Alien Earth - Phase 1
und in Bewegung. Wie ein Vogelschwarm stoben sie schräg über das Display, dem linken oberen Rand entgegen. Flyboys. Alle, die einsatzbereit waren, alle schneller als die Bitch . Aus anderen Richtungen rasten vereinzelte Punkte zu der Stelle des Displays, an die es den Schwarm zog. Flyboys auf Patrouille, die sich der Jagd anschlossen.
»Der errechnete Einschlagspunkt des Artefakts liegt 500 Kilometer von Nauru entfernt!«, rief Rodrigo. »Einschlag in voraussichtlich 37 Minuten!«
Nauru. Heikel, da außerhalb der Company-Zone, aber keine Unmöglichkeit, da es nicht bei den Amerikanern lag. Die Amerikaner hassten die Company von ganzem Herzen, die Chinesen lediglich regierungsamtlich, weil die Company-Lotterie Glücksspiel darstellte und Glücksspiel in China verboten war. Das hatte jedenfalls Jonathan behauptet, und Beatrice tat es auch - also musste etwas dran sein. Und Beatrice behauptete noch mehr: dass die Chinesen die Company heimlich bewunderten. Die Volksrepublik nannte sich zwar immer noch kommunistisch und würde es bis zu ihrem letzten Tag tun, aber ihre führenden Kreise wussten, dass ihr Aufstieg der Initiative und der Opferbereitschaft Einzelner zu verdanken war - wie jener der Company. Die Chinesen spürten eine gewisse Seelenverwandtschaft, und die Tatsache, dass die Company in den USAA erbarmungslos verfolgt wurde, sorgte für den Rest. Dein Feind ist auch mein Feind.
Nauru. Die Chinesen. Das würde ihnen wenigstens eine gewisse Chance lassen - wenn sie rechtzeitig dorthin gelangten.
Was sie nicht tun würden. Nauru war über tausend Kilometer von Funafuti entfernt, knappe zwei Flugstunden für die Bitch , ganz gleich, wie viele Plastikbecher Diane zerquetschte oder wie viele Peitschenhiebe Wilbur über den Bordcomputer an die Triebwerke austeilte.
»Na schön, Nauru«, sagte Diane. So gelassen, als könne sie nicht kopfrechnen. Oder wollte sie einfach nicht wahrhaben, was nicht wahr sein durfte? »Sollen sie den Dreck dort fressen und glücklich werden! Rodrigo! Wo bleibt meine Richtung?«
»Kommt!«
Die Lichter der drei Company-Stützpunkte auf Rudis Display rückten zusammen, als die Karte schrumpfte und schließlich eine Ansicht Ozeaniens südlich des Äquators zeigte. Eine Sternschnuppe, die einsam dem Schwarm der Flyboys hinterherzuckelte, leuchtete auf, verwandelte sich in einen strahlenden Stern, der alle übrigen Lichter verblassen ließ, und drehte ab. Die Strawberry Bitch .
»Na also! Wieso nicht gleich so?« Diane warf einen Blick über die Schulter und legte die Maschine hart in eine Kurve, dem neuen Kurs folgend, den Rodrigo ihr auf dem Display vorgegeben hatte. Weg von der trampelnden und blökenden Herde, hin zu der Eins-zu-einer-Million-Chance, dass das Alien-Artefakt seine Flugbahn noch einmal änderte.
Und hin zu den Amerikanern.
Im Norden lagen die Marshallinseln, die amerikanische Zone. Die letzte Gegend, in der sich ein Company-Flugzeug blicken lassen sollte, und bestimmt keine, die Wilbur schmecken würde. Jeden Augenblick … Rudi wartete vergeblich darauf, dass Wilbur über seine Ex-Landsleute herzog, aber er hörte nur das Dröhnen der Triebwerke, unterbrochen von gelegentlichen Schlägen von Metall auf Metall. Rudi verdrehte den Kopf, so gut es die Gurte zuließen. Der Platz des Ingenieurs war verlassen. Was, zum Teufel, hatte das zu … Rudi erhaschte eben noch einen letzten Blick auf die Beine Wilburs, die in einer Luke in der Decke verschwanden. Der Radar. Wilbur war in den Buckel gestiegen, in dem der Radar
der Bitch untergebracht war. War er ausgerechnet jetzt ausgefallen?
Nein, unmöglich. Rodrigo kauerte unverändert vor seinen Displays und kritzelte, als handele es sich um Zauberformeln, die das Artefakt zur Bitch lockten. Der Lauscher hätte keinen Augenblick stillgehalten, wäre seine Nabelschnur zur Welt auch nur angeritzt gewesen. Noch hätte Hero seelenruhig weiter das Mini-U-Boot mit einem Schraubenschlüssel abgeklopft, um Rissen im Rumpf auf die Spur zu kommen.
Nein, kein Defekt. Wilbur hatte etwas vor.
»He, Wilbur! Was tust du da?«, rief Rudi. Auf einmal hatte er ein mulmiges Gefühl im Magen. Er dachte an Beatrice, die ihn seit ihrer letzten, verunglückten Auszeit in der Höhle zwischen Meer und Piste mied, und daran, was sie über seine Crew gesagt hatte. Beatrice mochte ihn, Rudi. Wahrscheinlich mehr, als ihm recht sein konnte, aber das spielte im Augenblick keine Rolle. Wichtig war, dass Beatrice sich Sorgen um ihn machte. Große Sorgen.
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