Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
Bereiche des Bewußtseins der Hüter
– nennen Sie sie meinetwegen, wie Sie wollen: neue
Männliche, oder Hausmeister, oder Statthalter – sind
versiegelt worden. Vielleicht bekamen die, die jetzt am Turm lesen,
den Schlüssel dazu. Aber diese Bereiche sind tatsächlich
vorhanden, das sollten wir nicht vergessen. Das ist auch der Grund,
warum ich mich der allgemeinen Auffassung darüber, was die
Hüter sind, nicht anschließen kann. Wahrscheinlich
muß ich Ihnen aber zuerst alles erzählen, damit Sie mich
verstehen.«
Ramaro zuckte die Achseln.
»Bitte, Dr. Yoshida, was ist mit Arcady geschehen?«
fragte Andrews. Hinter ihm arbeiteten Techniker an ihren Konsolen.
Die Schirme leuchteten rot wie die Sichtfenster eines Schmelzofens.
Dorthy fuhr mit ihrem Bericht fort, erzählte von ihrem Marsch
zum See hinauf, vom Diebstahl des Bootes und der Entführung des
Hüters. Von dem Wasserfall, bei dem sie das Boot aufgeben
mußten, vom Aufstieg zur Lichtung, dem plötzlichen Angriff
des Hüters und seinem tödlichen Sprung, bei dem er Kilczer
mit in die Tiefe riß.
Andrews schüttelte den Kopf. »Ihr wart schon so weit
gekommen – und dann geschieht etwas so Schreckliches. Das tut
mir leid, Dorthy.«
»Vielleicht hätte er das Gewehr nicht einer Frau
überlassen sollen«, knurrte Ramaro.
Dorthy sprang auf, stützte sich auf die Tischplatte und
beugte sich weit vor. »Ich bin durchaus in der Lage, ein Gewehr
zu benutzen. Aber die Aktion kam so plötzlich, daß niemand
sie hätte verhindern können. Also behalten Sie Ihre kleinen
Gemeinheiten gefälligst für sich«, fauchte sie Ramaro
an.
»Trotz Ihres TALENTS konnten Sie wirklich nicht vorhersehen,
was der Hausmeister tun würde?« Ramaro hob bei seiner
zynischen Bemerkung nicht einmal den Blick.
»Der Antiblocker hatte keine Wirkung mehr. Nein, ich konnte
es nicht vorhersehen!« Dorthy setzte sich wieder.
Unbändiger Zorn hatte sich ihrer bemächtigt und stach wie
mit Messern auf sie ein.
»Dorthy, Luiz«, mahnte Andrews. »Wie es auch
gewesen sein mag, es ist geschehen. Aber was haben Sie uns sonst noch
zu berichten, Dorthy? Wieso glauben Sie, daß unsere
Einschätzung der Hausmeister falsch ist?«
»Eben wegen dieser Reaktion des entführten Hüters.
Sehen Sie das nicht? Sobald er sich darüber klar geworden war,
daß es aus seiner Zwangslage kein Entrinnen gab, wählte er
den Freitod. Genau wie der FEIND bei BD Zwanzig.«
»Und das ist alles?« fragte Ramaro trocken.
»Tatsächlich ist das wenig stichhaltig, Dorthy«,
meinte nun auch Andrews und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger
mehrmals über den breiten Nasenrücken.
Sie sah ein, daß es keinen Sinn hatte. Keiner von beiden
mochte ihr glauben. Zu vieles basierte auf der These, daß die
neuen männlichen Hüter lediglich das Vorauskommando der
wirklichen Besitzer des Planeten waren. Denn wenn sie wirklich der
FEIND waren, wäre es für die Navy zu gefährlich
gewesen, so dicht bei der Burg zu operieren. Die
Überwachungsmannschaft wäre sofort abgezogen worden.
»Jedenfalls ist es das, was ich erfassen konnte«,
beharrte Dorthy und wußte sofort, daß sie die falschen
Worte gewählt hatte.
»Sehen Sie, Duncan«, reagierte Ramaro sofort.
»Genau das meine ich. Frauen werten Gefühle höher als
die Fakten. Sie urteilen zu schnell und unüberlegt.«
Dorthy überhörte diese neuerliche Beleidigung einfach.
»Was Sie als Hausmeister bezeichnen, ist der FEIND. Die neuen
Männlichen sind aufgrund unseres Auftauchens erst entstanden und
erschließen sich jetzt dort unten in der Burg ihr Erbe, lernen
alles kennen, was sie wissen müssen. Wenn sie damit fertig sind
– wie wollen Sie sie dann noch aufhalten?«
»Dafür haben wir eine Bombe«, brummte Ramaro
selbstzufrieden und schob die Hologramme zusammen. »Duncan, hier
wartet Arbeit auf mich. Seyoura Yoshida, Ihnen wünsche ich alles
Gute für Ihre Rückreise.« Er nahm die Hologramme und
seinen Memoschirm und verschwand hinter den Computerkonsolen, die im
dämmrigen Zeltrund installiert waren.
»Er ist in der stärkeren Position«, meinte Andrews.
»Mit so wenigen Fakten in der Hand kann ich nicht einfach den
Stecker aus einem Programm dieser Größenordnung
ziehen.«
»Wie viele Herden befanden sich draußen in den Plains,
ehe das alles anfing?«
»Hm – ungefähr tausend.«
»Und wie viele Critter hatte jede Herde?«
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Es waren
ungefähr hundert, wenn ich mich recht erinnere. Zusammen ergibt
das rund
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