben seine Zeit.
Vielleicht waren seine unregelmäßig auftretenden Blockaden
inzwischen abgeklungen. Sie hoffte es.
Beinahe eine Stunde lang wanderten sie schweigend nebeneinander
her. Der gleichmäßig fallende Regen störte sie nur,
wenn der Wind ihn in scharfen Böen durch den Canyon ins Gesicht
blies. Einige Male rissen die Wolken weit genug auf, um den Blick auf
das allmählich ansteigende bewaldete Hochland freizugeben, das
vor ihnen lag. Fünf Tage – oder gar sechs, um das Camp am
Seeufer zu erreichen?
Dann machte der Canyon einen scharfen Knick, und die Spur, der sie
folgten, wurde zu einem Pfad durch den Wald, mit niedergetretenen
Pflanzen, umgerissenen Bäumen und abgebrochenen Zweigen und
Ästen, die halb im schlammigen Boden begraben waren. Dem Wald
folgte wieder ein weites, leicht ansteigendes Weideland mit dem
gleichen flechtenartigen Bodenbewuchs, der auch am Ufer des Sees zu
finden war. Hier verbreiterte sich die Spur der Herde. Die Tiere
hatten einen weiten Korridor in die violettfarbene Vegetation
gezogen. Und nicht weit vom Waldrand entfernt stießen die
beiden einsamen Wanderer auf die Überreste eines großen
Feuers.
Hier und da stieg noch ein wenig Rauch von den dicken Holzscheiten
auf, die man einfach übereinander gehäuft hatte. Kilczer
trat gegen ein kleineres Scheit, und sofort züngelten
bläuliche Flammen auf und verdampften zischend die
Regentropfen.
Kilczer hielt die Hände über die Flammen. »Diese
Hüter sind stark – wie schön. Wir würden einen
kleineren Lastwagen brauchen, um Bäume dieser Größe
aus dem Wald zu holen.«
Dorthy spürte, wie die aufsteigende Wärme ihr Gesicht
streichelte. Eine stärkere Brise ließ die Seiten ihres
durchnäßten Overalls flattern. »Wie entzünden
sie überhaupt ein Feuer?«
»Sie haben Anzünder bei sich – glimmendes Material
in Lehmbehältern. So hat Ade es mir erzählt.«
Kilczer ließ seinen Blick über den Waldsaum und das
weite Grasland schweifen. Vor ihnen stieg das Land an, bis es in den
Wolken verschwand. »Können kaum mehr als ein paar Stunden
Vorsprung gehabt haben, als sie hier aufbrachen.«
»Was werden Sie tun, wenn Sie sie einholen?«
»Wir, Dr. Yoshida. Warum reden Sie immer so, als seien Sie
nicht hier? Ihre Anwesenheit ignorieren Sie immer.«
Dorthy dachte an ihre Mutter und schwieg.
Kilczer klatschte in die Hände und begann in der Asche
herumzustochern. Auf der anderen Seite des Aschezirkels fand er einen
großen Knochen. Ein Fetzen Fleisch hing noch an der seltsam
geformten breiten Gelenkpfanne, mit schwarzer Asche verschmiert.
Kilczer reinigte das Fleisch, so gut es ging, und schob das
Knochenende ins Feuer. Fett brutzelte, und gelbliche Funken tanzten
in der bläulichen Flamme.
Dorthy mochte nicht daran denken, woher das Fleisch stammte,
biß aber heißhungrig in das Fleisch und kaute heftig auf
dem knusprigen Bissen herum. Kilczer riß ein
größeres Stück des flechtenartigen Bodenbewuchses
aus, probierte davon, spie aber sofort alles wieder aus. »Pfui,
ich glaube, wir müssen doch Fleischfresser bleiben – wie
die Hüter. Bei der nächsten Rast gehe ich wieder
jagen.«
»Ich wünschte, Sie würden mir das Gewehr geben. Ich
bin wirklich ein guter Schütze.«
Fast eine Minute lang sagte Kilczer kein Wort. Dann schob er das
nasse Haar zurück und murmelte: »Ich wünschte, dieser
Regen würde endlich aufhören.« Er begann wieder in der
Asche herumzustochern. Dorthy hockte dicht beim Feuer und sah zu, wie
der Knochen verbrannte. Einmal sagte Kilczer etwas auf Russisch,
schwieg aber sofort wieder. Nach einer Weile kam er zu ihr und zeigte
ihr die Dinge, die er gefunden hatte: ein Metallstück, einen
halb geschmolzenen Plastikbecher, einen schlammverkrusteten
orangefarbenen Stoffetzen, ein Stück gewickelten Draht. Kilczer
trat gegen das brennende Scheit, bis die Funken kopfhoch aufstoben.
»Ich wunderte mich
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