Alien Earth - Phase 1
ein Labor, ein fürstliches Einkommen, ein Haus mit Angestellten, Garage und Dienstwagen auf ihn warteten - ein echtes neues Leben, keine Wunschfantasie -, und er versuchte nicht daran zu denken, was vor ihm lag. Das Große Pack hatte ihn wieder. Das Große Pack erachtete ihn für wichtig genug, um ihn zusammen mit einem Dutzend seiner treuesten Angehörigen zu retten, während es tausend im Stich und zwei Dutzend von ihnen sterben ließ …
»Er kommt!«, zischte Fischer.
Aus dem Regen schälte sich ein Zug, rollte langsam, im Schritttempo, an ihnen vorbei und blieb schließlich stehen. Er tat es lautlos, abgesehen von dem tiefen Brummen der beiden Dieselloks, die an der Spitze und am Ende des Zuges angekuppelt waren.
»Los jetzt!«, rief Fischer.
Er kroch unter dem Güterzug hervor. Ein Gardist versetzte Wieselflink einen Stoß, als er sich nicht augenblicklich rührte. Sie rannten los, den eben eingefahrenen Zug entlang. Es war ein Zug, wie Wieselflink ihn nie zuvor gesehen hatte. Er war kurz, nur acht Wagen waren zwischen den beiden Loks zusammengekuppelt, sein Anstrich war grau und fleckig - und er war fensterlos. Nirgends konnte Wieselflink die Nähte von zugeschweißten Türen erkennen, geschweige denn Türen an sich.
Sie hatten fünf Wagen hinter sich gelassen, als sich vor ihnen wie in Zeitlupe eine Luke öffnete. Gedämpftes Licht drang heraus. Fischer hielt vor der Luke an und steckte Kopf und Oberkörper hinein. Einige Augenblicke später trat er einen Schritt zurück und bedeutete Wieselflink und den Gardisten mit einer Geste einzusteigen. Zwei Gardisten packten Wieselflink, stellten ihn vor die Luke. Arme kamen aus dem Licht, zogen ihn in den Zug und setzten ihn an der kühlen Innenwand ab. Die Gardisten folgten, dann steckte Fischer wieder den Kopf in den Zug.
»Willkommen in Wolfs Reich! Wir sehen uns später!«, rief er und verschwand wieder in der Nacht.
»He, was …?« Fischer hörte ihn nicht mehr.
»Hier, trink! Das wird dich wieder in Schwung bringen.«
Ein Gardist kniete vor ihm, hielt ihm eine Flasche hin. Er trug das Sternenhimmel-Alienband des Großen Packs und eine schwarze Gardistenuniform - verziert mit einem Sternenemblem und dem Schriftzug »Sigma V« auf der Brust -, eine spiegelnde Datenbrille, in der Wieselflink sein elendes Selbst erblickte, und den üblichen, breiten Spielzeuggürtel mit bunten Knöpfen. Und einem Extra-Spielzeug: einer Pistole.
Wieselflink starrte ihn an, wie es angebracht war: wie ein Wesen von einem anderen Stern.
»Du musst doch Durst haben?« Der Gardist lächelte. Es war ein offenes, Vertrauen erweckendes Lächeln.
»Was ist mit Fischer? Wieso ist er wieder nach draußen?«
Der Gardist zuckte die Achseln. »Eine persönliche Angelegenheit. Nichts, was dich bekümmern sollte. Was ist jetzt? Willst du trinken?«
»Ja.« Wieselflink nahm die Flasche, führte sie an die Lippen - und hätte die Flüssigkeit um ein Haar wieder ausgespuckt, als sie seine Zunge berührte. »W-was ist das? Das ist kein Wasser!«
»Nein, natürlich nicht. Multivitaminsaft. Die meisten, die zu uns stoßen, stehen kurz vor dem Skorbut. Die Verpflegung in den gewöhnlichen Zügen ist leider nicht so vollwertig, wie wir uns das wünschen würden. Aber wenn du willst, kannst du natürlich auch Wasser haben. Willst du?«
»Nein!« Der Gardist redete daher wie Fischer. Nicht nach seinem Geschmack. Sein Magen aber hatte sich entschieden. Wieselflink trank den Saft in einem Zug leer. Als er die Flasche wieder absetzte, hielt der Gardist eine dampfende Schale in der Hand. »Hast du Hunger? Du solltest etwas zu dir nehmen. Wolf will dich sehen. Bei der Besprechung solltest du voll da sein.«
Wieselflink nahm die Schale entgegen, ohne hinzusehen, kaute das Gemüse, ohne es zu schmecken. Wolf will dich sehen. Die Bestätigung, die er längst nicht mehr gebraucht hatte. Anstatt diesen Irrsinn hinter sich zu lassen, war er in seinem Zentrum gelandet.
Er leerte eine zweite und dritte Schale - galt hier die Rationierung des Packs nicht? Oder war es sein Willkommensgeschenk? - und sah zu, wie Fischers Gardisten in ihre neuen Quartiere geführt wurden, nachdem auch sie gegessen und getrunken hatten.
Wieselflink blieb zurück. Nach einiger Zeit fuhr der Zug an, sanft und geräuschlos. Dann kniete wieder der Gardist vor ihm.
»Fühlst du dich jetzt besser?«
»Ja«, antwortete Wieselflink aus Mangel an einer besseren Antwort. Ihm war schlecht. Er war keine großen Portionen mehr
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