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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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stets vergeblich zu lesen versuchte. Er kam aus einer Kommune von Weltuntergangsgläubigen und hatte sie für immer verlassen, um die Aliens zu finden. Es war ihm gelungen. Und nun? François schien es, als wäre er permanent auf der Flucht vor seiner eigenen Entdeckung, ohne von ihr loskommen zu können. Er zog um die Erde, sammelte Aliens ein, bestand darauf, sie persönlich auf der Alien-Insel abzuliefern, nur um von dort binnen einer Stunde zu fliehen, um erneut Aliens einzusammeln. Der Deutsche hatte keine Freunde, niemanden, dem er sich anvertraut hätte. Seine Mail-Kontakte beschränkten sich auf ein Ex-Flygirl, dem er beinahe täglich schrieb, ohne dass sie je geantwortet hätte.
Jan hätte den Deutschen längst kaltgestellt. Er war unberechenbar, ein unverantwortliches Sicherheitsrisiko. François brachte es nicht über sich. Er ließ den Burschen machen. Er selbst hatte weiß Gott genug Mist in seinem Leben angestellt, ohne auch nur zu ahnen, wofür und wohin. Am Ende hatte sich alles gefunden. Auch für den Deutschen würde es sich finden, irgendwann. Vielleicht geschah ein Wunder, und dieses Ex-Flygirl antwortete ihm.
    François atmete tief durch und trat neben den Flyboy. Er überblickte den weiten, bis auf einen Tisch und einige Stühle leeren Raum, sah den Mann, den der Flyboy hergebracht hatte. Er nickte dem Burschen fragend zu. Der nickte, und François blendete ihn im selben Moment aus seinen Gedanken aus. Er war unwichtig. Was zählte, war nur der Passagier, den er gebracht hatte: Pasong, der Alien.
    Der Anführer der Aliens stand an einem der vielen Fenster, die sie in die Betonwand des Turmbeckens hatten schlagen lassen, und wandte ihnen den Rücken zu. Pasong suchte ihn als kleiner Mann auf. François schätzte, dass der Alien ihm kaum an die Brust ging; ihm, der es bestenfalls auf den Durchschnitt schaffte. Durchschnitt war auch Pasongs Kleidung: Er trug ein helles Hemd und eine dunkle Hose. Und seine Haut war schwarz. Hätte François es nicht besser gewusst, er hätte den Alien für einen der Hausangestellten gehalten, die sich selbst Diener nannten, ganz gleich, wie oft Jan ihnen auseinandergesetzt hatte, dass es in der Company weder Diener noch Herren gab.
    François räusperte sich.
    Der Alien wandte sich um. Seine großen Augen leuchteten in dem dunklen Gesicht. Er öffnete den Mund, entblößte wei ße Zähne, die es an Glanz mit seinen Augen aufnahmen, und sagte: »Sie haben einen wunderbaren Blick hier oben.« Die Stimme des Aliens hallte weit in dem hohen, bis auf einen kleinen Serviertisch unmöblierten Raum. Es war der Grund, aus dem Jan den Wasserturm so geliebt hatte: Egal, wer es sagte oder was man sagte, jedes Wort schien voller Bedeutung.
    »Ja, wir haben Glück«, antwortete François. »Anfangs haben wir am Hafen gewohnt, am Meer. Aber ich muss sagen, der Blick von den Bergen über die Stadt ist viel schöner.« Er erzählte dem Alien nicht, dass ihr Umzug erzwungen gewesen war. Der Hafen war zu unsicher geworden.
    François trat zu Pasong und hielt ihm die Hand hin. Der Alien ergriff sie und drückte sie fest. »Das Glück des Tüchtigen«, sagte Pasong. »Sie müssen sehr stolz auf das sein, was Sie erreicht haben.«
    » Wir. Ich bin nur einer von Millionen Menschen weltweit, die versuchen, ihr Bestes zu geben.«
    »Natürlich.«
    Pasong wandte sich wieder dem Fenster zu. Es war ein klarer Tag. Der Blick reichte über das Häusermeer Freetowns hinaus auf das Meer. Am Horizont zogen kleine Punkte entlang; Company-Flieger, die auf den Pisten des Lungi-Airports starteten oder landeten und Nachschub brachten: an Aliens, an Freiwilligen, blinden Passagieren, Geschäftsleuten und solchen, die sich dafür hielten, an Deo, Nahrung, Baumaterialien und tausend anderen Dingen. Freetown war seit über fünf Jahren Hauptstadt des namenlosen Gebildes, das früher einmal »Sierra Leone« geheißen hatte und nun jeder nur »Company Country« nannte. Noch immer war es für sein Überleben beinahe vollständig von der Außenwelt abhängig. Es widerstrebte François, aber immerhin sorgte es dafür, dass der Lungi-Airport das höchste Flugaufkommen weltweit hatte, größer als Singapur, Dubai, Bagdad und JFK zusammengenommen. Wenigstens das.
    »Kaum zu glauben«, sagte der Alien, »dass hier vor wenigen Jahren nur menschenleere Ruinen und Gestrüpp übrig waren.«
    Kaum zu glauben, ja. Und wäre es nach François gegangen, wäre Freetown das ausgebrannte Skelett geblieben, zu dem es

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