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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Bitch würde berühmt werden. Wenn ihre Blackbox den Aufprall aushielt, wenn man sie bergen konnte, wenn man sich überhaupt die Mühe machte, sie zu bergen. Oder wenn die Amerikaner nahe genug dran waren, ihr Ende zu filmen. Wenn einfach nur irgendwer gottverflucht von ihr Notiz nahm. Der Pazifik war groß, jede Woche verschwanden Flugzeuge über ihm, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Ein Grunzen kam von der Seite, lauter als das Pfeifen des Winds und das Heulen der Triebwerke. Diane. Sie umklammerte das Steuerhorn mit beiden Händen, zog daran wie eine … Irre. Genau: wie eine Irre. Der Strom war weg. Komplett. Und ohne Strom, kein Steuerimpuls. Was war mit der Hydraulik? Ausgefallen. Der Druck war weg, die Leitungen mussten großflächig durchtrennt sein, und die Hydraulikflüssigkeit regnete auf den Pazifik herunter. So gemächlich, dass sie erst lange, nachdem die Bitch in Millionen Teile zerschellt war, auf sie herabregnen
würde. Diane hatte keine Chance, sie hätte, was den Absturz anging, ebenso gut an den Einstellungen ihrer Rückenlehne zerren können.
    Dachte Rudi.
    Diane grunzte lauter, das Steuerhorn ruckte einen Fingerbreit nach hinten, der Sturzflug flachte ein wenig ab. Diane stöhnte, zog weiter, Blut pumpte aus ihrer Halswunde - und die Nase der Bitch hob sich. Rudi traute seinen Augen nicht.
    »Verdammt, Junge! Glotz nicht so blöd - hilf mir!«, herrschte sie ihn an. »Du willst doch Flyboy sein, oder? Pack endlich mit an!« Rudi verstand, griff nach dem Steuerhorn, das er seit Wochen vor sich gehabt hatte, ohne es je berührt zu haben, und zog daran. Es saß so fest, als wäre es einbetoniert. Das war es - Drähte. Die Bitch war so alt, dass ihre Ruder sich noch über herkömmliche Drähte steuern ließen, wenn die übrigen Systeme versagten.
    Rudi zog das Steuerhorn mit aller Kraft, die ihm ein Leben harter Arbeit in Himmelsberg verliehen hatte, an sich. Es gab nach. Er und Diane konnten es zusammen schaffen!
    »Junge, du …« Diane brach ab, würgend, ihr Kopf fiel nach vorne. Sie hatte das Bewusstsein verloren. Im selben Moment zog das Steuerhorn weg von Rudi. Es war stärker, die Nase der Bitch senkte sich erneut.
    Wieder ein Lichtblitz. Er raste an der Bitch vorbei und verschwand unter ihr in den Wellen.
    Was war das für ein Blitz? Das Artefakt hatte sie längst erwischt. War es beim Eintritt in die tieferen Schichten der Atmosphäre auseinandergebrochen und kam jetzt als eine Art Hagel herunter?
    Rudi fand auf die Schnelle keine andere Erklärung, und mehr Zeit blieb ihm nicht. Ein paar Sekunden noch, dann würde die Bitch ins Meer knallen. Hoch! Er musste hochziehen! Rudi hob beide Beine, stemmte sie gegen das Armaturenbrett, um mehr Druck aufbauen zu können, und zog mit aller Kraft an dem Steuerhorn. Nichts ging. Die Bitch , die offenbar mit dem Leben abgeschlossen hatte, hielt dagegen. Nein! Rudi
dachte an Himmelsberg, daran, wie die anderen sich über ihn lustig gemacht hatten, als er davon erzählt hatte, dass er woanders ein besseres, aufregenderes Leben suchen wollte. Und er dachte an die, die ihn gewarnt und ihm ein böses Ende prophezeit hatten, an die viele Arbeit beim Graben der Brunnen, die nie tief genug waren, bei der Ernte, bei …
    Rudi machte es wie Diane: Er zog wie ein Irrer an dem Steuerhorn - und schaffte es. Das Steuerhorn gab nach. Rudi zog es ganz nah an sich heran, hielt es in der Position.
    Die Nase der Bitch hob sich. Das Flugzeug richtete sich auf, flog in der Horizontalen, mit einer Geschwindigkeit, die Rudi sich heimlich ausgemalt hatte, als vor kurzem eine Düsenmaschine nach der anderen sie überholt hatte, dann zog er die Bitch wieder hoch, sanft, um den Geschwindigkeitsüberschuss abzubauen. Die Bitch war eine alte Dame, der man einen Arm und ein Bein angeschossen hatte, Rudi wusste nicht, wie viel sie noch einstecken konnte. Nicht mehr viel, fürchtete er.
    Sie stiegen. Die Wellen des Pazifiks verschmolzen mit der Schwärze der Nacht. Sie hatten es geschafft. Rudi zitterte. Ihm war kalt, er traute dem Flugzeug nicht mehr. Bei jedem Knacken und Ächzen, das es von sich gab - und das gab es ohne Pause von sich -, zuckte er zusammen und erwartete, dass der alte Kasten auseinander;fiele.
    »Gut gemacht.« Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Sie gehörte Hero. »Mach weiter so!«
    Rudi starrte den Japaner an wie einen Geist. Hero hatte mit ihm gesprochen! Und er hatte ihn gelobt! Rudi fragte sich, ob er nicht tot war, zusammen mit der Bitch und seinen

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