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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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juckte, wenn er schwitzte. Seine Würde wäre dahin.
    Nein, kam nicht infrage. Er faltete den Pullover sorgsam zusammen und legte ihn zurück.
    Was will er von mir?, fragte er sich, während seine Finger unschlüssig über die Fächer strichen. Wieso kommt er hierher? Wieso erst jetzt? Wieso gerade jetzt? Er ging im Schlafzimmer der Villa auf und ab, setzte sich auf das Doppelbett, das er längst hatte wegschaffen lassen wollen, sank ein. Er stand auf, ging um das Bett herum, setzte sich wieder - auf Jans Seite - und starrte das kleine, unpassend moderne Nachtschränkchen an, als könne es ihm die Antwort geben. Das Schränkchen tat es nicht, es brummte nur leise wie ein Kühlschrank vor sich hin.
    François stand auf, trat zum Kleiderschrank und zog eine Company-Uniform heraus. Uniform, ja, das würde passen. Dieser überraschende Besuch, er drehte sich nicht um ihn. Eitelkeit war fehl am Platz. Er, François Delvaux, Mitbegründer und Vorsitzender der Human Company, nahm ihn lediglich als Vertreter der Menschheit entgegen, zumindest als Vertreter ihres aufgeklärten Teils. Die Uniform, das Alienkreuz der Company, würde keinen Zweifel daran lassen. Oder doch? Die Company war nicht die einzige Gruppe, die das Alienkreuz als
Symbol verwendete. Täglich liefen Hunderte Meldungen von Lynchmorden in der Company-Zentrale ein. Überall auf der Erde wurden Aliens oder vermeintliche Aliens an Alienkreuze gefesselt, genagelt oder geklebt und verbrannt. François war gegen die Uniformen gewesen, auch dagegen, das Alienkreuz zu benutzen, aber Jan hatte sich durchgesetzt. »Menschen sind Menschen«, hatte er gesagt. »Sie brauchen Symbole, um sich daran festzuhalten.«
    François legte die Uniform zurück. Wenn nur Jan noch bei ihm wäre! Ja, sie hätten gestritten, fürchterlich sogar. Sie hatten es immer vor wichtigen Entscheidungen getan. Damals, in Lüttich, vor unendlich langer Zeit, zwei schwule Studienabbrecher, ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne die geringste Vorstellung davon, was sie mit dem Leben anfangen konnten, geschweige denn sollten. Sie hatten einander beinahe die Augen über die Frage ausgekratzt, in welchem Café sie ihre magere Grundsicherung ausgeben sollten. Und vielleicht hätten sie es eines Tages sogar getan, wenn nicht die Aliens gekommen wären. Ihm und Jan war auf der Stelle klar gewesen, dass mit den Aliens ein neues Zeitalter anbrechen würde - und dass sie etwas unternehmen mussten, um dieses Zeitalter zu dem ihren zu machen. Nur was? Er und Jan hatten tagelang gestritten, sich um ein Haar beim Eurokorps beworben und schließlich die Human Company gegründet. Die letzte, beste Hoffnung der Menschheit.
    Und jetzt? Lebte Jan noch, er hätte ihn angebrüllt. Wie François darauf komme, in einem Augenblick wie diesem - dem Augenblick, für den sie alles gegeben hatten - auch nur einen flüchtigen Gedanken auf die passende Kleidung zu verschwenden? Aber schließlich hätte Jan etwas vor sich hin gebrummt, wie immer, wenn er zu einem Entschluss gekommen war, und hätte François zur Seite geschoben. Mit einem Griff hätte er das passende Stück ausgewählt - und sie wären bereit gewesen, komme Himmel oder Hölle, Amerikaner oder Aliens oder der Rechtsblock Lüttichs in Jagdlaune auf Schwule.
    Es summte.

    Er war hier.
    François wandte sich um und starrte einen Augenblick lang Jans Nachtschränkchen an, als warte er auf eine Eingebung. Sie kam nicht. Jan war tot. Und mit ihm waren die Eingebungen in ihm erstorben.
    François riss sich los, schlug den Kleiderschrank krachend zu und verließ den Raum. Dann mussten eben T-Shirt und kurze Hose genügen. Von einem Wesen, dessen Geist in einem fremden Körper steckte, musste man so viel Weitblick erwarten können, dass es über Äußerlichkeiten hinwegsah, oder nicht?
    Mit klopfendem Herzen gelangte François am Ende der steilen, engen Treppe an, die zur Spitze des alten Wasserturms hinaufführte, um dessen Sockel herum ihre Villa errichtet worden war.
    Der Flyboy, der den Alien gebracht hatte, versperrte ihm den Weg und die Sicht. Der Deutsche trat von einem Bein auf das andere und wirkte, als wünsche er sich an jeden anderen Ort des Universums als an diesen. François nahm sich einen Augenblick, um wieder zu Atem zu kommen, konzentrierte sich auf den Menschen vor ihm, um wenigstens etwas von der Nervosität abzuschütteln, die allein der Gedanke an den Alien in ihm auslöste.
    Der Flyboy war ein kräftiger Kerl mit einem Kindergesicht, in dem François

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