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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Alice ihr über die Handschuhe machte, musste Ekin sie auf dem Feld ausziehen. Alice schiss viel, es war ein Teil ihrer Lebensaufgabe, die ihre Schöpfer ihr mitgegeben hatten. Und Ekin blieb keine andere Wahl, die Tasche hinzuhalten, sie zu schleppen und natürlich zu frieren.
    Bis mittags. War der Tag wolkenlos, hörte Ekin auf zu frieren, um unter der Hitze zu stöhnen. Es gab keinen Übergang, kein Zwischenstadium, nur den Ausschlag von einem Extrem ins andere. Wie in vielen Dingen. Nach einer Stunde auf dem Feld fühlte Ekin sich so erschlagen, dass sie vergaß, weshalb sie zurück auf die Erde gekommen war, und nur noch den Mittag, oder noch besser den Abend herbeisehnte. Sich zurück in ihre Kammer wünschte, um auf das Bett zu fallen. Sie konnte sich anstrengen, wie sie wollte. Ihr Mädchenkörper war einfach zu schwach für die Arbeit auf dem Feld. Ekins letzter Gedanke, bevor sie im Tiefschlaf versank, war stets, dass sie keinen weiteren Tag würde durchhalten können. Am nächsten Morgen erwachte sie mit einem unvorstellbaren Hunger. Ihr junger Körper schrie nach Kohlehydraten, ihre Seele, die Ekins Zähigkeit und Blitz’ kindliche Maßlosigkeit vereinte, nach Taten. Sie hatte Sigma V und damit der Aussicht auf unendlich viele Leben, in denen sie
niemals frieren oder hungern würde, den Rücken gekehrt, um die Erde zu retten. Jetzt war sie hier. Sie stand jeden Tag bis zu den Knien im Matsch dieser Erde. Worauf wartete sie also noch?
    »Mädchen, pass doch auf!«
    Ekin schreckte aus ihren Gedanken hoch. Alice war stehengeblieben, der Schwanz der Kuh hob sich. Ekin spurtete los, fummelte im Rennen die Riemen der Tasche über den Kopf, ignorierte die Spritzer, die aus der geöffneten Tasche schwappten. Sie kam gerade noch rechtzeitig. Im selben Moment, in dem Ekin die Tasche unter den Hintern der Kuh hob, ließ Alice es kommen. Ein dickflüssiger, brauner Wasserfall ergoss sich. Seine ersten Ausläufer spritzten Ekin über die linke Hand, der Rest ging glatt in die Tasche.
    »Das war knapp, Mädchen.« David nickte, strich sich über den Bart, der nicht von seiner übrigen Behaarung zu unterscheiden war. Ekin wusste nicht zu sagen, wen er meinte, sie selbst oder die Kuh. Er nannte beide »Mädchen«, behandelte beide mit derselben sturen Unnachgiebigkeit des echten Dummkopfs. Regeln waren Regeln. Hielt man sie ein, war alles gut. Hielt man sie nicht ein, gab es eine Strafe, und danach war es wieder gut. Das war alles. Mehr hatte David nie gebraucht, um in New Providence klarzukommen, mehr hatte Michael Carmel ihm und den übrigen Dummköpfen, die die Farm am Laufen hielten, nie beigebracht. Es war alles, was David kannte, und es genügte. Ein Leben jenseits von New Providence schien ihm zu ungeheuerlich, als dass er sich es hätte vorstellen können.
    Ekin schätzte David auf siebzehn, vielleicht achtzehn, und das machte ihn zum Vorarbeiter der knapp dreißig Dummköpfe, die in New Providence lebten und arbeiteten. Die Übrigen waren ein, zwei Jahre jünger als David und glichen ihm so sehr, dass sie wie Geschwister wirkten. Alle Dummköpfe - auch die Mädchen - waren haarig, alle besaßen denselben Stiernacken und dieselbe, offenbar niemals versiegende Kraft. Und keiner von ihnen machte sich etwas daraus,
dass ihr Meister sie »Dummköpfe« nannte oder dass sie in der zugigen Scheune wohnten und abgesehen von den Kleidern am Leib nicht mehr besaßen als die Kühe, nach denen sie sahen, und allerlei landwirtschaftliches Gerät, so primitiv, dass es sich dabei nur um Überbleibsel von den Amischen handeln konnte.
    Kein Mensch konnte so dumm sein, dieses Leben zu leben und damit zufrieden zu sein. Die Dummköpfe mussten GenMods sein, genauso wie die Kuh Alice es war, und waren ebenso wie die Kuh für einen bestimmten Zweck konstruiert. Lag Ekin mit ihrer Vermutung richtig, musste sie vielleicht ihre Meinung über Trixie überdenken. GenMods waren keine Alltagstechnik in den USAA, und gen-modulierte Lebewesen, die auf Menschen basierten, waren illegal - was bedeutete, dass Ekin in New Providence nicht so falsch war, wie sie geglaubt hatte.
    Also stapfte sie weiter durch den Matsch, fing Kuhscheiße für die Biogasanlage des Farmhauses auf und stellte die Ohren auf Durchzug, wenn David wieder einmal der Geduldsfaden riss und er die »blöde Kuh« anschrie, als könne sie ihn verstehen. Er tat der Kuh unrecht. Ihnen allen. Die Kühe liefen ab und zu davon. Wenigstens versuchten sie es. Sie wurden innerhalb von

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