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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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der Engel vernehmen, von tausend Stimmen,
die nicht unisono sangen, aber einheitlich; Individuen, die jeweils
ein Wort, eine Silbe, eine Note zu Gesang verwoben, und doch alle
zugleich. Denn es gab keine Zeit. Es war zeitlos. Es dauerte eine
Stunde oder eine Sekunde oder einen Tag.
    Und dann war es vorbei.
    Alle fünf Menschen sahen einander für die Dauer eines
Pulsschlages an. Dann hob die Dienerin eine Hand zu ihrem Kopf und
sagte erstaunt: »Ich denke…« Dann brach sie zusammen,
langsam und stückweise, zunächst auf die Knie; dann
krümmte sie sich zur Seite, mit den Händen vor dem Gesicht
und angezogenen Knien.
    »Sie schläft«, stellte Abel Gunasekra fest.
    »Sie haben sie zurückgebracht«, sagte Dorthy.
    »Der Prozeß der Versklavung hat die chemischen und
elektrischen Schemata ihres Bewußtseins beendet«,
erklärte Robot, »aber die gewachsenen Verbindungen zwischen
ihren Neuronen durch Erinnerung und Erfahrung konnten nicht
zerstört werden. Alles, was sie gelernt hatte, ist verblieben,
weder schlafend noch wachend, weder tot noch lebendig. Ein Potential.
Die Engel haben sie zurückgebracht.« Die Unke Seite seines
Gesichts verzog sich. Wasser überflutete seine Augen und lief
die Wange hinunter als eine schimmernde Spur, die pulsierte,
während Tränen rannen und von seinem Kinn wie Perlen auf
dem gesteppten Stoff seines Einteilers fielen. Er schniefte laut und
sagte: »Sie haben versucht, Maschine wiederherzustellen, aber
der hat nichts hinterlassen.«
    »Wenigstens wissen wir jetzt, was sie wollen«, sagte
Talbeck Barlstilkin. Er schien von allen am wenigstens beeindruckt zu
sein, immer noch trotzig und stolz. Er machte eine Geste zu dem
Felsvorsprung, der weit ins Meer hinausragte. »Und wenn wir tun,
was sie verlangen, kennen wir den Lohn. Obwohl ich für meinen
Teil ihn mit meinen eigenen Augen sehen möchte.«
    »Ihre Dienerin…«, setzte Robot an.
    Talbeck Barlstilkin schnitt ihm ungeduldig das Wort ab. »Ihre
Schutzengel werden sich zweifellos um sie kümmern.«
    Er machte sich auf den Weg zum Strand hinunter, und nach einem
Blickwechsel folgten Dorthy, Robot und Abel Gunasekra ihm. Als sie
ihn eingeholt hatten, sagte er: »Die WVN-Polizei könnte
nichts gegen uns unternehmen, wenn wir die Schattentänzer mit
heimbrächten. Ich müßte mich nicht
verstecken.«
    »Sie meinen, daß wir uns direkt zur Erde begeben
könnten?« Der Gesang der Engel hallte noch in ihrem Geist
wider, als ob sie eine blitzende Silberglocke wäre, die sie
geläutet hätten.
    »Das ist nicht der Punkt«, beharrte Gunasekra. »Der
Punkt ist, daß die Marodeure immer noch die Tore zwischen
Universen versperren. Es kommt darauf an, sie zu stoppen. Für
die Engel sofort. Für unser Universum in weniger als vier
Milliarden Jahren.«
    Talbeck Barlstilkin sagte mit einem finsteren Unterton in der
Stimme: »Ich würde mich lieber auf unsere unmittelbaren
Bedürfnisse konzentrieren. Professor Doktor Gunasekra will die
Wünsche der Engel für eine unvorstellbar ferne Nachwelt
erfüllen. Was meinst du, Dorthy?«
    »Brauche ich einen Grund?«
    »Natürlich nicht«, sagte Gunasekra lächelnd.
»Aber Sie müssen sich entscheiden. Wir alle müssen uns
entscheiden. Das erwarten die Engel von uns.«
    »Ich frage mich, warum«, sagte Talbeck Barlstilkin und
starrte zu den Lichtgestalten empor, die in der klaren Luft über
der See auf- und abstiegen. Die unbeständige Säule der
Engel hatte mit den vier Menschen Schritt gehalten, als diese durch
heißen weißen Sand stampften.
    »Ein Teil Ihres Gastes ist noch da«, sagte Robot zu
Dorthy. »Sie wird sie niemals verlassen. Maschinen kann man
wegwischen, aber keine Netzwerke.«
    »Wenn du darauf bestehst, daß ich einen Grund haben
muß, dann laß es einen mir eigenen sein! Vor langer Zeit
hat meine Schwester mir gesagt, daß sie nicht unter Fremden
leben könnte. Wie du siehst, habe ich sie verlassen. Die ganze
Zeit habe ich geglaubt, ihr zu helfen. Ich habe sie den Klauen von
jemand entrissen, der sie mißbrauchte, und ihr ein Zimmer und
ein Konto gegeben. Ich hatte anderswo zu tun. Ich konnte sie nicht
mitnehmen. Und als ich von dieser Arbeit zurückkam, war sie
fortgegangen. Wieder zurück. Sie konnte nicht unter Fremden
leben. Siehst du, ich hatte sie aufgegeben. Hatte mir eingeredet,
alles getan zu haben, was ich konnte, während ich in
Wirklichkeit meiner Verantwortung entflohen war. Ich wollte das nicht
und konnte dem nicht ins Gesicht sehen. Lange Zeit habe ich nicht
verstanden,

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