Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
unendlich weiteren Meer des Raums. Aber das alles lag jetzt schon
so lange zurück, daß er inzwischen darüber
lächeln konnte. Der Kutter tuckerte an der Küste entlang.
Manchmal spuckte der Motor und setzte kurz aus. Westerly hielt
Ausschau nach der halbwegs intakten Straße. »Dort«,
sagte er schließlich. Iry ergriff den Anker zwischen seinen
Füßen und warf ihn über Bord.
    Sie mußten an Land waten. Das Meerwasser brannte in
Westerlys Wunde, und er fragte sich, ob sie sich dadurch
entzünden konnte. Was man auf der Erde essen konnte, war
umgekehrt sicher ebenfalls in der Lage, einen zu vertilgen…
    Mit kurzen Handzeichen postierte Floyd Marie und Iry zu beiden
Seiten des Eingangs unterhalb der Terrasse und verschwand selbst in
dem dunklen Gang. Westerly hielt die Pistole schußbereit in der
Hand. Nach einer Minute erschien Floyd oben auf der Terrasse.
»Keiner da. Aber die Asche ihres Feuers ist noch warm.
Können also noch nicht lange weg sein.« Er setzte über
die Brüstung und sprang gewandt auf die verschlammte
Straße. »Schätze, Sie können Ihr Eigentum in den
Wind schreiben, Mr. Sternenspringer.«
    Westerly feuerte. Der grellweiße Strahl traf die
Brüstung der Terrasse. Der Beton implodierte und
überschüttete sie alle mit Gesteinssplittern. Die Wand
dahinter brach in sich zusammen, ein Träger verbog sich
ächzend. Tonnenschwere Betonbrocken durchschlugen den Boden.
Eine dichte Staubwolke wallte auf.
    »Verdammter Idiot…« Floyd schlug Westerlys Arm hoch
und griff nach der Pistole. »Was soll der Blödsinn? Kommen
Sie mal wieder auf den Teppich, Mann! Wir kehren um.«
    Westerly atmete tief durch. Er bebte unkontrolliert durch diesen
plötzlichen Adrenalinschub. Schon seit langem hatte er nicht
mehr so sehr die Beherrschung verloren. Ein schlechtes Zeichen!
    »Ich werde versuchen, den Fischer zu finden. Ohne den
Schlüssel komme ich nicht an mein Schiff. Es gibt also keinen
Grund für mich, zur Insel zurückzukehren.«
    »Natürlich gehen Sie mit – weil ich es
sage.«
    Westerly betrachtete den untersetzten jungen Burschen. Hinter ihm
hielten seine beiden Lieutenants wie zufällig die Läufe
ihrer zwar altmodischen, aber trotzdem imposanten Waffen auf ihn
gerichtet und beobachteten ihn mit entschlossenen Mienen. Westerly
seufzte und ließ ergeben die Arme sinken.
     
    Aber er dachte keinen Moment lang daran, auf Dauer ihr Gefangener
zu bleiben.
    Kaum hatte das Boot an der Mole festgemacht, sprang er an Land und
drängte sich durch die herbeigeeilten Zuschauer, beantwortete
auch nicht Nathans Fragen, sondern marschierte sofort in das
Lagerhaus und eilte durch die Reihen zerstörter Maschinen. Er
suchte die Mechanikerin.
    Er fand sie in einer Art Nest aus Lumpen und Schrott: zwischen
verrosteten Werkzeug- und Maschinenteilen, zersplitterten Platten,
abgerissenen Schutzverkleidungen, Rollen, Spulen und anderen
undefinierbaren Objekten, unentwirrbar übereinandergeschichtet
wie die Lagen eines fossilen Flözes. Es roch nach altem
Schweiß und Honig. Westerly bemühte sich, diesem
Durcheinander keine Beachtung zu schenken. Er brauchte die Hilfe der
Frau und mußte daher höflich zu ihr sein. Die Alte schob
gerade eine Wabe aus Wachs in eine konische Presse und pflückte
mit den Greifwerkzeugen ihres Metallarms ein paar tote Bienen aus dem
Gitterwerk. Ein Brummen ertönte, und eine dunkle, zähe
Flüssigkeit quoll in ein Gefäß unter dem
Auslaß.
    »Sie wollen mich nicht gehen lassen«, sagte Westerly und
hockte sich dicht neben die Alte, um ihr Mienenspiel beobachten zu
können. »Sie verstehen doch, daß ich unbedingt weg
muß.«
    »Natürlich kapiere ich das.« Ihr Gesicht, rund und
runzlig wie ein alter Apfel, war im Halbdunkel kaum zu erkennen.
»Dachte mir schon, daß Sie Ihren Dieb nicht finden, konnte
es Ihnen aber nicht sagen. Hatte ja noch nie Sinn, einem
Einmannschiff-Piloten was zu sagen. Bin ja auch nur ’ne alte
Mechanikerin. Ich kann nichts für Sie tun, bin wie Sie nur
’ne Gefangene.«
    »Ein Grund mehr, daß wir uns gegenseitig
helfen.«
    Sie beobachtete, wie der Honig in das Glasgefäß
floß. »Das sehe ich anders.«
    »Verdammt, sie behandeln Sie wie eine Sklavin!«
    Ihre kleine Maschine ruckte plötzlich vorwärts und
schwenkte einige ihrer Tentakel. Ihr Sensoren-Bündel zuckte nach
oben wie eine zustoßende Schlange. Die Frau scheuchte sie mit
einer Handbewegung zurück. »Nun, vielleicht lohnt es sich
wenigstens, sie in Ihrem eigenen Netz zappeln zu sehen.«
    Westerly
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher