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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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eine
Riesenherde dieser Kreaturen strebe auf die schwarzen Gipfel der
Kaldera zu, überwältigt.
    »Sieh ihn dir an – ein ziemlich dürres Exemplar
seiner Gattung, findest du nicht?«
    Unter dem Fluß seiner Gedanken eine Gegenströmung!
    »Ist dein TALENT noch in Funktion?« fragte Kilczer.
    »Natürlich.«
    »Versuche, unseren Freund da so weit wie möglich
auszuholen, sobald er wieder zu sich kommt.« Kilczer gab ihr das
Gewehr zurück und nahm die Ruder wieder auf.
    Das Schwanken des Bootes und das regelmäßige Knarren
und Klatschen der Ruderschläge war einschläfernd. Dorthy
erfaßte nicht genau, wann der Hüter zu sich kam, sondern
spürte nur, wie sich seine Aufmerksamkeit immer stärker auf
sie richtete. Als sie aufschaute, versuchte das Wesen von ihr
wegzukriechen und zuckte dabei mit den Beinen. Die Augen unter der
vorgewölbten Stirn waren weit aufgerissen, die Lider
seitwärts über die schwarzen Augäpfel geglitten, die
von horizontalen Pupillen geschlitzt wurden. Eine Angstreaktion!
    Dorthy begriff und bewegte sich rückwärts von dem
Hüter weg, bis Kilczer ihre Schulter berührte. Das Boot
schwankte ein wenig in der Strömung.
    »Ich bin in Ordnung«, sagte Dorthy. »Aber unser
Gast hat schreckliche Angst vor mir. Vor uns.«
    »Sonst noch was?«
    Doch die starke Flamme seiner Panik löschte alles andere im
Kopf des Hüters aus, selbst die zwingende Vision vom Aufstieg
zum Turm der Burg.
    »Das Wesen denkt, wir wollen es töten«, berichtete
Dorthy. »Nein, noch schlimmer – wir wollten alles Leben
töten. Es sieht in uns die, die den Himmel zum Einstürzen
bringen. Diese Formulierung kommt wohl seiner Vorstellung am
nächsten.«
    Kilczer tat zwei Ruderschläge und meinte: »Die
Vorstellung, wie wir vom Himmel heruntersteigen, muß der
Hüter von seinen Eltern haben. Aber ich frage mich, woher die
das wußten?«
    »All seine Gedanken sind von panischer Angst überlagert.
Ich kann nichts deutlich erkennen.«
    »Du mußt es versuchen.«
    Und so saß Dorthy, während er ruderte, in sich
versunken auf dem Rand der Heckplattform und konzentrierte sich auf
ihre stille Mitte, in dem das Bewußtsein des Hüters
flackerte wie eine Kerzenflamme.
    Allmählich verfiel Kilczer beim Rudern in einen
beständigen Rhythmus, und die Ablenkung durch seine Gedanken
ließ nach. Dorthy konnte Formen ausmachen, Orte des Seins
hinter der Furcht des Wesens, jeder gesondert und weitgehend isoliert
wie seltsame Schachfiguren auf einem großen, formlosen Brett.
Das Bewußtsein des Hüters enthielt nur wenige Erfahrungen,
geringe erlernte Kenntnisse. Doch tiefer unter der Oberfläche,
in schattenhaften Regionen, zu denen Dorthy keinen Zugang hatte,
spürte sie ein bis jetzt unberührtes, schlummerndes
Reservoir an Wissen. Seine Gefühlswelt war wie ein flackernder
Schirm oberhalb dieses tiefliegenden Kerns der Erinnerung – wie
ein Verstand nach einer kürzlichen Amnesie, jedoch ohne die
seltenen und plötzlichen Assoziationen, über die ein
normaler Verstand dann noch verfügt.
    An die Oberfläche tauchend, öffnete Dorthy die Augen.
Sie waren nun schon weit vom Ufer entfernt und hielten Kurs auf den
großen Zufluß, der den See speiste. Die Wellen
plätscherten gegen den Rumpf. Die Sonne stand dicht vor dem
Zenit, ein mürrisches Auge am dunklen Himmel. Es war wärmer
geworden, und Kilczer zog das Oberteil seines Overalls aus. Sein
Verhalten ließ die Panik des Hüters, diesmal gepaart mit
etwas Neugier, wieder aufflammen.
    »Ich glaube, er fragt sich, wieso du eine falsche Haut
trägst«, erläuterte Dorthy.
    »Hat er immer noch Angst?«
    »Nicht mehr ganz so viel. Aber ich kann kaum etwas lesen,
außer daß unser Gast über Wissensreserven
verfügt, die er bisher nicht angerührt hat. Hältst du
es für möglich, daß sie irgendwie in sein Gehirn
eingepflanzt worden sind?«
    »Du meinst Instinkte?« Fluchend führte Kilczer die
Ruder. Seine Handflächen waren inzwischen mit Blasen
übersät, und er hatte orangefarbene Tuchfetzen um die
Hände gewickelt. Ein weiterer Stoffstreifen bändigte sein
langes Haar. Mit seinen sprießenden Bartstoppeln sah er jetzt
aus wie ein zu dürrer, schmutziger Pirat.
    »Es muß mehr sein als das. Die Hüter könnten
ja erst vor wenigen Tagen geboren worden sein, wenn das das richtige
Wort dafür ist. Und doch arbeiten sie schon gemeinsam beim Bau
der Boote, um damit schneller zur Burg zu gelangen. Ich glaube nicht,
daß unser Freund dort, abgesehen von ein paar Zeichen und
Gesten, über

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