Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
beschleunigte abrupt, um einem zweiten Taxi eine Parklücke streitig zu machen, trug den Sieg davon und stieg in die Bremsen.
    »Da sind wir, Sir«, schnarrte er. »Transamerica Building. Ich hoffe, Sie haben die Fahrt mit Lewis Cabs genossen, und wir werden Sie bald wieder als Fahrgast begrüßen dürfen.«
     
    Das Büro Dr. Nelsons lag in einem der oberen Stockwerke der Pyramide. Oder, genauer gesagt: Es nahm eines der Stockwerke ein.
    Als Rainer aus dem Lift trat, die folgsame, aber ansonsten apathische Blitz an der Hand, bot sich ihm ein ungehinderter Blick nach allen Seiten. Unter ihnen lag die Stadt, ein auf steile Hügel aufgezogenes und verzogenes Schachbrettmuster aus Gebäuden, die dem Beben getrotzt hatten, Neubauten, Baustellen, Trümmerfeldern und Hunderten von Zeltkirchen. Im Norden sah Rainer die roten Pfeiler der Golden Gate Bridge aus dem aufziehenden Nebel ragen.
    »Willkommen in Amerika!«

    Ein Mann in Jeans, Cowboy-Stiefeln und kariertem Hemd kam auf sie zu. Einen Schritt vor Rainer und Blitz machte er halt und zog den breitkrempigen Hut zur Begrüßung.
    »Ein überwältigender Anblick, was? Das Beben hat einige Nachrüstungen am Gebäude notwendig gemacht. Teure Nachrüstungen. Also sagte ich mir, Johnny, alter Junge, wenn du schon Geld ausgibst, dann soll es sich wenigstens lohnen.« Er zuckte die Achseln. »Am Ende hat es viermal so viel gekostet. Das Spezialglas darf die Statik des Gebäudes nicht gefährden, das war nicht einfach. Aber mein Architekt und ich haben einige Wochen lang getüftelt - und wenn ich noch mal vor der Wahl stünde, ich würde es wieder tun.«
    Der Mann - es musste sich um Dr. Nelson handeln - setzte den Hut wieder auf. Er hatte ein faltiges, braun gebranntes Gesicht und ein breites Lächeln. Rainer, der sich in diesem Augenblick an so ziemlich jeden anderen Ort der Erde wünschte, stellte zu seiner eigenen Verblüffung fest, dass ihm Nelson spontan gefiel. Das Lächeln schien so authentisch wie der Hut und die Stiefel.
    Nelson ging vor Blitz in die Knie, nahm ihre Hand und schüttelte sie. »Hallo!«, sagte er. »Du bist die kleine Lady Blitz, von der mir mein weichherziger Freund Mahmut geschrieben hat, nicht? Schön, dass du mich besuchen kommst.« Blitz ließ die Berührung über sich ergehen, ohne aufzusehen oder zu antworten.
    Nelson nickte sich zu, als stelle ihre Nicht-Reaktion bereits eine wichtige Erkenntnis dar, erhob sich wieder und wandte sich an Rainer: »Sie hatten eine gute Reise, hoffe ich?«
    Es war eine Floskel mehr nicht. Rainer wusste es. Amerikaner und Araber liebten sie, konnten nicht ohne. Eine weitere Floskel als Antwort genügte. Aber gute Reise … er dachte an die Stormbride , an den Seemann, der an den Rotor gekettet wurde … und brachte sein »Sehr gut, ja« einen Augenblick zu spät über die Lippen.
    Nelson entging es nicht. Er schüttelte den Kopf. »Sie Armer sind an einen Dispensionalisten geraten, was?«

    »An einen was ?«
    »Dispensionalisten. Ein schwieriges Wort. Ich habe Monate gebraucht, es zu sagen, ohne mir einen Knoten in der Zunge einzuhandeln. Es sind Endzeitgläubige. Man kann bald nicht mehr in ein Taxi steigen, ohne an einen von ihnen zu geraten. Sie haben die Taxifirmen unterwandert, um zu missionieren. Seit dem Beben strömen sie aus dem ganzen Land hier zusammen. Dieses Jahr ist es besonders schlimm. Sie haben den Letzten Sommer ausgerufen. Vor Armageddon, Sie wissen schon. Eigentlich hätte die Regierung längst einschreiten sollen, aber …«, er zuckte die Achseln, »… auf der anderen Seite, he, das ist Amerika. Man muss es ganz oder gar nicht schlucken. Tut man es nicht, erstickt man dran.« Er lachte, rückte seinen riesigen Hut zurecht. »Aber lassen wir das. Sie sind den weiten Weg hierher schließlich nicht wegen des Endes der Welt gekommen, nicht?«
    Er führte sie an einen niedrigen Tisch, um den mehrere Sessel gruppiert waren. Rainer setzte sich und versank so tief, dass er das Gefühl hatte, in den Polstern zu verschwinden. Er sah zu Blitz. Sie war so klein, dass die Polster sie tatsächlich zu verschlucken drohten. Sie zog die Beine an, ließ sich einsinken, den Kopf abgewandt.
    »Ich habe die Krankenakte mitgebracht«, sagte Rainer und zog die Aktentasche auf den Schoß, um sie zu öffnen. »Vielleicht möchten Sie zuerst …«
    »Danke, das wird nicht nötig sein. Die Kollegen aus Kairo haben sie mir schon vor Wochen übermittelt. Ich habe sie mir gründlich angesehen und einige Rückfragen mit

Weitere Kostenlose Bücher