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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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gut«, Leclerc winkte ab. »Ich verstehe voll und ganz. Ein Vater muss sein Kind beschützen. Es ist das Wertvollste, was er besitzt. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen. Man sieht sich im Leben immer zweimal, pflege ich zu sagen.« Er langte in die Brusttasche, holte eine altmodische Visitenkarte hervor und drückte sie Rainer in die Hand. »Ich bin viel unterwegs.
Eigentlich immer. Also melden Sie sich, wenn Ihr Leben wieder ruhiger geworden ist. Oder wenn Sie Hilfe brauchen. Ich freue mich immer darauf, ein bekanntes Gesicht wiederzusehen!«
    Er wandte sich zum Gehen. An der Tür, die zu den Passagierkabinen führte, hielt er an und drehte sich wieder zu Rainer. »Und falls es Sie tröstet: Einer der Offiziere hat mir verraten, dass Captain Blackwell dafür sorgen will, dass die Familie des Verräters eine Pension erhält. So, wie es sein letzter Wunsch war.«
    »Ich wusste nicht, dass er einen letzten Wunsch geäußert hätte.«
    »Nein? Ich dachte, es wäre nicht zu übersehen gewesen.« Leclerc hob einen Arm, reckte vier Finger hoch und winkte hektisch hin und her. »Haben Sie es nicht bemerkt? Vier. Vier Tage, bevor es nach den Regularien der Handelsmarine unmöglich gewesen wäre, ihm die Pension abzuerkennen. Nicht einmal für Menschheitsverrat. Es heißt, Blackwell habe die Hinrichtung um diese Tage aufschieben wollen, aber die Marines haben ihn überstimmt. Stramme Patrioten, diese Iraker, was?« Leclerc nahm die Hand wieder herunter, zuckte die Achseln. »Es war Ihre erste Hinrichtung, nicht? Dann machen Sie sich nichts daraus. Beim ersten Mal nimmt einen das Ganze zu sehr mit, als dass man ein Auge für Details hätte. Aber das legt sich, glauben Sie mir!«
     
    Es hatte tatsächlich ein Beben in San Francisco gegeben - und es wirkte noch nach.
    Ein Taxi brachte sie in die Stadt, ein Benziner. Wie die meisten Autos in den USAA, war es groß und so geräumig, dass Rainer nicht wusste, wie er sitzen sollte - Blitz legte sich einfach quer über das Polster, platzierte die Füße auf seinen Schoß und starrte vor sich hin. Ein zweites Taxi folgte ihnen, transportierte das überbordende Gepäck, das Mahmut ihnen aufgedrängt hatte.
    »Das erste Mal hier?«, fragte der Fahrer, als das Taxi auf die Bay Bridge fuhr, die von Oakland in die Stadt führte. Er war
so wuchtig wie sein Fahrzeug und unrasiert. Rainer konnte jedes einzelne Haar auf dem Breitwanddisplay sehen, das Fahrer- und Passagierraum voneinander trennte und das Gesicht des Fahrers abbildete.
    »Ja«, antwortete Rainer kurz angebunden, zu beschäftigt, sich Amerika anzusehen, als dass er Lust gehabt hätte, mit einem Taxifahrer zu plaudern. Die Sonne stand hoch am Himmel, ließ die Fahrbahn vor Hitze flimmern. Sie war fünfspurig und gut gefüllt. Fahrzeuge wechselten im Versuch, schneller voranzukommen, laufend zwischen den Spuren - und das in einer abrupten Weise, die ihm sagte, dass sie wie ihr Taxi manuell gesteuert wurden. Es behagte ihm nicht, genauso wenig wie der Blick auf die glitzernde Bucht von San Francisco tief unter ihnen oder die Frage, was Blitz von diesem Dr. Nelson wollte.
    »Was hat sie?«, fragte der Fahrer.
    »Wer?«
    »Das Mädchen.« Der Fahrer deutete mit einem Daumen über die Schulter auf Blitz. Ein Display am Armaturenbrett gab ihm Einblick in die Passagierkabine.
    »Wie kommen Sie darauf, dass sie etwas hat?«
    »Sie sagt nichts.« Der Fahrer zuckte die Achseln. »Und sie starrt ins Leere. Ist das erste Kind, das ich über die Bucht fahre, ohne dass es vor Aufregung Saltos schlägt und mir es beinahe den Wagen aus der Spur reißt. Etwas stimmt mit ihr nicht. Also gehen Sie wegen ihr in die Klinik.«
    »Was geht Sie das an?«
    Der Fahrer hob einen dicken Arm und reckte ihn theatralisch. »Was geht das Leid eines Menschen einen anderen an? Ich bin ein Mensch wie Sie, ich will nur helfen.«
    »Das tun Sie bereits«, beschied Rainer dem Fahrer und hoffte, dass er sie endlich in Ruhe lassen würde. »Sie fahren uns in die Klinik. Das ist das Beste, was Sie für uns tun können.«
    Der Fahrer konnte oder wollte ihn nicht verstehen. »Ich würde Sie überall hinfahren, wohin Sie wollen«, sagte er. »Solange Sie mich dafür bezahlen. So sind die Regeln. Aber das heißt nicht, dass ich es gut finde.«

    »Was haben Sie gegen die Klinik? Sie hat einen hervorragenden Ruf.«
    Sie passierten eine Insel. »Yerba Buena«, las Rainer auf einem Schild; eine Handvoll Häuser und kümmerlicher Bäume wischte an den Scheiben vorbei. Als

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