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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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eigenen Vorteil nutzen. Wilbur hatte es getan. Die strengen USAA ließen überraschende Nachsicht mit denen walten, die sich zwar nicht mit Eifer ihrer Ordnung beugten, aber wenigstens nicht aktiv wurden, um sie zu unterminieren. Zumindest war es so in den Golfstaaten gewesen, in denen Wilbur aufgewachsen war. Am Golf waren die Sitten von jeher entspannter gewesen als im Rest der Nation. Wilbur hatte gesoffen, seine Arbeit zufrieden stellend genug erledigt, dass er immer wieder eine neue fand, und seine Ansichten für sich behalten. Im Gegenzug hatte man ihn sein Leben leben lassen.
    Nicht so wie Diane.
    Diane war zu stur. Sie gab nie klein bei. Sie hatte ihn, Wilbur, gewollt. Deshalb hatte er sich auf die Bitch eingelassen, deshalb war er an ihrer Seite geblieben, als Melvin davongeflogen war, deshalb würde er Tag für Tag an ihren »Sarg« kommen.
    Diane war unendlich stark und unendlich verletzlich. Sie brauchte jemanden, der sie beschützte. Ihn, Wilbur. Und jemanden, der über den Moment hinausdachte.
    »Du musst nur ein Wort sagen«, hörte er eine Stimme. Sie kam von der Seite.
    »Ich weiß.« Wilbur antwortete ohne Zögern. Die Stimme war ihm unbekannt, aber er wusste, wem sie gehörte.
    Pasong war neben ihn getreten. Er steckte in einem neuen Körper, einer beinahe zwergenhaften Frau. Ihre Haut war faltig und von der Sonne verbrannt, das schwarze Haar zu einem Knoten zusammengebunden. Es glänzte fettig und roch ranzig. Sie musste mit dem Transport aus Südamerika gekommen sein, den Rudi vor Kurzem gebracht hatte.
    »Wieso sagst du es dann nicht?« Pasongs Kopf befand sich beinahe auf gleicher Höhe wie der Wilburs.

    »Diane hat es nicht gewollt.«
    »Sie war halb wahnsinnig vor Schmerz und Schmerzmitteln, als sie hier ankam. Sie war verwirrt. Sie war nicht in der Lage, mit klaren Sinnen eine Entscheidung zu treffen.«
    »Möglich. Aber ich kenne Diane. Sie hätte sich auch unter anderen Umständen für die Stasis entschieden.«
    »Es bleibt ein unsinniger Entschluss. Sie wird viele Jahre in der Stasis bleiben müssen. Eure Biotechnologie ist nicht weit genug entwickelt, um in kurzer Zeit eine intakte Kopie ihres Körpers heranzuzüchten.«
    »Dann dauert es eben. Für sie macht es keinen Unterschied.« Wilbur zuckte mit den Achseln. Es fiel ihm nicht schwer, Pasong zu widersprechen, ein sicheres Zeichen dafür, dass er es nur mit einer minderen Präsenz des Aliens zu tun hatte. Pasong trug immer mehr als einen Körper, aber er war nicht in jedem im selben Maß präsent. Konzentrierte sich der Alien auf einen einzigen Körper, war es beinahe unmöglich, sich gegen seinen Willen zu wehren. Pasong erdrückte dann sein Gegenüber förmlich mit seiner Gegenwart.
    »Dann denk an dich«, forderte ihn der Alien auf. »Wie lange willst du noch zu ihr gehen, sie anstarren und Selbstgespräche führen? Zehn Jahre? Zwanzig? Dreißig? Wie lange wirst du es noch können?«
    »Im Augenblick kann ich es noch. Alles Weitere wird man sehen.«
    Pasong schwieg. Wachs rann in einem flüssigen Strom von einer der Kerzen, suchte sich seinen Weg durch die Landschaft aus Kerzenresten. Ein Rinnsal schwappte über, lief an der Seite der Vitrine herab. Wilbur stand auf, holte den Schaber aus dem Fach. Er entfernte das Wachs und wischte mit Glasrein nach.
    Dann wandte er sich an Diane. »Ich muss los. Morgen komme ich wieder.«
    Er schnallte den Rucksack um, der faktisch ein wenig von seinem Gewicht verloren hatte, ihm aber doppelt so schwer vorkam, und wandte sich zum Gehen.

    Pasong sagte nichts.
    In der Tür machte Wilbur halt. »Ist noch etwas?«, fragte er.
    »Nein … eigentlich nicht …«
    »Nur?«
    »Es schmerzt mich, dieses Leid mit anzusehen.«
    »Diane leidet nicht. Das kann sie nicht. Du hast es selbst gesagt. Sie ist im Augenblick gefangen. Und eines Tages wird sie ihr Leben weiterleben - in ihrem neuen, eigenen Körper. Sie hätte es verdammt viel schlechter erwischen können.«
    Pasong nickte. »Ohne die Stasis wäre sie längst tot. Andererseits: Sie könnte längst wieder leben und tut es nicht. Das ist … ist …« Der Alien brach ab, als er vergeblich nach einem englischen Wort für das suchte, was ihn bewegte. Schließlich gab er es auf. »Es ist nicht gut. Aber …« Pasong wandte sich von Diane ab und sah Wilbur an. »Eigentlich habe ich mit dem Leid nicht Diane gemeint.«
    »Sondern?«
    »Dich. Du bist nicht in Stasis und doch im Augenblick gefangen. Du leidest ohne Not. Das schmerzt mich.«
    »Was? Ich …«

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