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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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sie den Rand der Hangrodung erreichten, blieb Kilczer stehen
und betrachtete aus der Deckung des Unterholzes heraus das
Durcheinander der gefällten Stämme, den dahinrauschenden
Fluß und die arbeitenden Hüter am anderen Ufer. Dorthy
duckte sich neben ihn, zog den kleinen Tablettenspender aus der
Brusttasche und schüttelte sich eine Tablette ihres Antiblockers
auf die Handfläche. Beim leisen Klicken des Spenders drehte
Kilczer den Kopf.
    »Was machst du da?«
    Sie hob die Hand zum Mund. Er wollte nach ihr greifen, aber sie
wich ihm aus, schob die Tablette in den Mund und schluckte sie.
    Er packte ihr Handgelenk. »Du bist verrückt. Als du sie
zuletzt genommen hast, bist du in Trance verfallen. Ich kann dich
nicht hier wegschleppen, wenn etwas schiefgeht.« Das Haar war
ihm ins Gesicht gerutscht. Er strich es sich aus den Augen und
starrte sie an.
    »Dann hoffen wir doch einfach, daß nichts
schiefgeht«, meinte Dorthy. »Es dauert ohnehin eine gewisse
Zeit, bis das Mittel wirkt.«
    Kilczer ließ ihr Handgelenk los und sah wieder zum
Fluß hinüber. Die meisten Hüter arbeiteten im Umkreis
eines dieser großen Feuer und hoben einen Graben um die Glut
herum aus. Ein paar andere schnitten in der Nähe des Ufers
Planken aus den Stämmen.
    »Steinwerkzeuge«, murmelte Kilczer. »Technisch also
nicht sonderlich hoch entwickelt. Diese Feuer dienen wahrscheinlich
zur Herstellung von Holzkohle oder zum Abflämmen des Geästs
an den gefällten Stämmen. Das verflüssigte Harz
verwenden sie sicher zum Kalfatern der Boote. Aber was wollen sie mit
Booten?«
    »In weniger als einer halben Stunde kann ich es dir sicher
sagen.« Dorthy setzte sich neben ihn.
    »Wenn du sie lesen kannst – und nicht wieder vorher
mental zusammenbrichst. Was, zum Teufel, soll’s auch? Ich
muß ja nicht unbedingt wissen, wozu sie Boote bauen. Ich
weiß nur, daß ich eins davon haben will. Wir brauchen
mindestens noch eine Woche, um bis zum Seezufluß zu laufen, und
sicher noch länger, wenn das Gelände schwierig ist. Mit
einem Boot dagegen wären wir in zehn, zwölf Stunden
drüben. Sieh mal, dieses Zeugs da am anderen Ufer. Ich denke,
das ist Tuch. Gut als Segel zu benutzen.«
    »Ich kann segeln. Aber die Boote haben keine Maste.«
    »Noch nicht. Aber ich will nicht warten, bis die Hüter
welche eingesetzt haben. Siehst du die Erhebungen – da hinten am
Heck? Das sind bestimmt Ruderklampen – ist das das richtige
Wort? Und da – auf dieser Plattform. Lange Ruder. Die Hüter
müssen sehr stark sein. Glaubst du, wir könnten damit
rudern?«
    Dorthy berührte seinen Arm. »Immer mit der Ruhe, mein
Freund. Ich laufe lieber eine Woche lang um den See herum, als einem
dieser Wesen in die Hände zu fallen.«
    »Es gibt nur einen Paß über den Kraterrand in die
Kaldera. Den müssen wir vor den Hütern überqueren
– wenn sie tatsächlich dort hinüber wollen.«
    »Das war aber die einzige definitive Erkenntnis bei meinem
ersten Lese-Versuch«, erinnerte ihn Dorthy.
    »Also schön. Sie bauen Boote, um damit den See zu
überqueren. Möglicherweise! Sie wollen nicht durch den Wald
weiterziehen – was vielleicht auch unmöglich ist.«
Kilczer sah sie von der Seite an. »Du solltest das jetzt nicht
versuchen!«
    »Ich kann es nicht mehr aufhalten. Du auch nicht. Niemand
kann es. Ich werde mich so gut wie möglich vorbereiten –
wenn du mich läßt. Es dürfte sicher nicht unsere
Chancen verschlechtern, wenn wir wissen, was sie vorhaben,
oder?«
    Sie wollte einfach nicht zum Fluß hinunter. Deshalb hatte
sie den Antiblocker genommen.
    Kilczer schüttelte den Kopf. Dann lächelte er. Irgendwie
wirkte das Lächeln in seinem schmalen, blassen Gesicht fehl am
Platz. »Nein, ich glaube nicht. Du hast recht. Ich sollte nichts
überstürzen und den richtigen Moment abwarten.«
    Dorthy wurde klar, daß sie ihn nicht von seinem Plan, ein
Boot zu stehlen, abhalten konnte, und sie bekam nun wirklich Angst.
Ein eiskaltes, zentnerschweres Gewicht drückte plötzlich
auf ihren Magen. »Ich verstehe deinen Plan. Trotzdem glaube ich,
du bist verrückt.«
    Kilczer schichtete einige abgebrochene Zweige und Laub aufeinander
und streckte sich bäuchlings auf diesem knackenden Polster aus.
Aus seiner Deckung beobachtete er das Treiben der Hüter unten am
Fluß. Dabei zeigte er wieder ein wenig das übliche
Verhalten des präzise registrierenden Wissenschaftlers.
    Dorthy saß regungslos neben ihm und verfolgte, wie
Herzschlag und Atemrhythmus ihres Körpers

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