Alien Earth - Phase 2
und in der Bitch zu verrichten, konnte nur zweierlei bedeuten: Der Alien hatte ein großes Herz für alte, nutzlose Männer und ihre Marotten - oder Wilbur war so einzigartig, dass Pasong ihm jeden Wunsch erfüllte. Wilbur fiel schwer zu entscheiden, was ihm absurder erschien: dass jemand einfach so gut zu ihm war oder dass er etwas Besonderes darstellen sollte.
Wilbur hielt an, legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf in den Sternenhimmel. Er tat es vorsichtig, damit der schwere Rucksack ihn nicht nach hinten riss.
Was immer der Grund war, Wilbur behagte der Gedanke nicht. Er legte keinen Wert darauf, besondere Aufmerksamkeit zu genießen. Aber er wurde den Gedanken nicht los. Ihm fiel einfach keine bessere Erklärung ein. Hin und wieder suchte Pasong ihn in der Bitch auf. Andere Aliens kamen nur an die Oberfläche, wenn ein Company-Flugzeug gerettete Gefährten ablieferte. Das war alles. Die Aliens kamen niemals an die Oberfläche, um die Sterne zu bewundern. Und das sollten sie doch eigentlich, nicht? Sie kamen von den Sternen, irgendwo dort oben in dem leuchtenden Band der Milchstraße lag ihre Heimat. Kannten sie kein Heimweh, keine Sehnsucht?
Ein Surren zeigte Wilbur an, dass die Insel ihn registriert hatte. Ein Artefakt hatte sich neben ihm aus der Oberfläche geschoben, es war auf einer Seite offen. Er trat ein, glitt in dem Artefakt-Element wie in der Kabine eines Fahrstuhls nach unten. Dabei legte er eine Hand über das Gesicht, kniff die Augen zusammen. Das Licht war zu grell, wie die meisten Lichter innerhalb der Insel. Als trauten die Aliens ihren neuen Augen nicht. Als wären sie von der Leistung, die Menschenaugen hergaben, enttäuscht und versuchten mehr aus den Sehorganen herauszuholen, indem sie die Lichtstärke heraufsetzten. Oder, kam ihm der Gedanke, als der Artefakt-Lift zum Stehen kam, vielleicht war das grelle Licht ein Produkt ihres Heimwehs. Vielleicht kamen sie von einer Welt ohne Rotation, über der Tagseite - dem bewohnbaren Teil des Planeten - eine grelle, unbarmherzige Sonne. Und jetzt konnten sie sich nicht von ihrem Licht trennen, auch wenn ihre schmerzenden Menschenaugen ihnen unmissverständlich sagen mussten, dass sie ihre Heimat hinter sich gelassen hatten.
Wilbur nahm sich vor, Pasong danach zu fragen, obwohl er wusste, dass er keine Antwort erhalten würde, mit der er etwas würde anfangen können.
Er trat in den Gang, schwankte. Hier, unter der Oberfläche, gab es keinen Wellengang. Wilbur brauchte immer erst einige Minuten, sich umzustellen. Er stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und machte sich dann auf den Weg. Wilbur ging
so schnell er konnte. Ihm behagte der Gang nicht. In seiner Kargheit erinnerte er ihn zu sehr an die Betongürtel, die die Ambipolis von Dubai einkreisten. Wahhabiten, angewidert von der Dekadenz der Stadt, hatten demonstrativ ihren Gegenentwurf gelebt. Wilbur hatte nie verstanden, wie sie ihn überlebten. Der Mensch brauchte mehr als regelmäßige Gebete, nackten Beton und grelles Licht, um Mensch zu bleiben.
Nach genau 637 Schritten und vier Biegungen war Wilbur am Ziel. Es war immer derselbe Weg, dieselbe Entfernung - die einzige Konstante der Alien-Insel, die Wilbur bislang hatte entdecken können. Eine weitere Aufmerksamkeit Pasongs, der es einem alten Mann nicht unnötig schwer machen wollte?
Schwarzes Metall glitt zur Seite. Eine Öffnung von der Größe einer Tür bildete sich vor Wilbur. Grelles Licht fiel in den Raum, vermischte sich mit flackerndem, warmem Kerzenlicht und beleuchtete ein Podest. Auf dem Podest stand eine durchsichtige Vitrine, die an einen Sarg erinnerte.
»Da bin ich wieder, Diane«, sagte Wilbur und trat in den Raum.
Er blieb vor der Vitrine stehen, setzte den Rucksack ab und ging in die Knie. Er öffnete die Fächer der Vitrine und füllte die Vorräte nach: Glasrein für die Vitrine, die durchsichtig war, aber nicht aus Glas bestand, Kerzen, Duftstäbchen, um mit ihrem Rauch gegen den Gestank nach kaltem Rauch anzugehen, der in der Insel vorherrschte, einige Magazine, um Diane vorzulesen, Schokoriegel, die Wilbur sich verdient hatte. Er meinte es gut mit ihr. Es war nicht einfach, seine Mitbringsel unterzubringen. Das Fach war gut gefüllt von seinen vorherigen Besuchen.
Als er fertig war, sah er in die Vitrine. Diane wirkte wie ein Schnappschuss in 3D. Ein durchaus zutreffender Vergleich, wie Pasong nicht müde wurde, ihm zu versichern. Sie trug ihren verschwitzten Fliegeranzug und die schweren
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