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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Vergeudung, so vorzugehen. Das gibt er zu. Aber das macht nichts. Wir schwimmen in Munition.
    Ich habe mich geweigert, ein Gewehr zu nehmen. Seitdem bin i… Jemand schießt.
    Der letzte Akt beginnt.
    Ich will nicht sterben. Nicht jetzt, wo das neue Leben zum Greifen nahe ist.
     
    - Auszug aus dem Notizbuch des Bernhard Ratschik, vormals ebenso gefeierter wie umstrittener Alien-Prediger, abgetaucht am 30. Juni 2066. Das Notizbuch wurde am 21. Dezember 2066 neben der Leiche Ratschiks gefunden.

KAPITEL 4
    Diane war allein in der Tiefsee.
    Alles blieb hinter ihr zurück: der Marianengraben, das unterseeische elektromagnetische Riesengeschütz der Seelenspringer, die Seelenspringer selbst, die Lebendigen ebenso wie diejenigen, die Diane in Stücke geschossen hatte, um ihren alten Kameraden von der Strawberry Bitch den Sprung in den Orbit zu ermöglichen, der Alien-Anführer Pasong und Dianes nutzlos gewordene, leer geschossene Gewehre.
    Vor Diane lag der Pazifik - und Melvin.
    Wenn sie dem Anzug vertrauen konnte, der sie vor der Tiefsee schützte und sie von Ozeanien nach Norden dirigierte.
    Und das musste sie. Wilbur hatte ihn ihr gegeben, bevor sie aus der Superhero gestiegen war, um sich mit der Waffe in der Hand der Flut der Seelenspringer entgegenzustemmen. Die Zeit war knapp gewesen, zu knapp für lange Erklärungen, eigentlich für Erklärungen irgendwelcher Art. Wilbur hatte ihr gesagt, dass der Anzug sie unter dem Meer schützen, sie führen würde. Dass Hero den Anzug entworfen hätte, die Aliens ihm dabei geholfen hätten. Das war alles, und soweit Diane es beurteilen konnte, traf es zu.
    Der Anzug hielt dem Wasserdruck stand, er gab ihr Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken, eine merkwürdige Paste zu essen, die Diane an das Klischee der Astronautennahrung aus dem vorigen Jahrhundert erinnerte, er schaffte ihren Urin und Kot davon - kurz: Er stellte eine Welt für sich dar. Eine fremde Welt. Die Luft im Anzug spendete ihr den Sauerstoff, den sie benötigte, aber sie roch seltsam. Eine Mischung aus Moos und Schweiß - ihr eigener? Wieso roch er dann so
fremd? - und widerlich süßlich. Das Wasser, das Diane trank, musste aus dem Salzwasser des Pazifik aufbereitet sein, aber es schmeckte nach dem Ozean einer anderen Welt. Glitschig und entfernt nach gegrilltem Fleisch. Diane versuchte den Geschmack mit dem Einzigen wegzuspülen, das sie besaß: weiterem aufbereitetem Wasser.
    Es gelang ihr, denn sie folgte einem guten Stern. Er stand im Display ihres Anzugs, der Innenscheibe des Helms, die ihr wie die gewölbte Decke eines Planetariums erschien. In der Mitte des Displays stand der Stern, funkelnd. Er blieb in der Mitte, solange sie nach Norden steuerte. Verlängerte sie diesen Kurs von ihrem Ausgangspunkt, der Alien-Stadt im Südostpazifik, würde er sie der Länge nach durch den Ozean führen, weit weg von jedem Land. Erst hoch im Norden würde sie auf die Westküste Sibiriens, die Ostküste Alaskas oder die Inselkette der Aleuten treffen, je nachdem, wie stark ihr Kurs nach Osten oder Westen abwich. Aber vorerst blieb es bei Norden: Steuerte sie in eine andere Richtung, wanderte der Stern zum Rand, wurde sie unruhig, und kalter Schweiß brach ihr aus. Die Erklärung lag auf der Hand: Der funkelnde Stern führte sie zu Melvin. Sie wollte zu Melvin, also folgte sie ihm.
    Es war nicht schwierig, und während der Anzug sie stetig nach Norden trug, blieb ihr Zeit, den funkelnden Stern zu bewundern und sich nach Melvin zu sehnen. Diane sah ihn vor sich.
    … Melvin in den späten Vierzigern mit den langen, lockigen Haaren, die so gar nicht zu seiner ungelenken Art passen wollten. Diane verliebte sich auf der Stelle in ihn. Nach außen hin gab Melvin den Retro-Revival-Neo-Hippie, dem es gleich war, dass die Welt zum Teufel ging, solange er nur Gelegenheit bekam, bis dahin das Maximum an Vergnügen aus ihr herauszuquetschen. Doch Diane durchschaute ihn. Sie erkannte den harten, unbeugsamen Kern unter der Maske. Er zog sie unwiderstehlich an …
    … Melvin in den Fünfzigern: die Haare kurz und gescheitelt, in einem maßgeschneiderten Anzug, der an ihm ebenso
schräg hing wie alle Anzüge dieser Welt. Als handele es sich um ein schlecht sitzendes Kostüm. Er brauchte es für den Marsch durch die Institutionen, dem er sich verschrieben hatte. Er wollte das Herz Amerikas für sich gewinnen, den einzig denkbaren, gewaltlosen Weg zu den Freiheiten gehen, die ihre Eltern noch wie selbstverständlich ihr Eigen genannt

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