Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
Beine
weggeschlagen.
Wortlos nahm Kilczer das Gewehr entgegen, und sie gingen zu ihrer
Beute hinüber. Dorthy zählte über sechshundert
Schritte. Sogar noch mehr als ein halber Kilometer! Das Schrot hatte
den flachen Kopf dicht über den großen runden Augen
durchsiebt. Nur wenig Blut war ausgetreten. Die vier Beine waren lang
und vielgliedrig, und ein dicker, unförmiger Körper hing
dazwischen wie der Leib einer Spinne. Außer einer Halskrause
aus rötlichem Fell war die sehr faltige Haut nackt. Kiefer wie
die Schaufeln eines mechanischen Baggers klafften weit auf und zeigte
viele flachkronige Zähne.
»Das da war nicht in Chavez’ Liste aufgeführt, wenn
ich mich richtig erinnere«, sagte Kilczer und ging mehrmals um
das Tier herum. »Ist es vielleicht von Erde?«
»Ich glaube nicht, aber ich weiß nicht viel über
Tiere, die vor einer halben Million Jahren lebten.«
»Ich leider auch nicht.« Er betrachtete die Kreatur eine
Zeitlang, schnitt die Haut auf, steckte einen Finger in das Blut,
kostete es und erklärte es für genießbar. Er schnitt
dicke Scheiben Muskelfleisch mit Fettsträngen aus den Lenden.
Sie brieten sie auf einem flachen Felsen, den sie mitten ins Feuer
legten. Dorthy probierte zuerst zögernd und aß dann mit
zunehmendem Appetit. Das Fleisch schmeckte köstlich, etwas
süßlich zwar, aber es war saftig und zart. Sie aß,
bis ihr fast der Bauch platzte, und streckte sich danach lang aus.
Sie war jetzt in einem Zustand, den man beinahe zufrieden nennen
konnte. »Jetzt fehlt mir nur noch ein guter Pinot noir«,
seufzte sie.
»Was bitte?« Kilczer hatte die Augen mit den Händen
beschattet und betrachtete die Uferbiegung, der sie um den See herum
folgen mußten.
»Rotwein. Ein Glas davon, und danach eine getrocknete
Avocado. Stimmt was nicht?«
Er hatte sich aufgerichtet und beschattete immer noch die Augen
mit der Hand. »Ich glaube, ich sehe Rauch.«
Sofort war Dorthy auf den Beinen. Weit in der Ferne reichte der
Wald bis ans Ufer heran. Irgend etwas schien dort über den
Bäumen zu schweben, auf diese Entfernung etwa so groß wie
ihr Daumennagel. Schwer zu erkennen gegen den dunklen,
sternengespickten Himmel.
»Könnte das ein Lager sein? Andrews vielleicht? Aber was
soll dann das Feuer?«
»Vielleicht ein Lager, aber nicht von unseren Leuten«,
murmelte Kilczer.
Eine ganze Weile beobachteten sie die ferne Wolke, aber sie
veränderte sich nicht. Schließlich legte Dorthy sich auf
ihr Lager aus Zweigen, das die Härte des Felsbodens ein wenig
milderte, und meinte: »Komm, laß uns schlafen.«
»Du hast recht. Wir müssen näher heran, um etwas
erkennen zu können.« Schwerfällig streckte er sich
neben ihr aus. Nach einer Weile rückte er näher heran.
Dorthy legte einen Arm auf seine Taille und streichelte sanft seine
Seite. Er drehte den Kopf, und sie küßten sich.
Diesmal war es ein langsames Aufsteigen zum Höhepunkt, immer
wieder innehaltend, anschwellend, wachsend. Dorthy glaubte auf den
Rand eines tiefen Abgrundes zuzutreiben, und bewegte ihre
Hüften, um Kilczers Glied noch tiefer in sich aufzunehmen. Da,
der Rand! Da – sie stürzte, fiel sehr sanft. Oh, oh!
Kilczer stieß in sie hinein, zog sich zurück,
stieß erneut vor. Aufstöhnend kam er. Sie zog seinen Kopf
herunter, und sie schliefen aneinandergeschmiegt ein…
Sie erwachte mitten in einem Traum. Sie rannte über eine
weite, in tiefrotes Licht getauchte Ebene hinter etwas her, verfolgte
es – was war es bloß? Aber der Traum verblaßte. Sie
spürte einen starken Druck in ihrer Blase und ging ein
Stück beiseite, um sich zu erleichtern. Sie blutete immer noch.
Sie klemmte den Stoffetzen wieder zwischen den Beinen fest, zog den
Overall hoch und schaute am Ufer entlang zu dem entfernten
Waldstück hinüber. Der Rauchschleier hing immer noch
darüber.
Kilczer war nicht aufgewacht, sein Gesicht wirkte im
beständigen roten Licht entspannt und unschuldig. Ihr TALENT war
ruhig, Dorthy erfaßte nichts. Müde, viel zu müde, um
weiter über den Rauch zu spekulieren, streckte sie sich neben
Kilczer aus und schlief wieder ein.
Der Rauch war immer noch sichtbar, als sie wieder aufbrachen.
Kilczer überlegte, daß es sich auch um einen Waldbrand
handeln könnte. »Der Rauch ist zu stark, als daß er
von einem Lagerfeuer herrühren könnte. Aber der Waldbrand
könnte durch ein Lagerfeuer verursacht worden sein.«
Sie gingen weiter, folgten dem Uferbogen. Der freie Streifen
verengte sich allmählich und verlor
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