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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Für Rudi sah er aus wie der Großvater des Zuhälters, der ihm in Neo-Bangkok das Bier mit der Droge angeboten hatte. Er trug einen Klimaanzug wie er, nur in einer abgelebten Ausführung. Seine grauen Haare klebten am Kopf und glänzten ölig.
    Diane schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, auf das Rudi den Rest seines Lebens vergeblich warten würde. »Thank you, Wang.«
    »New boy?« Der alte Mann zeigte mit einem dünnen Finger auf Rudi.
    »New boy«, bestätigte Diane.
    »Old boy Melvin?«
    Dianes Lächeln gefror.

    »Melvin go away?« Der Mann fuhr sich mit dem ausgestreckten Finger waagrecht über die Kehle.
    Diane sagte nichts. Sie warf einen Arm nach hinten, schmetterte ihn hart gegen Rudis Brust. Rudi, dem das Schwanken des Fischkutters gehörig zusetzte, fiel hin.
    »Deine Karte, Junge«, flüsterte Wilbur ihm ins Ohr, als er ihm wieder aufhalf.
    »Was?«
    »Frag nicht so blöd! Glaubst du, die Leute hier hätten etwas zu verschenken? Gib ihr deine Karte!«
    Rudi fummelte seine Company-Soldkarte aus der Tasche und legte sie in Dianes fordernd ausgestreckte Hand. Diane gab sie weiter an den alten Asiaten, der sie lächelnd in der Hemdtasche verschwinden ließ, dann der Bitch -Crew bedeutete, ihm zu folgen, und sie über eine hölzerne Gangway in das Innere der schwimmenden Insel führte.
    Die Bezahlung war geregelt, die Party konnte beginnen.
     
    Sie war wüst.
    Der alte Mann führte sie über eine Abfolge von Laufplanken, von denen jede einzelne noch schlimmer schwankte als die schwimmende Insel an sich, tief in das Innere des Konglomerats. Rudi wurde schwarz vor den Augen. Wilbur fing ihn auf und stützte ihn ab, bis sein Innenohr den toten Punkt überwunden hatte.
    Schließlich ragte eine hohe, rostige Wand vor ihnen auf: der Rumpf eines Öltankers. Auf dem rostigen Deck angekommen, öffnete er eine Klappe und stieg eine Leiter hinunter. Die Bitch -Crew folgte ihm, ohne zu zögern, Rudi bildete den Abschluss. Am Ende der - langen - Leiter erwartete Rudi der Partykeller, ein Tanksegment.
    Es stank nach Öl.
    »Lass dich davon nicht stören«, beschied ihm Wilbur, »nach ein paar Minuten riechst du nichts mehr, und der Effekt ist fast noch besser, als wenn du trinkst!«
    Diane und die Crew ließen sich in die Polster fallen, die in
mehreren Gruppen über dem Stahlboden verstreut waren. Dann kamen sie zur Sache: Sie soffen. Der Rest war Beiwerk: das knappe Dutzend Mädchen in löchriger, tausendfach geflickter Reizwäsche, das ungelenk herumstand; das Plüschmobiliar, das ebenso geflickt war; das Rotlicht, das Löcher und Flicken gnädig überdecken sollte; die lauten Asia-Schnulzen, die von den Stahlwänden hallten.
    Der alte Mann kannte seine Kundschaft und ließ - auf Rudis Kosten - unverzüglich auffahren. Hero und Rodrigo begnügten sich mit Bier, Wilbur hielt sich an die harten Sachen, und Diane trank natürlich Wasser. Mit Rum, mit Schnaps, mit Sake, mit … Rudi verlor rasch den Überblick, obwohl es ihm gelang, sich an einer einzigen Flasche Bier festzuhalten. Die bissigen Kommentare der Crew steckte er weg. Saufen hatte er in Himmelsberg gelernt. Und das Nicht-Saufen: Man stellte einfach die Ohren auf Durchzug, bis die anderen zu betrunken waren, um zu versuchen, einen zum Mittrinken aufzufordern.
    »Habt ihr mitgekriegt, wie ich’s dem Ami gegeben habe?«, brüllte Wilbur. »Ist mir direkt in die Salve geflogen, der blöde Sack. Gleich, nachdem er seine Raketen abgefeuert hat. Hat sein Feuerwerk gekriegt, ha! Aber wetten, dass er es sich so nicht vorgestellt hat!«
    Gläser klirrten aneinander. Die nächste Runde.
    »Hat sich bestimmt schon ins Fäustchen gelacht. Dachte, die Bitch wäre eine fette lahme Ente, die er einfach so wegpusten kann. Aber er hat sich verrechnet! Ist an den besten Flieger der Company geraten, jawohl! Und die beste Crew!«
    Wieder klirrten Gläser, die nächste Runde kam, und Wilbur verstieg sich zu neuen Protzereien. Immer weiter und weiter - bis der alte Mann auf die gute Idee kam, die Asia-Schnulzen abzuschalten, und die schlechte, die Datenwand einzuschalten.
    »… ist es der US Alien Force gelungen, ein weiteres Artefakt aus dem Pazifik zu bergen. Das Artefakt schlug um 1:53 Ortszeit südwestlich der Marshallinseln in der amerikanischen Zone ein.«

    Die Worte der Sprecherin wurden von Aufnahmen der Bergung untermalt. Rudi sah den Pazifik im Dämmerlicht, dahinter den dunklen Schatten eines Kriegsschiffs. Von dicken Tauen gezogen, stieg ein wuchtiges Alienkreuz aus

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