Alien Earth - Phase 2
Energiemangel, Aids und dreißig Jahre Bürgerkrieg gemacht hatten. Die Erde war groß, an vielen Orten hatte man sich um das Geld gerissen, das die Company mitbrachte. Aber Jan hatte seinen Dickkopf durchgesetzt. »Wir setzen ein Zeichen der
Hoffnung«, hatte er gesagt. »Kann es einen besseren Ort als Freetown geben? Hier haben Ausgestoßene schon einmal einen neuen Anfang gewagt. Man hat sie verlacht, verspottet und gehasst. Freetown ist wie geschaffen für uns.« François hatte dem nichts entgegenzusetzen gehabt. Also hatte die Company ihr Hauptquartier verlegt. Mit dem Vorteil, dass es keinen Staat mehr gab, der es ihr hätte verbieten können. Und dem Nachteil, dass eine Ödnis sie erwartete. Menschengemacht, mit gelegentlichen Einsprengseln von Überlebenden. Die Company, gegründet, um freundschaftlichen Kontakt zu den Aliens herzustellen, hatte ihre Gelder auf Menschen verwandt. Gesundheitsvorsorge, AIDS-Impfungen und -Therapien, Langzeitrehabilitation für Unterernährte, Infrastruktur. Jan hatte dafür gesorgt. »Wie sollen wir eine bessere Welt schaffen, wenn zehn Fußminuten von uns Menschen an Krankheiten sterben, die wir für eine Handvoll Kleingeld heilen könnten?«, hatte er gefragt. Wieder einmal etwas, dem François nichts entgegenzusetzen gehabt hatte.
»Die Geschäfte Ihrer Company laufen gut?«, wandte sich Pasong an François.
François antwortete nicht gleich. Etwas stimmte nicht. Es war ihre erste Begegnung. Pasong, der Anführer der Aliens, das Wesen, das über Jahre den großen Transfer vorbereitet hatte, der gönnerhafte Mentor, der die Company mit Alien-Know-how versorgte und auf diese Weise dafür sorgte, dass sie nicht mehr von der politischen Landkarte der Erde wegzudenken war. Und er, François Delvaux, einer der wenigen Menschen unter zehn Milliarden, der von sich behaupten konnte, auf der Stelle erkannt zu haben, welche Chance die Aliens der Menschheit eröffneten - und der zu jener Handvoll gehörte, die von sich behaupten konnten, aus diesem Wissen heraus gehandelt zu haben. Ihre Begegnung hätte, jenseits aller Eitelkeiten, eine historische sein sollen. Das Treffen zweier verwandter Seelen, ein spontanes Aufwallen von Gefühlen, die Erkenntnis, einem Bruder im Geiste gegenüberzustehen. Der Anlass, wenn es je einen geben konnte, weihevolle Worte im Namen der gesamten Menschheit und Alienheit zu sprechen.
Aber Pasong redete wie einer der vielen Geschäftsmänner, denen es immer wieder irgendwie gelang, zu François vorzudringen, lediglich auf den Gewinn aus, den sie mit Alien-Know-how machen konnten.
»Wir sind zufrieden. Wir …«
»Zufrieden? Mehr nicht?«
»Die Dinge brauchen ihre Zeit. Und Geld. Das Know-how, das Sie uns liefern, muss erst umgesetzt werden, auf unserem technologischen Niveau adaptiert werden. Das ist sehr aufwändig. Wir brauchen Fachleute dazu, nicht im Dutzend, sondern Tausendschaften. Diese Leute sind nicht einfach zu finden, und sie kennen ihren Preis. Und der ist in den letzten Monaten ins Unermessliche gestiegen. So wie der für Aliens. Die Company benötigt Unsummen von Geld, das alles zu finanzieren.«
»Während die Ausgaben für die Flyboy-Patrouillen und ihre Basen weggefallen sind.«
»Das ist richtig. Aber damit auch unsere Einnahmen aus der Flyboy-Lotterie. Die Menschen träumen nicht mehr davon, in ein Flugzeug zu steigen und Artefakten nachzujagen, um das Rätsel der Aliens zu lösen. Die Aliens sind hier.« Er zeigte auf Pasong. »Sie sind hier.«
»Wovon träumen die Menschen jetzt?«
François blickte über die Stadt. Sie war unübersehbar. Sie wuchs und wuchs, erstreckte sich längst über den Horizont hinaus. Nicht das, wovon Jan geträumt hatte. Jan war der Überzeugung gewesen, dass die Megastädte eines der Grundübel der Menschheit darstellten. Er hatte es besser machen wollen. »Von Ihnen«, sagte er. »Millionen versuchen, zur Alien-Insel zu gelangen. Sie hätten Ihre Insel längst überrannt, hielte die US Navy sie nicht davon ab. Weitere Millionen versuchen hierherzukommen. Freetown ist der Ort, an dem die Aliens sich sammeln, bevor die Company sie zu den ihren bringt. Jedes Kind des Planeten weiß das. In Freetown ist die Company. Und die Company ist der Freund der Aliens.«
»Und wer hält diese Menschen auf?«
»Niemand. Die Company ist nicht die USAA. Wir glauben an Freiheit und Gleichheit. Jeder Mensch hat das Recht auf Glück. Oder zumindest das Recht, danach zu streben. Und wenn die Menschen glauben, dass sie
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