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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Die
Keramikwandung war zersplittert und wies überall tiefe
Sprünge auf. Welche Gewalten waren hier am Werk gewesen, und zu
welchem Zweck?
    Während Westerly sich mühsam weiterschleppte, landete
plötzlich ein Insekt mit lautem Brummen auf seinem
Handrücken. Eine Biene, die Hinterbeine dick mit
Blütenpollen bestäubt. Nach einem Augenblick öffnete
sie wieder ihre hauchdünnen Flügel und summte
schwerfällig davon. Westerly folgte ihr in Erinnerung an seine
Kindheit, an den einen Sommer, in dem er auf Nowaja Semlja die
Bienenstöcke auf der elterlichen Farm versorgt hatte.
    Er stand schon mitten auf einer Graslichtung, ehe er die Frau am
anderen Ende bemerkte, die einen Umhang aus schwarzem Tüll um
die Schultern geschlungen hatte. In Westerlys Ohren ertönte
plötzlich – lauter und lauter werdend – ein starkes
Brausen. Seine Gelenke wurden mit einem Schlag wachsweich, und er
stürzte der Länge nach ins Gras.
     
    »Warum hast du ihn umgelegt? Er ist mindestens so alt wie ich
– und genauso harmlos, würde ich behaupten.«
    Die Stimme einer alten Frau, abgehackt, zänkisch. Worte in
Englisch.
    »Du hast doch behauptet, hier wäre sonst keiner. Wer ist
das?« Der zweite Sprecher, ein Mann mit einem seltsam
flektierenden Akzent, grunzte. Westerly fühlte, wie die Pistole
aus seinem Gürtel gezogen wurde. Er war nicht in der Lage, sich
zu rühren, sah nur ein paar Grashalme und die abgestoßene
schwarze Stiefelspitze vor seinem Gesicht.
    »Ein Fremdweltler, würde ich sagen«, brummte der
Mann.
    »Das sollte mich wundern.« Und dann in schärferem
Ton: »Nun mach schon, heb ihn hoch. Wir müssen ihn
zurückbringen.«
    »Halt’s Maul, alte Vettel.«
    »Du hast ihn umgelegt. Also heb ihn auch gefälligst
auf.«
    Westerly wurde umgedreht. Sonnenlicht stach ihm in die Augen.
Tausend Nadeln schienen in seinen Gliedern zu stecken, die wie Feuer
brannten. Er versuchte sich aufzusetzen und schüttelte den Kopf,
um seinen getrübten Blick zu klären. In seiner Nähe
legte die alte Frau gerade den geflochtenen Strohdeckel auf einen
Bienenkorb. Eine kleine Maschine auf Raupen, die ihr kaum bis an die
Knie reichte, wartete gehorsam neben ihr.
    Auf der anderen Seite der Lichtung stand ein junger Mann mit
nacktem, muskulösem Oberkörper und schwarzem Haar, das ihm
bis in die schmalen, tiefliegenden Augen fiel, und betrachtete
Westerlys Waffe. Eine Schallwellen-Pistole steckte in der Gurtleiste
seiner schwarzen Jeans.
    »Vorsicht mit dem Ding«, sagte Westerly schwach.
    Der junge Mann sah zu ihm herüber. »Seltsames Ding. Wo
haben Sie das her? Sind Sie ’n ZEUGE?«
    »Nein. Und wer sind Sie?«
    »Das geht Sie ’n Dreck an, Mann. Ist doch wohl meine
Sache, wie?«
    »Von wegen«, schimpfte die alte Frau und schlurfte durch
das Gras. Die kleine Maschine folgte ihr wie ein Hund. Auf ihrem
flachen Rücken stand ein Weidenkorb. »Du und deine Bande
– ihr seid alle verdammte Piraten. Mir ist gleich, was Nathan
sagt. Das hier ist jedenfalls meine Insel.«
    Der junge Mann schob sich die Haare aus der Stirn und warf der
Alten einen spöttischen Blick zu. »Wie oft muß ich
dir das noch erklären, alte Vettel? Keiner hat mehr ein Zuhause,
es sei denn, die Inhaber könnten es verteidigen, oder es ist
für alle anderen ohne Wert.«
    »Hab alles mitbekommen, was Nathan gesagt hat. Trotzdem
vielen Dank für die erneute Belehrung.« Unter dem
Tüllumhang trug die Alte einen zerschlissenen weiten Overall.
Der linke Ärmel war abgeschnitten und ließ den
schimmernden Werkzeugarm frei. Eine alte Mechanikerin also, die in
den Ruinen ihrer Zunft weiterlebte…
    »Wir kehren um«, sagte der junge Mann. Er
verströmte eine Aura verächtlicher Lethargie, doch
spürte Westerly darunter deutlich die Gewalttätigkeit, die
im Innern schwelte. Der Mann war so gefährlich wie eine
Klapperschlange unter einem Felsen. »Ich meine –
sofort!« fügte der Mann hinzu, und Westerly erhob sich
mühsam, wobei er ein schmerzerfülltes Stöhnen nicht
unterdrücken konnte. Drei Überfälle in zwei Tagen
– er wurde wirklich alt!
    »Ich habe nicht gewußt, daß jemand hier
lebt«, sagte er zu der alten Frau, während sie
nebeneinander dem jungen Mann folgten. Dabei fragte er sich, ob sie
wohl beobachtet hatten, wie er sein Schiff bei der Insel
versenkte.
    »Um so mehr habe ich seine und die Anwesenheit seiner
Kumpane zu spüren bekommen. Sie waren in der Navy?«
    »Vor Jahren. Während der Alea-Kampagne.«
    »Hab ich mir gedacht. Wie fühlen Sie sich? Nach

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