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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Kindern des
alteingesessenen Geldadels immer wieder trifft. Und eines dieser
ungeschriebenen Gesetze besagte nun mal, daß jemand in der Lage
sein mußte, auch selbst zu tun, was er von seinen Untergebenen
erwartete. Dieser enge Kontakt zu seinen Projekten machte es ihm
andererseits schlicht unmöglich, auf eine Ablehnung seiner
Vorstellungen objektiv zu reagieren.
    Hin und wieder dachte Dorthy, während sie auf die Ankunft von
Colonel Chung und ihre damit verbundene Erlösung von dieser Welt
wartete, über Andrews nach, über seine Unrast, seine
Sorgen, über seine verstockte Haltung bezüglich ihrer
These. Sie diktierte einen förmlichen Bericht, in den sie alle
Einzelheiten der mentalen Sondierungen der Hütergruppe und des
im Boot überwältigten Männlichen hineinpackte, an die
sie sich erinnern konnte. Sonst gab es für sie nicht viel zu
tun. Die Techniker, die die Sonden steuerten und überwachten,
hielten sich von ihr fern, und auch Dorthy mied ihre Gesellschaft.
Angel Sutter war mit Andrews für einige Tage in die Kaldera
hinuntergestiegen und beschäftigte sich nach ihrer Rückkehr
mit den gesammelten Proben. Andrews hielt sein Versprechen und nahm
sich die Zeit, sich von Dorthy den Marsch durch den Wald nochmals in
allen Einzelheiten schildern zu lassen. Auch diesmal erwähnte
sie trotz eines leichten Rausches – Andrews hatte darauf
bestanden, mit ihr ein Fläschchen illegalen Schnaps zu leeren,
der ihr in den Eingeweiden brannte – mit keinem Wort, daß
sie mit Arcady geschlafen hatte. Ein paar Stunden hatte Dorthy trotz
Major Ramaros Mißbilligung im Kommandozelt verbracht und sich
auf einigen nicht besetzten Monitoren die Bilder angesehen, die die
Sonden übermittelten. Ein Monitor zeigte die neuen
Männlichen, wie sie quälend langsam den Schriftzeichen an
den spiralförmigen Rampen in der Burg immer höher hinauf
folgten – dunkle Schemen im hellroten Licht. Ein Bild, das sie
mit Unruhe, mit einer unterschwelligen Furcht erfüllte. Doch sie
konnte Andrews diese Regung nicht erklären. Außerdem
hätte sie ihm damit nur seine gute Laune verdorben. Keiner
glaubte Dorthy, nicht mal Angel Sutter.
    Also blieb ihr nichts anderes übrig, als auf Colonel Chung zu
warten. Manchmal las sie in den Shakespeare-Ausdrucken, die Sutter
ihr geschenkt hatte, oder half der Biologin in ihrem kleinen Labor.
Die meiste Zeit aber verschlief sie, denn sie hatte sich von den
Strapazen noch nicht völlig erholt.
    Sie schlief auch, als Colonel Chung eintraf. Sutter weckte sie.
Dorthy zog sich hastig an und ging quer über das nackte, windige
Felsplateau zum Kommandozelt. Der Colonel stand inmitten einer
kleinen Gruppe von Leuten, darunter auch Ramaro und Andrews, und
ließ sich eine Reihe von Holos über die Burg
vorführen. Andrews lächelte Dorthy zu, als sie zu den
anderen trat. Ramaro gab Colonel Chung gerade einige
Erklärungen. Der Betrachter zeigte in Großaufnahme
Wortzeichen, die als meterbreites Band an einer hohen Wand
entlangliefen. Ramaro deutete darauf. »Da, und da. Wir sind
jetzt zu neunzig Prozent sicher, daß die Spezies, die
P’thrsn planetengeformt hat, sich Alea nennt.« Er sah zu
Andrews hinüber, der nur eine Braue hochzog.
    »Bedeutung?« Der Colonel verriet mit keinem Blick,
daß sie Dorthys Anwesenheit zur Kenntnis genommen hatte. Sie
verbreitete eine Aura nervöser Ungeduld.
    »Die Leute – vielleicht«, antwortete Ramaro
hastig. »Das ist die wahrscheinlichste Ausdeutung – aber
mit weniger als fünfzig Prozent Sicherheit, daß sie
stimmt. Sie müssen bedenken, daß sich viele
Wortbedeutungen erst aus dem Kontext der Übersetzungen ergeben.
Bei den meisten Zeichen hier ist der Kontext aber nicht eindeutig
klar. In dieser Richtung hat sich seit Ihrem letzten Besuch leider
nicht viel mehr ergeben.«
    Das rote Licht des Hologramms unterstrich sein starkes Doppelkinn
und ließ die Narbe auf seiner rundlichen Wange aufschimmern.
Gekonnt verbarg er seinen Unmut darüber, dem Kommando einer Frau
unterstellt zu sein.
    »Alles in allem denke ich, daß wir gute Fortschritte
gemacht haben, Colonel«, sagte er. »Ich wünschte, ich
wüßte, was das Team da oben nun damit anstellt. Es ist
frustrierend.«
    »Das kann ich nur unterstreichen«, brummte Andrews.
    Colonel Chung hob ihren Blick vom Holobetrachter. Sie sieht
müde aus, dachte Dorthy.
    »Die Sicherheitsmaßnahmen dürfen nicht gelockert
werden«, meinte Chung. »Das ist vielleicht etwas unbequem,
aber wir hier unten müssen das Beste daraus

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