Alien Earth - Phase 2
Blackwell war im Begriff, eine Grenze zu überschreiten. Es war erlaubt, einzelne Aspekte der USAA zu kritisieren - nicht aber, die USAA als Ganzes infrage zu stellen.
Leclerc schüttelte langsam den Kopf. »Bei allem Respekt, Captain, das bezweifle ich. Das Empire hat sich selbst den Boden unter den Füßen weggezogen. In den Tagen und Wochen, die dem 13. April 1919 folgten, dem Massaker von Amritsar. Die britische Öffentlichkeit war derartig entsetzt, dass das Empire nie wieder die Kraft für die drastischen Entscheidungen fand, ohne die ein Empire dem Untergang geweiht ist. Das wird uns nicht passieren. Wir wissen, dass wir der Hort der Zivilisation und der Freiheit sind. Wir wissen, dass wir das Bollwerk sind, das die Aliens daran hindert, die Erde zu überfluten. Wir …«
Die Tür zur Lounge wurde mit einem lauten Ruck aufgerissen.
»Captain!«
Ein Offizier trat ein. Sein Gesicht war rot angelaufen. Er keuchte.
»Was ist, Madison?«, herrschte Blackwell ihn an. »Ich habe Ihnen Anweisung gegeben, uns nicht zu stören. Was fällt Ihnen ein, hier hereinzuplatzen?«
Der Offizier hob die Hand. In den Fingern hielt er eine Karte, wie sie sich in Blitz’ Kartenspiel fand. »Captain«, sagte er, »wir haben einen Alienisten an Bord!«
(1) Wer es unternimmt, durch das Tragen eines Alienbands
1. den Bestand der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union oder der Menschheit zu beeinträchtigen oder
2. die auf dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, der Verfassung der Europäischen Union, den Genfer Konventionen beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern,
wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
(2) In minder schweren Fällen ist das Strafmaß eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren.
Als Alienband gilt jedes um den Hals getragene Stück Gewebe, unabhängig vom Aussehen und der tatsächlichen Transferwirkung des Bands.
- Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland, § 81d Unterstützung von Menschheitsverrat. Revision vom 29. September 2065
KAPITEL 8
Jan, du fehlst mir!
François Delvaux blieb vor dem großen, alten Schrank stehen. Die dunkel gebeizten Holztüren schwangen mit einem vielstimmigen Quietschen auf, als geschickt verborgene Seile den Schwung der Bewegung auf die Schubladen und Fächer verteilten und sie, wie von einer unsichtbaren Hand angesto ßen, ihren Inhalt in Kaskaden darboten.
»Museumsstück« hatte Jan den Schrank immer genannt und ihn damit einmal mehr daran erinnert, was er davon hielt, dass er einen Gutteil ihres Schlafzimmers für sich beanspruchte. Und Jan hatte recht gehabt; Museen und Sammler überall auf der Welt hätten ihnen das Stück aus den Händen gerissen. Der Schrank stammte aus den 1790ern - François hatte ihn vor dem Kauf datieren lassen, er war ein leidenschaftlicher Mann, kein naiver -, und vieles sprach dafür, dass stimmte, was der Händler im West End von Freetown ihm beim Geist des heiligen Joseph Kony versichert hatte: dass der Schrank von ehemaligen Sklaven gefertigt worden war, die aus Kanada an die Westküste Afrikas gekommen waren und Freetown in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft gegründet hatten. Er war ein Stück Geschichte, exquisite Hightech von gestern, überragend schön und überaus praktisch. Der Schrank verdiente, dass man ihn ehrte, indem man ihn nutzte, fand François. Jan dagegen … was hatte man von einem Menschen zu erwarten gehabt, der der festen Überzeugung war, dass alles, was über eine zweite Unterhose, ein Stück Seife, eine Zahnbürste und die Allzweckwaffe eines gut gefüllten Bankkontos hinausging, unnützen Ballast darstellte?
François schloss die Augen und griff wahllos in ein Fach. Vielleicht half ihm das Glück. Er öffnete die Augen. Ein schwarzer Rollkragenpullover, vor Jahren in Lüttich nach dem Studium gekauft, in Erwartung der Vorstellungsgespräche, die nie hatten kommen sollen. Es war ungefähr das letzte Stück Kleidung, das ein Mensch in Westafrika gebrauchen konnte. Jan war es nicht müde geworden, ihn damit aufzuziehen. Aber François hatte es nicht über das Herz gebracht, ihn wegzuwerfen. Man wusste nie, wozu Dinge eines Tages gut sein würden. War dieser Tag gekommen? Der Pullover würde ihm eine gewisse Ernsthaftigkeit verleihen. Und konnte es einen ernsteren Augenblick geben als jenen, der vor ihm lag? Andererseits … er würde trotz des Ambientalsystems schwitzen. Und die Schurwolle
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