Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch

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zog die Tür hinter sich zu.
    Sie nickte, als hätte sie ihm die Gedanken aus dem Gesicht gelesen, und sagte: »Lass uns was anderes spielen. Ich habe keine Lust mehr.« Blitz hatte eine piepsige Stimme, wie eine Maus, und zwei vorstehende Schneidezähne.
    »Was willst du nicht mehr spielen?«
    »Schrecken.«
    »Schrecken?«
    »Das, was wir die ganze Zeit gespielt haben!« Sie verdrehte die Kulleraugen. Blödmann!
    »Du meinst, mich erschrecken. Das war also ein Spiel?«
    »Klar, was hast du gedacht?«
    »Ich weiß nicht. Am Anfang dachte ich es auch, aber dann … Du bist ganz schön hartnäckig.«
    »Du auch. Keiner hat so lange mit mir gespielt wie du.«
    »Ach ja?«
    »Ja! Alle tun so, als sähen sie mich nicht. Und flitzen wie du
tut sowieso keiner. Hocken alle nur da und weben wie die Blöden.« Sie kniff die Augen zusammen, wie es die Weber taten, wenn sie an komplizierten Mustern arbeiteten, und machte mit den Fingern die Webbewegungen nach. »Aber du nicht. Du webst nicht rum. Du hockst nicht nur da. Du kommst rum. Und wenn ich schrecke, schreckst du zurück. Und du flitzt.«
    »Stimmt, ich flitze.«
    »Ja, sogar gar nicht übel für einen Großen. Das eine Mal hättest du mich beinahe gekriegt.«
    »Beinahe.«
    »Klar. Mehr geht nicht. Keiner kriegt Blitz!«
    »Da könnte etwas dran sein«, gab er zu.
    Sie schob ihre Hasenzähne vor und strahlte. Sie stand immer noch da, keine zwei Schritte von ihm entfernt.
    »Und jetzt?«, fragte Wieselflink. »Jetzt hast du keine Lust mehr auf Schrecken?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du lässt mich in Ruhe?«
    »Das habe ich nicht gesagt!«
    »Du willst etwas anderes spielen?«
    Sie nickte.
    »Mit mir?«
    Sie nickte so eifrig, dass ihr Kinn an der Brust anstieß.
    »Und wieso ausgerechnet mit mir? Der ganze Zug ist voll mit Leuten.«
    »Habe ich doch schon gesagt, nicht? Die weben alle.«
    »Fischer tut es nicht.«
    Sie schüttelte trotzig den Kopf. »Fischer … Fischer zählt nicht.«
    »Also gut. Dann die Posten. Sie weben auch nicht.«
    »Bah! Die tun so, als ob sie mich nicht sähen.«
    »Meistens. Aber manchmal halten sie dir die Tür auf …«
    Sie grinste. »Ja!«
    »… wenn du gerade flitzen musst. Also sehen sie dich doch.«
    »Schon. Manchmal. Aber dann …«, sie schüttelte den Kopf, dass ihre Haare hin und her flogen, »sie spielen nicht mit mir. Nicht wie du.«

    Also doch. Er hätte sie ignorieren, auf Fischer hören sollen. Irgendwann hätte sie den Spaß daran verloren, ihn zu ärgern - und stünde jetzt nicht in seiner Werkstatt. Aber es war zu spät. Sie tat es.
    »Was willst du mit mir spielen?«, fragte er. »Vielleicht Fangen? Das würde mir gefallen.«
    Sie kicherte. »Du bist gut. Du bist gut!« Sie hielt sich die Hände vor den Bauch. »Nein, nicht Fangen. Fangen ist langweilig. Keiner kriegt Blitz, schon vergessen?«
    »Wenn nicht Fangen, was dann?« Wieselflink konnte sich kein Spiel vorstellen, das er mit dem Kind hätte spielen können. Er konnte sich überhaupt kein Spiel vorstellen.
    »Wir reden!«
    »Reden?«
    »Ja, reden. So wie jetzt. Du sagst was, dann sage ich was, dann sagst du wieder was.«
    »Das ist kein Spiel.«
    »Sagst du!«
    »Wieso redest du nicht mit jemand anders? Die meisten Weber reden den ganzen Tag.«
    »Schon, aber sie reden nicht mit mir. Sie reden mit sich selbst. Und immer nur von diesem komischen Sigma V. Das ist langweilig.«
    »Du willst nicht nach Sigma V?«
    »Mit diesen ganzen Langweilern? Du spinnst!«
    »Auf Sigma V sind sie vielleicht keine Langweiler mehr. Sie weben dort bestimmt nicht mehr.«
    »Schon. Aber sie sind Langweiler, sie bleiben Langweiler. Niemand kann aus seiner Haut. Sie werden nie mit mir reden!«
    »So wie ich jetzt?«
    »Genau!« Sie strahlte wieder.
    Ein Knoten löste sich in Wieselflinks Magen. Das Gespenst war verschwunden. Das Gespenst war ein Mensch. Damit konnte er umgehen. Ein Mensch. Ein ganz normales Kind. Ohne Halsband. Eindeutig. Blitz trug ein Alienband - nicht der übliche Sternenhimmel des Großen Packs, sondern eine Comic-Figur,
die, alle viere von sich streckend, hochsprang, als ein
    Blitz in ihren Hintern fuhr -, aber darunter zeichnete sich nur ihr dünner Hals ab, kein Halsband, das sie an den Zug fesselte. Für das Ministerium existierte Blitz nicht. Wie war sie an Bord gekommen? Hatten ihre Eltern sie ausgesetzt? War sie an Bord eines Zugs geboren, dank des unwahrscheinlichen Zufalls, dass die temporäre Sterilisation beider Elternteile nicht angesprochen