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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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den Überresten einer Couch und
ließ sich dankbar darauf niedersinken. Wenige Augenblicke
später war er eingeschlafen.
     
    Er erwachte mit heftigen Kopfschmerzen. Sein Mund war völlig
ausgetrocknet. Ringsum herrschte Finsternis, nur der Mond schickte
ein paar vereinzelte Strahlen durch den zugewachsenen Riß in
der Schiffshülle. Westerly tastete sich hinüber und schob
die Blätter auseinander. Über die Baumwipfel hinweg sah er
das schwache Leuchten der Gischtkronen, die unermüdlich gegen
die dunkle Linie der Küste anrannten. Am entfernten Ende der
Bucht auf der anderen Seite der Meerenge entdeckte er einen warmen,
flackernden Schein: ein Feuer. Lange Zeit schaute er hinüber und
fuhr sich dabei mit der Zungenspitze über die gesprungenen
Lippen.
    Schließlich humpelte er zur Couch zurück. Er war zu
erschöpft, um logisch denken und handeln zu können.
Außerdem hatte das auch noch Zeit bis zum Morgen.
    Aber der Schlaf ließ diesmal lange auf sich warten, und
seine Träume beherrschte ein unendlich tiefes, bewegungsloses
Fallen, als befände er sich schon im Raum, jenseits des
unnachgiebigen Zerrens der irdischen Schwerkraft.
     
    Irgendwann im Lauf des Vormittags erwachte Westerly durch seinen
quälenden Durst. Gierig leckte er den Tau von den
handtellergroßen Blättern der Weinranken. Im Schiff gab es
sonst nirgends Wasser, und so stieg er schließlich mit
schmerzverzerrtem Gesicht die Wendeltreppe hinab. Sein Bein war
inzwischen so steif wie ein Stück Holz.
    Während er sich durch das dichte Unterholz kämpfte,
stellte er sich vor, wie er die Insel verließ, zu dem
Unterschlupf des Fischers zurückkehren und den Kerl
ausräuchern würde – ihn und seine ganze verdammte
Sippschaft. Doch sein Zorn war nur eine dünne Schaumkrone auf
der tief in seinem Innern brandenden Furcht. Er war ein Fremder hier,
gestrandet mit nichts außer einer Pistole und einem kleinen
Vorrat Agatherin – der ohne die Kenntnis der notwendigen
Verarbeitungsmethoden keinen Penny wert war. Wenn seine früheren
Leibwächter diese Tatsache gewußt hätten, wäre
er jetzt sicher schon auf dem Weg, dieses Sonnensystem zu
verlassen…
    Aber sie waren verblendet von den Thesen der ZEUGEN – die,
wie Westerly inzwischen glaubte, ihre eigenen Ziele mit ihm
verfolgten – von der Vorstellung einer Befreiung ihrer Welt.
Aber man durfte Fanatikern einfach nicht vertrauen. Zu den ZEUGEN
würde Westerly kaum zurückgehen können.
    Er hatte keine klare Vorstellung, wie es weitergehen sollte.
Irgendwie mußte er von dieser Insel herunter und, wenn es
möglich war, versuchen, dem Einflußbereich der ZEUGEN zu
entkommen. Sein Schiff müßte dann eben warten, bis er
einen Weg fand, es aufzurufen.
    Aber zumindest war er hier auf der Erde. Er konnte von dem leben,
was das Land ihm bot – dachte er, spuckte aber das Eichenblatt,
an dem er knabberte, sofort wieder aus und versuchte, den bitteren
Geschmack von den Lippen zu wischen. Es mußte hier doch etwas
Eßbares geben, Früchte, Beeren oder Wild, das er sich
schießen konnte, vorausgesetzt, es war groß genug,
daß bei kleinster Einstellung seiner Strahlpistole etwas davon
übrigblieb. Für alle Fälle – und dabei dachte er
auch an das Feuer, das er in der Nacht gesehen hatte – holte er
die Pistole aus dem Haarnetz und schob sie in den Gürtel.
    Trotz des nagenden Hungers machte er sich Gedanken über die
umliegenden Ruinen. Vermutlich bewegte er sich am Rand des ehemaligen
militärischen Raumhafens entlang. Die Gebäude
präsentierten sich jetzt nur noch als überwucherte
Schutthaufen, und die Strahl- und Druckbarrieren waren wie verwelkte
Blütenblätter von ihren Stelzen gefallen. Farn und Efeu
bedeckten gnädig die tristen Zeugen langjährigen Verfalls.
Weiter draußen hatten sich die Wartungsgruben in stille
grüne Algenteiche verwandelt, auf denen große Wasserlilien
schwammen. Westerly humpelte zum nächsten Wasserloch, legte sich
auf den Bauch und schlürfte das Wasser wie ein Tier in sich
hinein.
    Wo früher die technischen Anlagen gestanden hatten, reckten
jetzt verkrüppelte Bäume ihre Äste in den Himmel, und
ein dichter Rasen hatte den Betonboden überzogen. Alles
vergangen, dahingeschwunden wie die geplatzten irdischen Träume
von einem interstellaren Imperium, verblaßt wie die Farben
eines Gemäldes, das längere Zeit direkter
Sonneneinstrahlung ausgesetzt war.
    Westerly entdeckte das tiefe Loch, das früher das
Prüfbett eines Schwerkraftgenerators beherbergt hatte.

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