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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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den Alien in seiner Gesamtheit, im Kontext zu beobachten. Die Geschichte hinter der Geschichte, verstehst du? Mit jedem Tag, den Paul sich unerkannt glaubte, hat er, ohne es selbst zu wissen, uns Dinge über die Aliens verraten.«
    »Dafür hast du dich hergegeben? Einen Menschen sehenden Auges verloren zu geben? Trixie, das …«
    »Du kapierst immer noch nicht. Es geht hier nicht um einen einzelnen Menschen - es geht um die gesamte Menschheit. Der Einzelne zählt nicht. Dass es Paul getroffen hat, ist ein Zufall. Pech. Es hätte ebenso gut dir oder mir passieren können. Vielleicht ist es das schon, vielleicht manifestiert sich längst ein Alien in uns, ohne dass wir es gemerkt hätten. Was dann?«
    »Dann kümmert man sich um uns, hoffentlich. Wir wären Opfer!«
    »Sagt der Hunter. Ich dachte, in euren Kreisen heißt das ›Wild‹ oder ›Beute‹?«
    »Ja, das ist so! Und weißt du was? Wenn ich diese Wörter nur höre, wird mir anders. Und weißt du, warum? Ich sage es dir - auch wenn du mich dann für völlig bescheuert hältst: wegen Paul. Weil ich an ihn denken muss und es nicht ertragen kann, dass er leidet. Und wegen dem, was er uns mitgeteilt hat. Die Aliens sind keine Aggressoren oder Invasoren. Es geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Und wenn ich hundertmal wie ein verdammter Alien-Freund klinge: Was, wenn wir einen furchtbaren Fehler begehen? Was, Trixie?«
    Trixie holte tief Atem. »Ekin … was würdest du sagen, wenn mir dasselbe schon längst durch den Kopf spukte? Und was,
wenn ich dir sage, dass es mir Alpträume macht? Dass ich seit Jahren keine Nacht, die ich nicht mit dir verbracht habe, ohne die Datenbrille und einen Satz Schlaftabletten, die mir langsam die Niere zerfressen, habe schlafen können? Was, wenn ich dir sage, dass das Korps recht hat - und Paul? Dass die Aliens Invasoren sind und Opfer? Was würdest du dann sagen, Ekin?«
    Nichts. Lange Zeit nichts. Dann: »Trixie, ich … du …«
    »Erinnerst du dich daran, wie du mir von Pauls Verschwinden erzählt hast, damals in dem Café?«
    Ekin nickte.
    »Du hast mich gefragt, ob ich Paul für einen Alien halte. Und ich habe dir meine Einschätzung genannt und dir die Symptome aufgezählt, die mit den meisten Alien-Manifestationen einhergehen.«
    »Abrupte Stimmungsumschwünge«, zählte Ekin auf. »Nichtfunktionieren im sozialen Umfeld, Alkoholexzesse, sexuelle Exzesse, entweder real oder fantasiert, Drogen- und Medikamentenmissbrauch, Gedächtnis- und Wahrnehmungsstörungen.«
    »Gut aufgepasst. Und?«
    »Was - und?«
    »Verdammt, bist du nie auf die Idee gekommen, in ein Psychologie-Lexikon zu gucken? Schon gut, mach dir keinen Kopf, keiner tut das. Ich helfe dir auf die Sprünge, okay? Du findest diese Symptome gesammelt unter dem Eintrag ›Kriegsneurose‹! Oder von mir aus auch ›Post Traumatic Stress Disorder‹ oder ›Shell Shock‹. Du kannst es dir aussuchen. Mit anderen Worten: das, was nach einem massiven Trauma bleibt. Nach einer Vergewaltigung etwa, nach Kindesmissbrauch, nach einer Naturkatastrophe, nach einem Krieg. Und das macht die Sache für das Korps so verteufelt schwierig: Die Welt ist ein Scheißort, da draußen spazieren zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Menschen - Minimum - herum, die irgendwie versuchen, mit dem Mist klarzukommen, der ihnen irgendwann zugestoßen ist.«

    »Aber das muss nichts heißen. Du hast es selbst gesagt, dass psychische Probleme …«
    »Ja, das ist möglich. Sogar wahrscheinlich. Aber bei Paul kommt etwas dazu: seine Taschenwelten. Was dein Paul fantasiert, ist eben kein Standardzeug. Fremde Welten, exotische Wesen - okay. Bei den meisten Leuten spielen sich in diesen Welten jedoch furchtbare Dinge ab. Gewaltexzesse, bei denen es dir schlecht wird. Massaker.«
    »Aber dann steht doch fest, dass diese Wesen Opfer sind! Wir müssen ihnen helfen!«
    »Nein, genau das nicht. Ekin, du hast recht, alles spricht dafür, dass diese Aliens Flüchtlinge sind. Kriegsflüchtlinge, Flüchtlinge vor einer ethnischen Säuberung, vor einem Konflikt, von dem wir nichts wissen, außer dass er in einer Grö ßenordnung ablaufen muss, die alle Kriege, die wir uns hier auf der Erde geliefert haben, auf Sandkastenspiele schrumpfen lässt. Die Aliens sind uns technisch haushoch überlegen, aber das nützt ihnen offenbar nichts. Sie sind Verzweifelte, die nichts zu verlieren haben. Wir dürfen diesen Flüchtlingen nicht helfen, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, in diesen Konflikt hineingezogen zu

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