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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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führen sollen. Paul beugte sich ganz herunter, hielt das Ohr an die Nase des Aliens, bis er sein Atmen hörte: flach und einem lang gezogenen Rhythmus folgend, passte es besser zu einer Ohnmacht als zu Schlaf.
    Es musste die Art der Aliens sein zu schlafen. Ihre Seelen hatten sie in die neuen Körper mitgenommen. Schlaf schien
für sie weder Ritual noch eine oftmals widerspenstige Notwendigkeit zu sein. Kein Vorgang, der besonderer Vorkehrungen bedurft hätte. Wollten sie schlafen, schliefen sie, Punkt. Die Aliens mussten starke Körper besessen haben, um sich so ein Verhalten leisten zu können. Körper, denen weder Kälte noch Hitze, noch natürliche Feinde etwas anhaben konnten. Oder sie hatten in einer perfekten Umgebung gelebt, in der sie keine Unannehmlichkeiten, geschweige denn Gefahren zu befürchten hatten. Oder beides traf zu: Die Aliens hatten unerhört widerstandsfähige Körper besessen und in einer perfekten, künstlichen Umgebung gelebt. Nur: Wieso hatten sie dann ihr mechanisches Paradies verlassen und waren zur Erde gekommen? Wieso hatten sie ihre Seelen in schwächliche Menschenkörper transferiert?
    Paul richtete sich wieder auf. Das Gewehr des Mannes lag auf dem Gang, neben der Hand, aus der es geglitten war. Es war geladen. Er musste es nur nehmen und abdrücken, und wenige Augenblicke später würden überall im Haus echte Leichen verstreut sein. Paul war ein Hunter, das G5 die Waffe eines Hunters. Paul war ein guter Schütze, präzise und schnell. Er hatte sich immer etwas darauf eingebildet, ohne zu zögern abzudrücken. Bis die Aliens erkannten, was vor sich ging, würde die Hälfte von ihnen bereits tot sein. Einen Augenblick später die andere Hälfte.
    Aber dann würde Paul niemals erfahren, was die Aliens auf der Erde suchten. Und er hätte sein Versprechen gebrochen. Ekins Körper wäre unter den Toten.
    Paul wandte sich ab, ging auf der Suche nach einem zweiten Ausgang in den hinteren Teil des Hauses. Es widerstrebte ihm, die Vordertür benutzen. Neben ihr lagen vier Leichen.
    Paul fand die Hintertür und verließ das Haus. Ein altes hölzernes Mühlrad, von Moos überwachsen, lehnte an der Wand, daneben ein zweites, metallenes. Es war aus Schrottteilen zusammengesetzt und halb fertig. Die Bewohner der Mühle mussten vorgehabt haben, es eines Tages anzubringen, wahrscheinlich, um Strom zu erzeugen. Paul trat an den Bach, der hinter
der Mühle floss - es musste ein Abzweig des großen Bachs sein, der sie zu dem Haus geführt hatte -, ging in die Knie und tauchte den Kopf in das Wasser. Er spürte, wie die Kälte ihn wie eine unbarmherzige Klammer packte, und zählte langsam bis zehn.
    Als er den Kopf wieder aus dem Wasser hob, saß Ekin neben ihm.
    Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen. »Du siehst mich manchmal so an«, sagte sie. Sie war unbewaffnet. Ihr Gesicht hatte denselben ernsten Ausdruck, mit dem ihm seine ehemalige Hunter-Partnerin seine neuesten Verstöße gegen die Korps-Regeln vorgehalten hatte. »Wieso tust du das?«
    Aber das Wesen vor ihm war nicht seine Partnerin. Pauls Ekin war zäh. Sie gab niemals auf. Sie war eine Kämpferin, mit ganzer Hingabe bei der Sache, die sie für die richtige hielt. Pauls Ekin stellte die Pflicht über alles. Sie würde sich sogar in eine einsame Mühle einschleichen und ihre Bewohner umbringen, wenn sie glaubte, dass es im Dienst der Sache unumgänglich sei. Auch wenn Ekin es selbst nie erkannt hatte, nichts war für sie unmöglich. Bis auf eine Sache: auf Paul zuzugehen und ihm eine persönliche Frage zu stellen.
    Diese Ekin tat es.
    »Wieso sagst du nichts?«, fragte diese Ekin. »Bist du noch zu müde, um zu sprechen? Ich dachte, du hast dein Morgenritual abgeschlossen.« Sie zeigte auf den Bach.
    »Ich … ja …« Wasser rann in seinen Ausschnitt. Es fühlte sich an, als streichelten ihn kalte Finger.
    »Also, wieso siehst du mich immer so an?«
    »Du erinnerst mich an jemanden, den ich einmal kannte.«
    »Du meinst meinen Körper?«
    »Ja.«
    »Ich bin nicht die Person, die früher diesen Körper bewohnte. Das musst du wissen. Ist euch das Äußere so wichtig, dass du trotzdem gezwungen bist, mich anzusehen?«
    »Nein. Eigentlich nicht«, sagte Paul. Es war die Wahrheit. Es war nicht das Äußere gewesen, das ihn zu Ekin hingezogen
hatte. »Aber … aber du musst verstehen, dass unsere Seelen nicht wie eure sind. Sie bilden eine Einheit mit ihrem Körper. Sie können nicht ohne weiteres in einen anderen Körper

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