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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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gegen
seinen Rücken, machte drei Schritte zurück und sprang mit dem Kopf voraus durch die Wand in die Lagerhalle. Federweich kam der Smartie in einer Wolke aus berstenden Backsteinen auf. Entsetzte Überschussmenschen stoben schreiend nach allen Seiten - unendlich zäh, wie in extremer Zeitlupe.
    »Schnell!«, brüllte 59b, so langsam es seinem beschleunigten Maul möglich war. »Wir holen euch hier raus!«
    Er musste nicht erklären, wenn er mit »euch« meinte. Knapp zwei Dutzend Männer und Frauen lösten sich aus der Menge: Aliens. 59b stürzte sich auf sie, warf sich ein halbes Dutzend über die Schultern und rannte mit ihnen vor die Halle. Er tat es mehrmals, bis er alle Aliens weggeschafft hatte. Melvin sah ihm zu. Es hatte keinen Zweck, dem Smartie helfen zu wollen: Er war zwar neurobeschleunigt, aber er blieb ein schwächlicher Mensch. Von draußen hörte Melvin das Röhren von Triebwerken.
    Er wandte sich von den Überschussmenschen ab. Die Aufgeweckten unter ihnen hatten verstanden. Er konnte es an ihren Gesichtern ablesen, auf denen grenzenlose Enttäuschung die Hoffnung vertrieb, die sich eben erst ausgebreitet hatte. Die Smarties waren Retter, ja. Aber nicht die ihren. Niemand rettete Überschussmenschen. Auch nicht ein ehemaliger Überschussmensch, den das Schicksal unter gen-modulierte Superwesen verschlagen hatte. Melvin wusste selbst im Rausch der Neurobeschleunigung um seine Grenzen. Er tat für diese Menschen, was er konnte. Er und die Smarties gaben ihnen eine Chance. Die Wachen waren tot. Die Überschussmenschen konnten ihr Schicksal in die Hand nehmen, fliehen und versuchen unterzutauchen.
    Draußen war der Luftfisch der Aliens bereits niedergegangen. Ein Frachter, so breit, dass seine Heckflossen auf den Rändern des Hafenbeckens aufsetzten. Eine Handvoll weiterer Luftfische flog über ihnen Patrouille. Melvin erinnerten sie an Haie, die um ihre Beute kreisten, bereit, sich auf alles zu stürzen, was ihnen zu nahe kam.

    Die befreiten Seelenspringer strömten durch das aufgeklappte Frachttor in den Luftfisch. Smarties folgten ihnen. Sie sicherten den Rückzug mit ihren TAR-21, feuerten immer wieder kurze Salven ab, um die Überschussmenschen zurückzutreiben, die jetzt aus den Hallen und zu dem Luftfisch drängten. Schließlich waren nur noch Melvin, 59b und drei andere übrig. Und dann, als Melvin gerade den Luftfisch betreten wollte, registrierte er aus dem Augenwinkel einen Schemen.
    Rasend schnell. So schnell, dass Melvin nicht rechtzeitig herumwirbeln und ihm nachblicken konnte. Der Schemen rannte weg.
    »59b, hast du das auch gesehen?«, keuchte er. Er musste sich irren. Nichts war so schnell, dass es seine neurobeschleunigten Sinne hätte überfordern können. Es musste eine Nebenwirkung des Medikaments sein.
    »Ja …«, sagte 59b leise. Es klang, als müsste er sich zu der Antwort zwingen.
    »Was … was war das?«
    Der Smartie antwortete nicht. Er stand starr, als hätte der Anblick ihn aus seiner beschleunigten Welt gerissen und gegen eine Wand geschleudert, die nicht existieren durfte. Dann schüttelte er sich, glitt nach vorn, kam auf den Vorderhänden zur Ruhe.
    »Nichts«, antwortete er schließlich und wandte sich ab. Melvin hörte noch, wie er gurgelnd etwas in sein Funkgerät flüsterte, dann war er in dem Luftfisch verschwunden. Melvin folgte ihm.
    Schweigend sanken der Mensch und der Smartie auf den Boden des Frachtdecks. Melvin spürte ein Kribbeln in den Gliedern, das erste Zeichen dafür, dass die Wirkung des Neurobeschleunigers ihren Höhepunkt überschritt.
    Der Luftfisch startete. Melvin streckte sich, sah aus einem Fenster. Immingham Dock schrumpfte unter ihnen zusammen, eine Handvoll rechteckiger Umrisse, an die dunkle Mündung des Humber geschmiegt. Vereinzelte Lichter schlossen
sich im Südwesten an. Sie gehörten zum Ort Immingham. Als der Luftfisch an Höhe gewann, verlor Melvin das Dock aus den Augen. Die Lichter von Grimsby und Kingston upon Hull ließen die Anlage in der Dunkelheit zwischen ihnen verschwinden. Der Luftfisch ging in den Horizontalflug über und schickte sich an, Fahrt aufzunehmen …
    Ein Lichtblitz verschluckte die Landschaft unter ihnen. Melvins neurobeschleunigte Sinne reagierten, bevor das Licht seine Augen blenden konnte. Er stieß sich zur Seite. Einen Augenblick lang tauchte der Blitz das Frachtdeck in grelles, hartes Licht. Als es erlosch, stemmte Melvin sich hoch und sah aus dem Fenster. Immingham Dock hatte aufgehört zu

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