Alien Earth - Phase 2
Dr. Osman geklärt. Aber Akten sind nur Akten. Ohne sie ist unsere Arbeit unmöglich, doch sie sind nur ein Teil der Wahrheit. Jetzt will ich einen persönlichen Eindruck von Blitz gewinnen.«
»So wie jetzt ist sie oft, seit sie aus dem Wachkoma gekommen ist.« Rainer nickte in Blitz’ Richtung. »Teilnahmslos, aber fügsam. Zu anderen Zeiten ist sie wie ein normales Kind, aufgeweckt und fröhlich. Sie spielt viel. Sie …«
Eine Stimme unterbrach seinen Gedankengang. »Kommen
wir zur Sache. Ich kann Ihnen genau erklären, was mit mir los ist, Dr. Nelson.« Die Stimme war dünn und hoch, aber fest und gehörte Blitz. Das Mädchen saß jetzt auf der Kante des Sessels, sehr gerade, sehr erwachsen und sehr entschlossen.
»Man hat mich ge- und missbraucht«, erklärte Blitz. »Wie lange, kann ich nicht sagen. Ich kann mich an keine Zeit davor erinnern. Ein Mann, er hieß Fischer, hat irgendwann dafür gesorgt, dass mich niemand mehr außer ihm selbst anrührt. Er hat auch dafür gesorgt, dass ich zu essen und zu trinken hatte. Er hat mir erlaubt, durch den ganzen Zug zu rennen, in den man uns eingesperrt hatte. Niemand im Zug wagte es, mir etwas anzutun. Fischer war der Herrscher des Zugs. Aber das genügte ihm nicht. Er wollte nicht mehr eingesperrt sein. Er wusste, dass das, was er tat, falsch war. Er wusste, dass es egal war. Es gab für ihn keinen anderen Platz mehr auf der Erde als diesen Zug. Wollte er den Zug verlassen, gab es nur einen Weg dazu: Er musste die Erde verlassen. Die Gelegenheit ergab sich, als er ein Wesen namens Wolf traf. Wolf hatte nie ein Kind missbraucht und würde es niemals tun. Es lag nicht in seiner Natur. Aber Wolfs Natur machte es ihm unmöglich, auf der Erde zu leben. Wolf war kein Mensch. Wolf war kein Wolf. Wolf war verachtet. Fischer erkannte das Potenzial, das in Wolf schlummerte. Fischer erkannte Wolfs Geheimnis: Wolf stand in Kontakt mit den Aliens. Fischer machte Wolf zu einem Anführer, zu einer lebenden Legende und sich selbst zu ihrem starken Arm und Verkünder zugleich. Fischer versprach den eingesperrten, überschüssigen Menschen ein neues Leben auf Sigma V. Ein Alien-Raumschiff würde kommen. Es würde Fischer, Wolf und hunderttausend weitere Menschen dorthin bringen. Und mich. Fischer wollte auch in seinem neuen Leben nicht auf mich verzichten. Fischer scheiterte. Fischer kannte die Menschen gut, er als Einziger hatte Wolfs Potenzial erkannt. Aber Wolf war kein Mensch. Wolf war viel mehr als das. Wolf betrog Fischer und alle, die seinen Versprechen glaubten. Kein Alien-Schiff würde kommen. Die Hunderttausend würden nach Sigma V reisen, aber ihre Körper würden zurückbleiben.«
Blitz zeigte auf Rainer.
»Dieser Mann hier, der nicht mein leiblicher Vater ist, hat sich meiner angenommen und sein Leben in dem Versuch riskiert, mich vor dem Transfer nach Sigma V zu bewahren. Er hat es nicht geschafft. Ein Teil von mir wurde nach Sigma V gerissen, in den Körper eines Aliens. Das ist alles, was mit mir ist.«
Dr. Nelson nahm den Hut ab, kratzte sich am Kopf. Er stand auf, ging zur nächstgelegenen Glaswand. Eine Bar fuhr aus. Der Arzt schenkte sich ein Glas randvoll und trank es in einem Zug. Schließlich wandte er sich um und kam zurück an den Tisch.
»Nehmen wir an, alles, was du sagst, trifft zu …«, wandte er sich Blitz zu, diesmal ohne in die Knie zu gehen. Die Geste wäre angebracht gewesen bei einem Kind. Doch vor ihm saß kein Kind mehr. »… was führt dich und deinen Beschützer ausgerechnet zu mir?«
»Ich brauche Hilfe.«
»Von mir?«
»Sie gehören der Opposition an. Sie werden mich verstehen.«
Nelson ging nicht auf Blitz’ Behauptung ein. »Hilfe wobei?«, fragte er. »Um den Teil deiner Seele zurückzuholen, der auf Sigma V in einem Alien steckt?«
»Nein, um die Menschheit zu retten.«
»Soso. Und was kann ich dazu beitragen?«
»Ich muss jemanden sprechen. Einen Häftling. Sie können es einrichten, ich weiß es. Sie müssen ihn nur für eine Studie im Interesse der Nationalen Sicherheit anfordern.«
»Wer ist dieser Häftling?«
Blitz zog eine Karte aus der Tasche. Sie war von derselben Art, wie sie der Matrose auf der Stormbride besessen hatte. »Hier ist ein Bild«, sagte sie. »Häftling Nummer MS-H-481720. Sein Name ist Melvin Siukovich.«
Helden der Menschheit:
DIANE*
Profil: die tollkühne Pilotin der Strawberry Bitch .
• Gegenwärtige Aktivität: Diane ist todkrank. Eigentlich. Aber in seiner typischen Großzügigkeit
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