Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
Jemand
könnte ihn beobachten…
    Auf dem Bauch rutschte Westerly den Geröllhang hinunter und
setzte seinen Weg fort.
    Noch vor dreißig Jahren hatte hier einmal eine Stadt
gestanden, die den größten Raumhafen auf der ganzen Erde
unterhielt. Alles dahin, alles verschwunden. Von den Bewohnern
verlassen, als die Raumhäfen nach der OFFENBARUNG geschlossen
worden waren, zerbombt, niedergebrannt, geplündert, dem Erdboden
gleichgemacht in den zahllosen Kämpfen zwischen den Sekten,
Banden und umherstreifenden Horden während dieser vergangenen
dreißig Jahre.
    Westerly hatte diese Stadt wie alle Hafenstädte auf der Erde
gut gekannt, doch jetzt, während er durch ihre
überwucherten Trümmer hinkte, wußte er nur, daß
er sich irgendwo in der Nähe des Küstensaums befinden
mußte. Um so mehr überraschte es ihn, daß er, als er
um die Ruine eines Hauses bog, plötzlich am oberen Ende einer
relativ intakten Straße stand, die ihm sogar bekannt vorkam.
Die Terrassenhäuser waren größtenteils ausgebrannt,
überwuchert von wildem Wein und den allgegenwärtigen
Farnwedeln. Schilfrohr rauschte am unteren Straßenende im Wind,
und ein grob gezimmertes Boot war auf eine Schlammbank hochgezogen
worden. Von einer Terrasse im oberen Geschoß eines Hauses quoll
Rauch empor.
    Es dauerte einige Zeit, bis Westerly den Fischer aus seinem
hochgelegenen Versteck hervorlocken konnte. Als der Mann endlich auf
die Straße heraustrat, legte er die Hand mißtrauisch auf
den Griff seines langen Messers und musterte Westerly mit finsterer
Miene. Der Einmannschiff-Pilot erklärte ihm, daß er zur
Insel hinüber wolle. Der Mann spuckte aus und richtete einen
Schwall spanischer Worte an die Frau, die neugierig über das
Terrassengeländer auf die Straße schaute. Als habe sie
eine Ohrfeige erhalten, zuckte ihr Kopf sofort zurück.
    »Schön und gut, Seyour«, sagte der Mann in
schwerfälligem Portugiesisch zu Westerly, »aber dort
drüben gibt es für Sie nichts zu holen. Nicht in solchen
Zeiten. Woher kommen Sie überhaupt? Wer hat Sie
verletzt?«
    »Kümmern Sie sich nicht darum. Sie sollen mich lediglich
zur Insel übersetzen.«
    Der Fischer kniff die Augen zusammen. »Sie sind mit ZEUGEN
unterwegs?«
    »Ich bin allein.«
    »Im Westen leben die ZEUGEN. Dorthin sollten Sie gehen.
Verkaufe ihnen manchmal meinen Fisch. Sind okay. Jenseits der
Meerenge ist nichts. Außerdem geschehen dort in letzter Zeit
seltsame Dinge.«
    Westerly fragte sich, ob der Mann beobachtet hatte, wie sein
Schiff landete. »Aber genau dort will ich hin«, sagte er.
»Ich zahle dafür, wenn Sie mich zur Insel bringen.«
Zufrieden stellte er fest, daß sich die Augen des Mannes beim
Anblick des Geldes weiteten. Trotzdem bedurfte es noch einer halben
Stunde hartnäckigen Feilschens, ehe der Mann einwilligte.
Westerlys Bündel ZEUGEN-Geld nutzte ihm draußen im Raum
ohnehin nichts mehr, und daher stimmte er der ersten reichlich
unverschämten Summe zu, die der Fischer verlangte. Geld war
für ihn wie für die meisten Einmannschiff-Piloten nur ein
Mittel zum Zweck. Aber dem Stolz des Fischers war mit diesem
einfachen Handel keineswegs Genüge getan. Der ganze Handel war
zu einfach gewesen. Erst das Feilschen machte den Deal menschlich und
gab ihm seinen essentiellen Wert. Der Fischer beharrte darauf,
daß Westerly mit ihm eine Tasse von diesem bitteren Kaffee
trank und erhöhte so den Preis durch die Vergeudung kostbarer
Zeit. Dabei sah er an Westerly vorbei und zwirbelte nervös
seinen Schnurrbart.
    Westerlys ohnehin schon arg strapazierte Geduld wurde auf eine
harte Probe gestellt, bis der Mann endlich zufrieden schien und sie
mit dem Boot ablegten. Westerly hockte sich auf die stinkenden Netze
im Bug und massierte das schmerzende Bein. Der Fischer stand auf
einer kleinen Plattform am Heck und pullte das Boot mit einem langen
Ruder durch das Wasser.
    Die Wunde an Westerlys Bein hatte inzwischen zu bluten
aufgehört. Man vergießt dasselbe Blut, ob man nun jung
oder alt ist. Nur kann man einen hohen Blutverlust im Alter
schlechter verkraften. Und Westerly war alt, viel zu alt für
diese Art Abenteuer. Er schaute über das schlammigbraune Wasser
zur Insel hinüber, die als verschwommene dünne Linie im
Dunst hing, und fragte den Fischer: »Können Sie sich noch
daran erinnern, daß dort drüben einmal Raumschiffe
landeten?«
    »Kann mich erinnern, daß mein Vater davon sprach. Der
lebte damals auch hier in der Gegend«, erwiderte der Mann
zögernd. Das Boot schwankte bei

Weitere Kostenlose Bücher