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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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sie die Insel hinter sich ließen, lag San Francisco zum Greifen nah vor ihnen. Ein einzelner Wolkenkratzer, der an eine Pyramide erinnerte, stach in die Höhe, umgeben von kleineren Gebäuden, Trümmerfeldern und glänzenden, durchsichtigen Kuppeln. Die Transamerica-Pyramide, ihr Ziel.
    »Das bezweifle ich nicht«, sagte der Fahrer. Er strich sich über die Brust. Seine Hand verharrte an Ort und Stelle, griff nach einem Gegenstand, der unter seinem Hemd verborgen war, und hielt ihn fest. »Die Leute in der Klinik tun, was sie für richtig halten. Sie wollen helfen. Aber sie können es nicht.«
    »Ach ja? Wieso das?«
    »Diese Psycho-Ärzte kratzen nur an der Oberfläche. Sie brüsten sich damit, das Innere des Menschen zu erforschen, dabei haben sie keine Ahnung. Sie sind so verblendet, dass sie sich nicht einmal trauen, die Seele beim Namen zu nennen. Wie soll so jemand helfen können?«
    »Und Sie wissen jemanden, der es könnte?«
    »Das tue ich.« Der Fahrer griff in den Ausschnitt seines Hemds und zog an einer Kette ein Kreuz hervor. Kein Alienkreuz, seine Schenkel waren von unterschiedlicher Länge. Ein Mensch mit Dornenkrone war darangenagelt. Er leuchtete von innen. »Jesus!«
    »Jesus?«
    »Unser Erlöser. Noch ist Zeit für euch, zu ihm zu finden.«
    »Und wo finde ich deinen Jesus?« Es war eine dumme, unnötig provozierende Frage. Aber Rainer war zu weit gekommen, hatte zu lange stillgehalten, war zu verwirrt und ängstlich, um der Versuchung widerstehen zu können, seine Furcht und Frustration an einem religiösen Tölpel auszulassen.
    »Jesus ist überall dort, wo man ihn willkommen heißt. Er
hat sein Leben für uns alle gegeben. Und er ist wieder auferstanden.« Der Fahrer schien seine Spitze nicht wahrzunehmen. »Das Erwachen, das Willkommenheißen von Jesus beginnt natürlich in dir selbst. Aber viele sind bereits erwacht und stehen bereit, dich zu geleiten.«
    »Wo?«
    »Überall - sieh nur!«
    Sie hatten die Bay Bridge hinter sich gelassen. Um sie herum erstreckte sich die Innenstadt von San Francisco. Der Fahrer zeigte auf eine der glänzenden Kuppeln, die Rainer bereits vom Schiff aus bemerkt hatte. Sie erinnerte an ein Zirkuszelt und erhob sich in einem Trümmerfeld. »Seit dem Beben, das der Herr uns’61 in seiner Gnade geschickt hat, sind Millionen erwacht. Er hat uns die Augen für die Vergänglichkeit unserer diesseitigen Existenz geöffnet. Er hat uns die Orte für seine Missionen enthüllt. Viele weitere Millionen Seelen haben dort bereits zum wahren Glauben gefunden.«
    Das Kirchenzelt blieb hinter ihnen zurück, als der Fahrer ausscherte und auf kleineren Straßen in Richtung Klinik weiterfuhr. Das zweite Taxi bog ab; es fuhr direkt zum Hotel, um das Gepäck abzugeben. Rainer wünschte, ihr Taxi würde denselben Weg nehmen. Aber es ging nicht. Sie hatten einen Termin. Blitz hatte darauf bestanden, dass er in der Klinik anrief, noch bevor die Stormbride im Hafen von Oakland angelegt hatte. Sie hatten auf der Stelle einen Termin bekommen, wie es Freunden des mächtigen Mahmut al-Shalik anstand.
    Der Fahrer hielt sich jetzt an Nebenstraßen, eng und steil. Es verging kein Augenblick, in dem nicht irgendwo ein Kirchenzelt zu sehen gewesen wäre. Aus der Nähe betrachtet, wirkten sie schäbig. Es waren Zelte aus durchsichtigem Kunststoff, aber Kälte und Hitze, Feuchtigkeit und Trockenheit setzten dem Material zu. Die meisten Kirchenzelte waren milchig verfärbt.
    »Es sind provisorische Konstruktionen, nehme ich an?«, sagte Rainer, um das Gespräch in handfestere Bahnen zu lenken. »Im Lauf der Zeit werden sie bestimmt …«

    »Nein, nein - es widerspräche seinem Willen. Das Ende ist nahe, es lohnt sich nicht, Mühe auf oberflächliche Eitelkeiten zu verschwenden.«
    »Das Ende?«
    »Armageddon, der Endkampf. Der Herr hat uns die Aliens geschickt, um unsere irdischen Leiden abzukürzen. In seiner Gnade erspart der Herr uns den Kampf Menschen gegen Menschen.«
    »Und was kommt nach dem Endkampf, das Paradies auf Erden?«
    Der Fahrer lachte, als hätte Rainer einen naiven Witz gemacht. »Nein, das Paradies ist für jene reserviert, die diese Welt verlassen. Auf Erden kann es kein Paradies geben. Aber ich versichere dir: Die Erde nach dem Endkampf wird dir wie das Paradies erscheinen. Die Schlechtigkeit des Menschen wird einige Jahrhunderte brauchen, um sie zugrunde zu richten. Vielleicht sogar Jahrtausende! Und dann wird ein neues Armageddon kommen!«
    Der Fahrer bog um eine Ecke,

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