Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
draußen sein mag? An meinem ersten Tag hier bin
ich von dem Ort weggegangen, an dem sie Camp Zero errichteten, an dem
sie die ganze Maschinerie um ein großes Loch herum aufbauten,
das sie für die Kommandozentrale gegraben hatten. Damals war
noch Nacht, die Sonne war noch nicht aufgegangen. Und es war so
verdammt kalt. Überall die grellen Lampen und das Geschrei der
Leute, das Hämmern und Sägen an Trägern und Platten.
Es war alles nicht so, wie ich es mir ausgemalt hatte. Also ging ich
weg und stieg über die Klippen, wo das grelle Licht nur noch ein
heller Schimmer am dunklen Himmel war. Da ist ein
Krater…«
    »Ich weiß«, murmelte Dorthy. Sie fühlte sich
schläfrig, fühlte sich wohl. Sie schloß die Augen vor
dem roten Licht.
    »Am Kraterrand setzte ich mich auf einen Felsen«, fuhr
Kilczer fort. »Die eiskalte Luft stach wie mit Messern im Hals.
Es war stockfinster, nur die Sterne und die Kontrolleuchte meiner
Anzugheizung schimmerten matt. Zwei Stunden habe ich da gesessen und
zu den Sternen aufgeschaut – als hätte ich sie nie zuvor
gesehen. Sie unterschieden sich kaum von denen über Nowaja Rosja
oder Erde. Sehr weit hinaus waren wir also noch nicht gekommen. Bei
meiner Rückkehr spie Colonel Chung Gift und Galle. Sie dachte
schon, der FEIND habe mich einkassiert. Ich glaube, sie ist etwas
paranoid.«
    »Ganz meine Meinung. War es ihre Idee, das Kommandozentrum so
tief in den Boden zu bauen?«
    Kilczers Körper versteifte sich leicht. Als er ihr
antwortete, wußte Dorthy sofort, daß er ihr nicht die
Wahrheit sagte. »Es wurde nach Anweisungen des Orbital-Kommandos
gebaut. Wovor sie sich schützen wollen, weiß ich
nicht.« Aber er wußte es. Dorthy konnte nur nicht genau
sagen, was es war. Jedenfalls etwas Endgültiges…
    Es entglitt ihr wieder.
    Er war in der Navy, erinnerte sie sich. Natürlich!
    »Schläfst du?«
    »Beinahe.« Trotzdem lag sie lange Zeit wach und
versuchte in seinem Bewußtsein zu lesen, was er vor ihr
verbarg. Es war dieselbe Sache, die sie in Colonel Chungs
Bewußtsein erfaßt hatte. Eine Gefahr, eine dunkle,
endgültige Tat – und das tief eingegrabene Kommandozentrum
spielte dabei eine wichtige Rolle.
    Als sie erwachte, wollte Kilczer wieder mit ihr schlafen. Sie
widerstand ihm, schob ihn von sich und erklärte, sie sei zum
Weitermarsch bereit. Schließlich hatten sie noch einen weiten
Weg vor sich. Das plötzliche Verlangen, das sie zuvor
verspürt hatte, war geschwunden. Außerdem fraß sich
die Gewißheit, daß er entgegen seiner sonst offenen Art
etwas vor ihr zu verbergen suchte, immer tiefer in ihre Gedanken.
    Sie stand auf und schlug vor, zusammen ein Bad im See zu nehmen.
»Ich fühle mich durch und durch verschwitzt und schmutzig.
Vielleicht haben wir hier die letzte Gelegenheit dazu.«
    »Das glaube ich nicht. Außerdem wissen wir nicht, was
da so alles im Wasser herumschwimmt.«
    »Nun, an Land gibt es abgesehen von den Hütern keine
großen Fleischfresser. Warum sollte es also welche im Wasser
geben?« Sie löste das Oberteil ihres Overalls, öffnete
den Büstenhalter, der ihre kleinen Brüste bedeckte,
strampelte den Overall von den Beinen und stieg in das kalte schwarze
Wasser. Ihre Füße traten auf verrottendes Schilfrohr und
versanken im weichen Schlamm. Als ihr das Wasser bis zu den Knien
reichte, warf sie sich nach vorn, schwamm ein Stück hinaus und
machte wieder kehrt. Wassertretend forderte sie Kilczer auf, zu ihr
zu kommen. Doch mürrisch winkte er ab und wich vor den Tropfen
zurück, mit denen sie ihn bespritzte.
    Das Wasser war zu kalt, um länger darin herumzuplanschen.
Dorthy stieg ans Ufer und rieb sich mit ihren Kleidern trocken. Ganz
deutlich roch sie jetzt den getrockneten Schweiß ihres
mehrtägigen Marsches, die Ausdünstungen ihrer Krankheit.
Die Wassertropfen an ihren Unterarmen schimmerten wie Blut, waren im
roten Licht der schwachen Sonne, die sich im schwarzen See spiegelte,
Flecken in Purpur und Karmesin.
    »Im Wasser ist nichts«, sagte Dorthy zu Kilczer.
»Du solltest es auch mal probieren. Es ist wirklich
erfrischend.« Sie nibbelte sich das Haar trocken, und Kilczer
übersah höflich die aufwärts gerichteten Spitzen ihrer
Brüste.
    »Ich gehe jagen«, murmelte er, als sie in ihren Overall
schlüpfte, und war – aus Scham über seine Furcht
– verschwunden, ehe sie sich fertig angekleidet hatte.
    Gemächlich schloß sie die Schnappverschlüsse ihrer
Stiefel, schüttelte ihr nasses Haar und begann es zu flechten.
Kilczers

Weitere Kostenlose Bücher