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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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schloss die Augen.
    »Such dir eine aus, Junge«, sagte Wilbur. »Geh schon!« Er klatschte Rudi auffordernd auf den Schenkel.
    »Und du?«
    »Ich halte hier die Stellung.« Er zeigte auf das Meer von gefüllten Whiskygläsern, das sich vor ihm auf dem Tisch erstreckte. Wilbur hatte auf Vorrat geordert. »Das da habe ich schon hinter mir.« Als Rudi keine Anstalten machte, sich ein Mädchen auszusuchen, rief er: »Was ist los, Junge? Bist du schwul?«
    »Nein.«
    »Eben. Hätte mich auch gewundert, nach allem, was man von dir auf Funafuti hört. Was ist es dann? Müde? Oder denkst du etwa immer noch an deinen komischen Engel aus Neo-Bangkok?«
    »Nein!«
    Eine glatte Lüge. Rudi wusste nicht, wieso, aber er dachte an nichts anderes mehr. Die Mädchen, die Musik, das Bier … sie mussten die Erinnerung an Neo-Bangkok in ihm hochgeholt
haben, die die Droge unauslöschlich in sein Gehirn gebrannt hatte. Ihr Duft hing schwer in der Luft, hatte den Ölgestank verdrängt. Er atmete sie mit jedem Zug ein. Es hatte nichts zu bedeuten, versuchte er sich zu beruhigen. Es war kein besonderer Duft, ein billiges Parfüm, mehr nicht. Es hatte irgendwie den Weg zu diesen Boat People gefunden - und wenn schon?
    »Gut so. Sie war nur eine billige Nutte, Junge. Sie wollte dich mit ihren Kumpanen übers Ohr hauen. Das kannst du mir glauben, ich kenne mich mit billigen Nutten aus. Aber hier brauchst du keinen Schiss zu haben. Wang ist so ungefähr die ehrlichste Haut, die auf den Weltmeeren treibt. Solange man ihn nicht reizt. Und außerdem passt deine Crew schon auf dich auf. Also - worauf wartest du noch?«
    »Ich …« Die großen Augen seines Engels sahen ihn an. Aufrichtig, lockend. Nein, sie war keine Nutte gewesen! Wenigstens keine billige. Ganz bestimmt nicht. »… ich weiß nicht.«
    »Dir steckt der Flug noch in den Knochen, was?«
    »Ja. Der Flug. Und … und …«
    »Und was?«
    »Na ja. Ich … di…«
    »Diane, nicht? Es ist Diane.«
    »J… ja.« Es war nicht gerade ins Schwarze getroffen, aber es stimmte, auch Diane beschäftigte ihn. Er hatte ihr das Leben gerettet, und sie behandelte ihn immer noch wie einen Putzlappen.
    »Ist nicht immer einfach mit ihr, was? Sie …« Wilbur rückte so eng heran, dass sein Ellenbogen Rudi in die Seite stach. Der Bordingenieur hatte eine Fahne, aber seine Augen blickten so klar, als führe er eine schwierige Reparatur aus. »Sie hat viel durchgemacht, bevor sie zur Company gekommen ist. Gilt für uns alle. Deswegen haben wir uns damals so schnell gefunden, im Company-Camp. Wir sind alte Schlachtrösser, die ein paar Gefechte zu viel mitgemacht haben. Ist ein verdammt komisches Gefühl für uns gewesen, plötzlich mit ein paar Hundertschaften von Leuten eingesperrt zu sein, die das
ganze Leben noch vor sich haben und fest dran glauben, dass sie es im Griff haben. Macht dich neidisch und traurig zur gleichen Zeit, und manchmal, wenn du in der Nacht aufwachst, überkommt dich der Drang, dir die warme Decke um den Hals zu schnüren und dich daran aufzuhängen. Dich selber aus dem Weg zu schaffen, so ausgelutscht, wie du bist. Zu nichts mehr nutze. Aber du tust es natürlich nicht. Irgendwo in dir ist immer noch ein Funke Hoffnung, dass es einen Platz gibt für dich. Ein neues Leben. Ein besseres. Dein kleiner Zipfel Glück.«
    Er griff in das Whiskymeer, fand ein volles Glas und trank es aus.
    »Weißt du, wir fünf haben uns aneinander festgehalten, haben durchgehalten. Und als wir letzte Saison nach Funafuti gekommen sind … die Bitch war für uns gemacht, das war uns auf den ersten Blick klar. Eine tausendmal geflickte alte Dame, von ein paar Amerikanern mitgebracht, die sich verflogen hatten und die die Company in ihrer verdammten Menschenfreundlichkeit nicht abgeschossen hat. Niemand wollte die Bitch . Sie hatten sie ganz am Rand abgestellt, damit der nächste Sturm sie mitnimmt. Wenn wir nicht gekommen wären … aber egal. Diane. Sie hat viel gesessen. Erst zu Hause in Amerika, später dann, als man sie deportiert hatte, in anderen Ländern.«
    »Deportiert. Wieso das?«
    »Sie war eine Politische, hat sich nicht den Mund verbieten lassen. Wenn du mich fragst, sieht man das nirgends gern, aber am wenigsten in den USAA. Glaube ich.«
    »Glaubst du?«
    »Ja. Ich war nie dort.«
    »Aber du bist doch Amerikaner?«
    »Ex-Golf-Amerikaner, bitte.« Wilbur schüttelte den Kopf. »Ich bin in Dubai geboren, habe mein ganzes Leben am Golf verbracht, bevor ich hierherkam. Mein Vater war

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