Alien Earth - Phase 1
dem Meer. Der Kran hob das Artefakt über Bordhöhe und setzte es auf dem Heck des Schiffs ab. Es war schwarz.
Es waren weder erhellende noch sensationelle Aufnahmen, dafür sorgte das Pentagon. Rudi hatte Berichte wie diesen schon hunderte Male gesehen. Selbst wenn sich in dem Artefakt eine Luke geöffnet haben sollte und ein Alien herausgekrochen wäre, stünden die Chancen gut, dass Rudi und die übrige Menschheit es nie erfahren würden. Es gab Leute, Jonathan war einer von ihnen gewesen, die behaupteten, dass bereits Hunderte von Aliens aus ihren angeschmorten Landefähren gekrochen waren und an geheimen Orten festgehalten wurden. In erster Linie von den Amerikanern - sie kontrollierten die größte und beste Zone -, aber auch von den Chinesen, Indern, Europäern und allen übrigen Nationen, die Artefakte jagten. Dass bislang keines dieser Geheimgefängnisse enthüllt worden war, störte Jonathan nicht. Im Gegenteil: Gerade das war ja der Beweis, dass sie existieren mussten.
»… an Bord der USS Liberator. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte mit Hinweis auf die noch ausstehenden Untersuchungen und die im Interesse der gesamten Menschheit notwendige Geheimhaltung keine weiteren Einzelheiten bekannt geben. Er bestätigte jedoch, dass bei der Bergung eine unbewaffnete Aufklärungsmaschine des Typs Hawkeye verloren ging. Die Suche nach dem Piloten und dem Copiloten dauert zur Stunde noch an.«
Wilburs Einsatz. Pilot und Copilot, angeblich ein Aufklärer - es musste der Jäger sein, der es auf die Bitch abgesehen gehabt hatte, die Vorhut, die mit Mach 3 zum Einschlagspunkt gerast war, um die Beute zu sichern. Und Wilbur und seine Kanone hatten es dieser Kampfmaschine gezeigt.
Aber Wilbur verpasste seinen Einsatz. Er saß da und stierte auf die Datenwand. Tränen standen ihm in den Augen.
Hero sprang für ihn ein. Der Japaner stand wortlos auf, ging zur Datenwand und schmetterte seine Flasche gegen sie. Die Datenwand zerbrach in Millionen Splitter. »Setz es auf die Rechnung!«, beschied er Wang, dem das Lächeln plötzlich vergangen war. »Und bring uns noch was zum Trinken!«
Die Party quälte sich weiter. Die Mädchen brachten neue Drinks. Sie stellten sie auf den niedrigen Tischchen vor den Crew-Mitgliedern ab und sahen zu, dass sie davonkamen. Wang warf die Musik von neuem an, wohl in der Hoffnung, die Stimmung herumzureißen.
Es war zwecklos.
»Es ist unser Artefakt«, sagte Wilbur. »Es gehört uns. Uns allein. Sie haben es uns gestohlen. Diese Schweine. Schießen auf meine arme, alte Bitch und klauen unser Eigentum. Aber wenigstens habe ich zwei von den Schweinen erwischt. Geschieht ihnen recht!« Wilbur brüllte das Letztere, aber Rudi nahm es ihm nicht ab. Wilbur trauerte - um das Artefakt, das ihnen im letzten Moment durch die Lappen gegangen war, und die beiden Amerikaner, die er mit seiner Kanone vom Himmel geholt hatte.
»Gottverdammt, sie haben es uns gestohlen!«, fluchte Wilbur.
Die Übrigen stimmten ein.
»Wir waren so nah dran. Mussten nur die Hand danach ausstrecken …«
»Ein paar Minuten früher, und wir hätten unsere Markierung gesetzt, und Hero wäre ihm hinterhergetaucht und …«
»Wir hatten es so sehr verdient! Wir haben es als Erste gesehen!«
So ging es weiter. Noch eine Runde Alkohol, noch eine Runde Beschimpfungen.
Bis Hero sagte: »Vielleicht, wenn wir Melvins Bänder getragen hätten? Wer weiß, wir …«
»Halt den Mund!«
»Ich sagte doch nur ›vielleicht‹, Diane. Vielleicht ist ja etwas dran gewesen. Vielleicht hatte Melv…«
»Und ich sage: Halt den Mund!«
»Diane, ich …«
»Ich will das nicht hören. Kein Wort davon, verstanden? Es hätte keinen Unterschied gemacht. Keinen. Er war krank. Verrückt. Durchgedreht. Er hat sein Leben weggeworfen. Er hat uns im Stich gelassen.« Diane saß kerzengerade im Polster. »Das ist alles. Jeder Gedanke, den wir an ihn verschwenden, ist einer zu viel. Außerdem sind wir zum Feiern hier, nicht?« Sie ging zu Hero, zog ihn mit einem Ruck aus dem tiefen Sessel, auf die Tanzfläche und in ihre Arme. Er ließ es mit sich geschehen.
Rudi, Wilbur und Rodrigo sahen den beiden einen Augenblick nach, dann rief Rodrigo: »Verdammt, Diane hat recht! Dieses Gequatsche macht mich noch total verrückt!« Rodrigo wuchtete sich aus dem Sessel, schwankte zu den Mädchen, die sich hinter der Bar verschanzt hatten, und zog eine von ihnen mit sich auf die Tanzfläche. Die Erstbeste. Er zog sie ganz eng an sich und
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