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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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anmaßende Art regte sie allmählich auf. Er
glaubte wohl, daß ihr Beischlaf zwischen ihnen etwas besiegelt
hatte, aber wie die meisten Frauen war Dorthy der Ansicht, daß
der Akt nur Teil eines viel umfassenderen Ganzen war, einer Synthese,
der sie immer widerstanden hatte. Nie öfter als dreimal mit
einem Mann! Die meisten ihrer Bettpartner hatte sie nur einmal
genossen, und mit der Hälfte davon hatte sie nicht mal die ganze
Nacht verbracht. Zugegeben, sie hatte nicht viele Amouren gehabt.
Trotzdem wußte sie gut genug, warum sie Kilczers Lockversuchen
widerstand: um nicht in dem anderen Partner zu versinken, um sich
nicht offenbaren zu müssen. Aber hier war sie nun jede Minute
mit diesem Mann zusammen, in einer Weise, wie sie sie nie zuvor
erlebt hatte, und ganz offenbar erwartete er von ihr, daß sie
seine Offenheit erwiderte. Nein, das würde sie nicht tun,
beschloß sie. Wo, zum Teufel blieb er eigentlich? Sie schob
sich durch das Schilf und spähte den Uferstreifen vor dem
Waldsaum entlang. Nirgends eine Spur von ihm. Voller Furcht vor
Kreaturen im Wasser, die es nicht gab, dachte sie, das kompensiert
er, indem er auf Tiere schießt, die möglicherweise dann
doch nicht eßbar waren. Reine Munitionsverschwendung. Aber
dieses Artikulieren ihrer Verärgerung machte ihr nur noch
deutlicher, wie sehr sie auf seine Gesellschaft angewiesen war.
    Es verging noch über eine halbe Stunde, ehe er
zurückkehrte – mit leeren Händen. Sie brachen das
Lager ab und machten sich wieder auf den Weg, wobei sie jeder ein
Stück Dörrfleisch kauten. Kilczer fragte Dorthy
häufiger nach ihrem Befinden, und seine wohlmeinende Besorgnis
verdroß sie. Dies und das Jucken und Brennen, das jedesmal
ihrer Periode vorausging und während des Marsches immer
stärker wurde. Zweifellos hatte der Geschlechtsakt den Beginn
beschleunigt. Mürrisch lief sie hinter Kilczer her. Nach einer
Weile gab er seine Versuche auf, sich mit ihr zu unterhalten, und
ging schweigend, das Gewehr auf der Schulter, voran, wobei ihm der
kleine orangefarbene Beutel am Gürtel ständig gegen die
linke Hüfte schlug.
    Auf diese Weise wanderten sie viele Stunden, hielten nur einmal
an, als Kilczer ein flüchtendes Tier erlegte, das aussah wie
eine Antilope in der Größe eines Hundes, mit
messerscharfen Hörnern zu beiden Seiten des flachen Kopfes, die
so lang waren wie Kilczers Ann. Aber es hatte sechs Beine, und so
ließen sie das tote Tier liegen.
    Das Ufer wurde felsiger und bildete einen vom Wasser
unterhöhlten Granit-Überhang. Aus seinen Rissen und Spalten
wuchsen knorrige Büsche. Der Wald war zu einer entfernten
dunklen Linie geschrumpft. Vor ihnen verschwand der Kraterrand, den
sie überklettern mußten, um Colonel Ramaros Camp zu
erreichen, in einem Wolkenschleier.
    Sie lagerten im Windschatten einer Felsformation und verzehrten
als Abendbrot wieder etwas Dörrfleisch. Selbst nach dem
Eintauchen in Wasser war es kaum noch genießbar. Der Hunger
wühlte in Dorthys Magen und wurde von leichten
Bauchkrämpfen begleitet. Sie ging ein Stück beiseite,
riß einen Stoffstreifen aus dem Kragen ihres Overalls und schob
ihn zwischen die Beine. Sie haßte diese monatlich
wiederkehrende Prozedur. Männer haben es ja so einfach –
und sie wissen es nicht mal.
    Als Kilczer später seinen Arm um ihre Schulter legte, sagte
sie ihm klar und deutlich, daß sie ihre Regel habe.
    »Das stört mich nicht«, meinte er ruhig.
    »Aber mich.« Dorthy befreite sich aus seiner leichten
Umarmung.
    Kilczer setzte sich auf und stieß die Stiefelspitze in das
kleine Feuer, das sie angezündet hatten. Funken stoben auf und
wirbelten durcheinander. Flammen tänzelten
bläulichweiß über das aufgeschichtete Feuerholz.
Einmal sah er zu ihr hinüber, als wolle er etwas sagen, tat es
aber nicht. Getrennt voneinander schliefen sie ein.
     
    Der nächste Tag brachte eine Abwechslung. Dorthy erlegte ein
großes Tier aus einer Entfernung von über fünfhundert
Metern. Es hatte sie längere Zeit von einem kleinen Hügel
aus beäugt. Kilczer hatte über ein Dutzend Schüsse
abgefeuert, ohne es zu treffen, ehe er endlich Dorthys Drängen
nachgab und ihr das Gewehr reichte. Der Kolben lag ausgezeichnet an
Schulter und Wange an. Sie atmete vorsichtig, zielte mit
sorgfältiger Vorhalte und zog sanft den Abzug durch. Der
Rückstoß war wie ein beglückwünschender Schlag
auf die Schulter. In der Ferne brach das ungraziöse Tier
zusammen, als habe etwas ihm plötzlich die

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