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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Munition. Sie wissen, dass wir keine Chance haben.« Paul zeigte auf Viktors TAR-21. »Das ist ein Spielzeuggewehr. Das Korps könnte uns jederzeit überrennen.«
    Viktor schüttelte trotzig den Kopf. Schweißtropfen fielen wie feiner Regen auf Paul. »Tut es aber nicht. Das Korps weiß, was man mit so einem ›Spielzeug‹ anrichten kann.« Viktor deutete mit dem Lauf des TAR-21 auf die Gruppe der Aliens, die auf Dreistockbetten hockten und lagen. Es waren 18, ihre Schützlinge, ausnahmslos verletzt. Sie hatten auf dem Rückzug Schusswunden erlitten, unbeabsichtigte Treffer von beiden Seiten. Viktor hatte sie mit einer Hingabe und Routine verarztet, die man ihm unmöglich in einem Schnellkursus beigebracht haben konnte. Die Aliens hatten seine Bemühungen regungslos über sich ergehen lassen. Ihre Blicke waren und blieben leer.
    »Du würdest sie töten?«, fragte Paul.
    »Nein. Leben ist zu wertvoll. Ich habe mich der FAMH-Armee nicht angeschlossen, um zu töten.«
    »Nein?«
    Viktor wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Als er wieder zu Paul sah, war sein Blick ernst und klar. »Nein, ich glaube an das Leben. Früher wollte ich Arzt werden, aber dazu hat mein Grips nicht gereicht, also wurde ich Krankenpfleger.«
    Daher die Routine. »Wieso bist du es nicht geblieben?«
    Viktor zeigte auf die Aliens, diesmal mit dem Finger. »Wegen ihnen hier. Das Wohl der gesamten Menschheit steht auf dem Spiel. Was hat es da für einen Sinn, an einzelnen Menschen herumzudoktern?«
    »Und das hier hat Sinn?«
    »Ja. Ich vertraue Marita. Sie ist jemand Besonderes, nicht so wie ich. Sie war im Osten, mit dem Euro-Korps. Humanitäre Einsätze. Sie hat Schulen mitgebaut, Leute vor dem Verhungern gerettet. Das Euro-Korps hat sie mit Auszeichnungen zugeschmissen. Aber Marita hat ihre Karriere hingeworfen.«
    »Das braucht Mut. Doch ich sehe nicht, was das für einen Unterschied für uns machen soll. Sie ist nur ein Mensch, sie kann auch nicht alles ausrichten.«
    »Schon. Aber du vergisst die Aliens. Sie werden uns raushauen.«
    »Die? Sieh sie dir doch an!«
    Viktor zuckte die Achseln. »Was heißt das schon? Das Äu ßere bedeutet nichts. Wir wissen nicht, was in ihnen vorgeht.«
    »Macht es einen Unterschied? Was sollen sie schon ausrichten? Hitzestrahlen aus ihren Fingern verschießen?«
    »Von mir aus. Ich …«
    Von draußen knallte es. Kugeln klatschten dumpf in die dicken Wände.
    Viktor zuckte zusammen, schlagartig weiteten sich seine Pupillen wieder. »Das Korps! Es kommt!« Er sprang auf.
    Paul warf sich nach vorn, um Viktor zurückzuhalten, aber er war zu langsam. Der FAMH-Soldat hatte sich bereits mit Kopf und Gewehr über den Fenstersims geschoben.
    »Kommt nur!«, brüllte Victor. »Wir zei…«
    Ein einzelner Schuss knallte, dumpfer als die vorigen. Viktors Kopf zerplatzte. Einen Augenblick lang stand der Körper noch, dann kippte er nach vorne und blieb auf dem Fenstersims liegen. Der Helm, seines Halts beraubt, stürzte neben den Körper auf den Sims, prallte ab und fiel zwei Stockwerke tiefer auf den Vorplatz.
    Es blieb bei dem einzelnen Schuss. Paul wusste, wieso. Er kannte den Knall. Das Korps hatte Schützenroboter aufgefahren. Sie hatten Viktor erfasst und eliminiert. Ein zweiter Schuss wäre Verschwendung gewesen.
    Der Anfang vom Ende hatte begonnen.
     
    Als der Morgen graute, betrat ein FAMH-Soldat den Raum. »Komm mit!«, befahl er Paul, der, allein mit der kopflosen Leiche Viktors und 18 blutigen, apathischen Aliens, kein Auge zugetan hatte. »Die Kommandantin will dich sehen.«
    Der Soldat führte Paul die Treppe hinunter, wo bereits Wolf
mit einem anderen Soldaten wartete. Wolf begrüßte Paul mit einem leisen Knurren. Zusammen wurden sie in Keller vorgelassen, in den sich Marita Kahman mit ihrem Stab zurückgezogen hatte. Er war kühl und staubig und vom Korps offenbar niemals angerührt worden. Tragbare Gefechtsrechner projizierten Karten an die Wände, simulierten Szenarien, Finger huschten über Virtuell-Tastaturen, änderten hier und dort einzelne Parameter, entwarfen austauschbar aussichtslose Fluchtpläne.
    »Da seid ihr.« Die FAMH-Kommandantin stand auf, als sie Paul und Wolf sah. Sie tat es schneidig, so wie sie alles tat. »Hierher! Setzt euch.« Sie winkte sie an einen kleinen Tisch an der Seite. Ein Krug mit Wasser stand darauf. »Trinkt!« Paul tat es und musterte dabei Kahman. Er sah sie zum ersten Mal ohne Datenvisier. Er blickte einer Frau seines Alters in die Augen, die

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